Heiter. Weiter.
Tagtäglich?“ Die Hilfsbereitschaft unterwegs und der Pilger untereinander ist groß. Doch man darf sie nicht einfordern.
Der Wanderer braucht nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch etwas im Magen. Frankreich ist nicht billig! Ein Picknick kostete mich zehn bis zwölf Euro. Teuer wird es, wenn man nach stundenlangem Marsch in der Sommerhitze endlich ein geöffnetes Bistro entdeckt. Für ein Fläschchen Mineralwasser oder ein Bier vom Fass werden etwa 2,50 Euro berechnet. Meist ist der Pilger der einzige Gast im Lokal und erhoffte soziale Kontakte finden nicht statt. Dunkle Wolken drohen mir seit dem Morgen, doch sie können mein Wandergemüt nicht eintrüben, da kein Regen fällt. Hin und wieder taucht die Muschel-Markierung auf. Meist gehen wir aber getrennte Wege. Ich habe Boën mit schnellem Schritt verlassen, da ich die Hoffnung hege, am Ende meiner Tagesetappe in der Stadt einen Schuhmacher zu finden, der mir eine neue Sohle auflegt.
Auf dem Weg von Montverdun nach Chalain-d'Uzore hält ein Fahrer sein Auto an. Will er mich mitnehmen? Ein solches Angebot werde ich ablehnen, jeder Meter, jeder Zentimeter wird gelaufen. Nein, der Mann fragt, ob ich auf dem Weg nach Santiago sei. Er wünscht mir alles Gute. Und ruft „Ultreja!“ Es ist der Ruf der Pilger. Ultreja - vorwärts, weiter! Weiter nach Santiago de Compostela. Jakobspilger sind hier keine Seltenheit, das gelb-blaue Zeichen mit der Muschel bringt öfter Rucksackbepackte auf den Weg. Es soll Pilgerherbergen in der Gegend geben. Ich hätte mir den örtlichen Pilgerführer mit dem Verzeichnis der Unterkünfte besorgen sollen. Dank der Symbole ist so ein Heft auch für die der französischen Sprache nicht Mächtigen hilfreich. Aber ich möchte meine Wegführung von damals wiederholen.
Ein Schuster, ein Cordonnier, ist in Montbrison bald gefunden. Doch er zeigt auf einen Haufen Schuhe und meint, ich müsse zwei Tage warten. Ich will weiter, nicht warten. Bestimmt finde ich in Le Puy einen weiteren Cordonnier. Ich mache mir wegen der Schuhreparatur keine Sorgen: Je länger ich unterwegs bin, desto gelassener werde ich.
Meine Feierabendschoppen kosteten heute fünf Euro, die Übernachtung 4,55 Euro, Einkauf für das Abendessen und Frühstück knapp dreizehn Euro. Hinzu kamen Ansichtskarten plus Porto und einer neuen Landkarte. Die Kosten für den Schuster habe ich mir immerhin gespart, heute.
Per Sie.
Pernod.
Per Du.
Perdu.
Seit ein paar Tagen stelle ich mit Freude fest, dass nicht nur in Städten wie Montbrison, sondern auch in den kleinen Orten meist ein Café, Lebensmittelladen oder Bäckerei vorhanden sind. So hat der erschöpfte Wanderer die erwünschte Stärkung nicht nur vor Augen, sondern vor sich auf dem Tisch.
Dumm gelaufen: Ich bin zwischen Margerie-Chantagret und Saint-Jean-Soleymieux an einer Abzweigung vorbeigelaufen, die mich zu einer alten sehenswerten Brücke geführt hätte. Ärgerlich, doch ein Rückwärts gibt es für mich nicht. Überraschend bietet die neue Bar in Marols nicht nur Essen, Trinken und Freundlichkeiten, sondern auch Käse und Wurst aus dem Umland, ein Obst- und Gemüsestand hält Gesundes bereit. Die Waren kann man im Lokal verspeisen oder mitnehmen. Ich bitte um ein Omelett, zubereitet aus Eiern beachtlicher Größe. Das Lokal nennt sich mit Recht „Bar Multiservices“.
So summieren sich die Ausgaben. Mal benötige ich Sonnenschutzmittel, mal ist ein neuer Strohhut fällig. Die Zahnpastatube ist leer, in der größeren Stadt weckt die deutsche Tageszeitung mein Interesse und immer wieder Mineralwasser, literweise. Selbstverständlich existieren auch in Frankreich Discounter, die befinden sich aber nicht am Wanderweg. Kleine Läden sind teuer. Ohne mir Luxus zu leisten, aber ab und zu ein Gläschen, habe ich in Frankreich pro Tag gut 40,00 Euro benötigt.
Aus Saint-Bonnet-le-Chateau kommt die Pétanque-Kugel - in zweifacher Hinsicht. Hier wurde sie erfunden und hier ist auch die weltgrößte Fabrik zur Herstellung dieses Spielgerätes. Wer mir nicht glaubt, kann sich im hiesigen Pétanque-Museum über den französischen Nationalsport informieren. Dann wird er auch den Fehler vermeiden, zu glauben, Pétanque und Boule sei das gleiche. Boule verhält sich zu Pétanque wie Bär zu Panda.
Ich wurde auf angenehme Weise im Clubheim „Société Boule Fraternelle“ in die Thematik eingeführt. Am Campingplatz gelegen, hielt ich die Vereinsräume für ein öffentliches Lokal, bestellte ein Glas Wein. Als ich
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