Heiter weiter
verschenkten die Möbel. In Alanya fiel es ihnen nicht schwer, sich einzuleben. Die Menschen sind freundlich, das Wetter ist wunderbar. Das Meer warm und ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Auf dem Dach hilft eine drei Meter große Satellitenschüssel, alle Informationen aus der Heimat zu empfangen, die Kinder kommen abwechselnd zu Besuch. Einziger Wermutstropfen: die Sprache. Jetzt heißt es im kommenden Jahr: Türkisch lernen. Damit der neue Wohnort wirklich zu einer Heimat wird. Denn zurück wollen sie nicht, die beiden. Das steht inzwischen fest.
Sie planen eine Alters-WG oder ein Mehrgenerationenhaus
Wenn Ihnen all dies nicht so gut gefällt, könnten Sie sich ja noch überlegen, mit guten Freunden eine Alters-WG zu gründen. Ich kann mich gut erinnern, dass wir einst als noch junge Frauen darüber nachgedacht haben.
Ein gemeinsames Haus, jeder sein eigenes Zimmer, eine große gemeinsame Wohnküche und vielleicht für uns alle eine Betreuerin. Die wir uns dann auch leisten könnten.
Inzwischen denke ich, dass das ein großes Projekt ist, das mit ebensolcher Ernsthaftigkeit angegangen werden muss. Also: Die Menschen, die da zusammenziehen, müssen wirklich zusammenpassen und sich gut verstehen. Meist sind das dann die alten guten Freunde, die einen ein Leben lang begleitet haben. Für eine solche Alters-WG sollte man sich auf eine Sprecherin, einen Sprecher einigen, der das ganze Projekt über ein, zwei Jahre moderiert, also in der Entstehung begleitet. Wenn die Wohngemeinschaft dann tatsächlich ein passendes Haus oder einen Hof auf dem Land gefunden hat, wenn jeder zufrieden ist und die Zugeständnisse nicht zu groß sind – dann kann man das sicher angehen. Wobei ich denke, dass sich Frauen unter sich besser organisieren und arrangieren als Paare. Aber: »Give it a try«, so sagen die Briten. Versuchen Sie’s – das ist es allemal wert.
Erfolg versprechender scheint die Mehrgenerationen-Idee. Darüber finden Sie vieles im Internet. Der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf hat darüber ein kluges Buch geschrieben: »Grau ist bunt«. Aber er räumt auch ein, dass seine Frau und er zehn Jahre an dem
Projekt gearbeitet haben, sich die Mitbewohner genau und klug ausgesucht haben. Weil sie auf keinen Fall wollten, dass das Projekt nichts wird. Sie alle leben bis heute noch in ihrem Mehrgenerationenhaus zusammen. Von denen es in Deutschland immer mehr gibt. Aber wie gesagt: Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie dieser Gedanke fasziniert!
KAPITEL 9
Kinder und Enkel neu entdecken
Die meisten berufstätigen Mütter haben ja ein Leben lang im tiefsten Inneren ein schlechtes Gewissen: War ich auch genug für die Kinder da? Was habe ich alles versäumt? Warum läuft es bei uns nicht so wie bei all den anderen tollen Eltern (die auch nicht immer die ganze Wahrheit erzählen, aber das merkt man oft erst später)? Jetzt, im dritten Leben, denkt man sich dann: »Jetzt kann ich ja vieles wiedergutmachen.« Aber der Mensch denkt und Gott lenkt – und so kommt es oft doch ganz anders.
Denn wenn die Kinder älter werden, sind sie zwar biologisch immer noch Ihre Kinder, haben sich aber längst zu eigenständigen Erwachsenen entwickelt. Zum Teil mit eigenen Kindern, Partnern, mittendrin in dem Leben, das man selbst jetzt hinter sich hat. Wer es daher nicht schon während der aktiven Berufszeit geschafft hat, eine nahe Beziehung zu den Liebsten aufzubauen – der wird sich im Alter schwertun. Noch dazu, wenn die Lebenspartner der Kinder einem nicht hundertprozentig liegen. Was ja vorkommen soll. Denn welche Schwiegertochter ist schon so perfekt, dass sie den himmlischen Sohn verdient?
Aber erst mal die gute Nachricht für das dritte Leben: Die meisten älteren Menschen in Deutschland haben Kinder. Denn die Nachkriegsjahre bis Mitte der 1960er-Jahre waren die goldenen Jahre des bürgerlichen Ehe- und Familienmodells. Die Krisen- und Kriegsjahre und der neue Frieden erhöhten den Wunsch junger Frauen und Männer nach einem geordneten privaten Familienleben. Dazu erlaubte es der rasche Wirtschaftsaufschwung, früh zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen. In Deutschland sprach man damals von einem »Babyboom«. Wobei vor allem das klassische Modell der bürgerlichen Kleinfamilie – Mutter, Vater, zwei Kinder – sehr verbreitet war. Von allen Frauen, die nach 1940 geboren wurden, hatten nur zehn Prozent keine Kinder. Und so haben nur wenige der heute in Rente oder Pension lebenden Menschen keine Kinder. Das wird dann
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