Heißkalte Sehnsucht
Ich kann mir ein Taxi nehmen! Oh, hallo, Judd.“
Mit einem kräftigen Fluch nahm Alex hinter dem Steuer Platz. Bess blieb gar nichts anderes übrig, als einzusteigen.
„Wie geht es Holly?“
„Sehr gut, danke.“ Selbst Judd entging die Spannung nicht, die auf einmal in der Luft stand. Und Alex’ finstere Miene ließ nichts Gutes ahnen. „Sie hat sich bei Ihnen auf der Party wirklich sehr gut amüsiert.“
„Das freut mich. Sie müssen unbedingt wiederkommen.“ Mit atemberaubender Geschwindigkeit bog Alex um die Ecke, sodass die Reifen quietschten. Bess schlug die Beine übereinander. „Darf ich fragen, wohin wir fahren, oder bin ich schon wieder verhaftet?“
„Ich sollte Sie wirklich auf die Wache bringen, nur um Ihnen eine Lektion zu erteilen“, entgegnete Alex grimmig. „Aber ich fahre Sie jetzt nach Hause.“
„Vielen Dank, zu liebenswürdig!“
Alex warf ihr einen Blick im Spiegel zu. Sie wirkte noch immer aufgebracht, aber er konnte keine Spur von Schuldbewusstsein bei ihr entdecken. Diese Frau war wirklich unglaublich!
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie dumm sind, Miss McNee. Und wie die meisten dummen Leute macht Sie das leider auch sehr gefährlich.“
„Ach, ja?“ Bess lehnte sich nach vorn, zwischendie beiden Männer. „Und was bitte soll das heißen, Sie Besserwisser?“
„Das kann ich Ihnen sagen! Nicht genug damit, dass Sie sich einmal von mir in dieser Gegend wegen Prostitution verhaften lassen. Nein, es hat Ihnen dort anscheinend so gut gefallen, dass Sie unbedingt eines der Mädchen ansprechen und sich danach noch einen kleinen Streit mit ihrem Zuhälter leisten mussten. Ein Zuhälter, der es gewöhnt ist, seine Nutten zu schlagen.“
„Sie haben die Situation völlig falsch verstanden“, entgegnete Bess stirnrunzelnd. „Ich habe mich mit dem Mädchen unterhalten, ja, aber das ist doch wohl noch nicht strafbar, oder? Es rechtfertigt jedenfalls nicht Ihr Verhalten, einfach ins Restaurant zu stürmen und mir eine Szene zu machen. Wie ich schon gesagt habe, ich kann auf mich selbst aufpassen!“
„Wenn ich nicht gekommen wäre, lägen Sie jetzt vielleicht mit gebrochener Nase im Krankenhaus, ist Ihnen das klar?“
„He, Alex!“
„Was ist denn, Judd?“
„Ich will euch zwar nicht unterbrechen, aber sie haben gerade etwas durchgegeben. Ein Raubüberfall auf einen Getränkehandel.“
Alex ließ sich von der Zentrale die genaue Adresse geben, dann schalteten sie die Sirene an und fuhrenmit heulendem Blaulicht in die entgegengesetzte Richtung. Bess saß auf dem Rücksitz des Wagens und beobachtete alles mit leuchtenden Augen.
Als sie am Ziel ankamen, wandte Alex sich drohend zu ihr um. „Sie bleiben im Wagen, verstanden? Wenn nicht, drehe ich Ihnen den Hals um!“
„Keine Angst, ich bleibe hier.“ Jetzt war es Bess doch etwas mulmig zu Mute. Sie hatte beobachtet, wie die beiden Männer ihre Waffen in Bereitschaft genommen hatten. Mit einem Mal schien es doch noch ernst zu werden.
Fasziniert beobachtete sie die Wandlung, die in Alex’ Gesicht vor sich ging. Ab dem Moment, als er von dem Raubüberfall gehört hatte, war sie für ihn nicht mehr existent gewesen. Er hatte seine Polizistenmiene aufgesetzt und war wieder in seine berufliche Identität geschlüpft. Jetzt gab es nichts anderes mehr für ihn als den Job, der vor ihm lag – ein möglicherweise sehr gefährlicher Job.
Und noch etwas anderes hatte Bess beobachten können. Es war ein Ausdruck in seinen Augen gewesen, den sie noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Leben und Tod waren darin und ein Potenzial für Gewalt, das sie erschauern ließ. Bess schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich ging alles glatt!
In einem Punkt hatte Bess sich geirrt – Alex hatte sie nicht vergessen. Es ärgerte ihn zwar, denn er warstolz auf seine Fähigkeit, völlig abschalten zu können, wenn die Arbeit es verlangte. Aber mit Bess schien ihm das irgendwie nicht zu gelingen. Doch je näher er kam, desto mehr wurde er von der Szene vor ihm gefangen genommen.
Angst – das war das Erste, was er roch. Unschuldige Menschen waren in diesem Laden, ein Mann und eine Frau, und sie hatten Angst.
Alex bedeutete Judd, dass sie jeder einen der Eingänge übernehmen sollten. Er hoffte nur, dass sein Partner sich nicht von der eigenen Furcht übermannen lassen würde. Dies war Judds erster Einsatz bei einem Raubüberfall, und man konnte nie vorher wissen, wie ein Mann reagieren würde.
Die 9-mm-Waffe fühlte sich sicher und
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