Heiter. Weiter.
verschwunden. Wirkt so ein Topfen auch von innen? Vielleicht wird die große Tour doch möglich ...
In Castilion hat ein guter Mensch eine Scheune mit alten Sesseln und Sofas ausgestattet, so einen Unterstand für Pilger geschaffen. Einfach, primitiv, einfach rührend. In Spanien hätte man da eine Bar eingerichtet, mit Kaffee, Wein, Weck und Wurst. Ach ja, Spanien! Von Arthez-de-Béarn hat man eine atemberaubende Sicht auf die Pyrenäen. Das wäre was gewesen - nach Sevilla und weiter bis Gibraltar. Ein Europäischer Fernwanderweg beginnt bereits in Afrika. „Von Gelnhausen nach Gibraltar“ -welch ein Untertitel für mein Buch! Dabei könnten einige sagen: „Es gibt unüberschaubar viele Bücher über den Jakobsweg. Jetzt fängst Du da auch noch an! Zu spät, der Kerkeling hat das Feld schon bestellt.“
Als ich 2004 von Santiago zurückkam und hin und wieder zu einem Vortrag über die Wanderung eingeladen wurde, da gab es Zuhörer, die gerne etwas „zum Nachlesen“ mitgenommen hätten - bitte schön: Das Buch ist jetzt greifbar nahe! Vor allem: Ich konnte den Weg noch einmal beim Tippen tippeln. Mir hat das Schreiben Spaß bereitet und wird das Buch nicht freiwillig gekauft, habe ich in den nächsten Jahren stets Geschenke für Geburtstags- und Weihnachtsfeste.
In Navarrenx ist Fest, und meine Schmerzen sind wie weggeblasen
Ich bin nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden. Gestern legte ich ganz locker 30 Kilometer zurück, bis ich in Arthez-de-Béarn in der Gîte mein Bett fand. Ein Laden hatte schon früh geöffnet, ich konnte mich mit Paprika, Aprikosen und Bananen fürs Frühstück versorgen. Zwei Äpfel bekam ich vom Inhaber geschenkt. Mir reicht das für unterwegs. Einige Pilger führen stets einen beachtlichen Lebensmittelvorrat mit sich - für den Notfall. Motto: Wörscht, Käs statt worst case. Kaum habe ich den Fluss zum Pyrenäenvorland überquert, ziehen dunkle Wolken auf. Als ich die ersten Häuser von Maslacq erreiche, fallen die ersten Tropfen. Nass, aber nicht durchnässt, sitze ich im Hotel beim Getränk. Draußen gießt es gewaltig. Laut Wetterbericht soll am Mittag wieder die Sonne scheinen. So lange warten? Schaffe ich es noch bis zum Tagesziel? Hier im Ort gibt es eine Gîte und unterwegs eine weitere. Ich mache mich nicht verrückt, ich mache mich auf. Der Regen hat aufgehört. Sauvelade ist für den Pilger interessant als ehemalige Abtei, aber auch als Herberge mit kleinem Restaurant und Lebensmittelabteilung. Dort wird mehr angeboten als in so mancher Épicerie in den Dörfern. Frische Champignons, Milch, Wurst, Tomaten, Eier und diverse Konserven versucht die geschäftstüchtige Chefin an Mann und Frau zu bringen. Sie fragt mich gleich bei der Begrüßung, ob ich eine Pizza möchte. Möchte ich aber nicht, nur ein Omelett, bitte.
In Navarrenx ist Fest! Aus diesem Grund sind die Herbergen geschlossen und die Pilger in Panik. Sind die Herbergen belegt mit angereisten Verwandten? Mit Musikern? Ein Hotelzimmer ist nur mit Glück und großem Schein zu bekommen. Mir egal, ich habe mein Zelt dabei. Der Campingplatz, unter englischem, aber freundlichem Management, gehört aber nicht zu den preiswertesten seiner Art.
Zehn Senioren, gekleidet in weiße Hosen und roséweinrote Hemden, die Kreissäge auf dem Kopf, spielen wundervolle Musik, spanische und lateinamerikanische Weisen. Es wird getrommelt, geblasen und gesungen. „Yo vendo unos ojos negros.“ An der improvisierten Bar gibt es Tapas und Getränke zum kleinen Preis, wunderbar. Ein Weinhändler bietet informativ und stolz einen Madiran aus der Domaine Berthoumieu an.
2004 musste ich mit ansehen, wie ein Pilger in der Taverne „Saint-Jacques“ ein sensationell großes Steak verspeiste, ich musste es mir aus Kostengründen versagen. In diesem Jahr möchte ich es nachholen. Doch das Haus bietet festbedingt heute nur ein Menü an: Pastete, Kartoffeln mit Hackfleisch, Kuchen und eine Scheibe Käse. Das kostet mich genau 20 Euro. Festpreis. Ich gehe wieder zur Musik. Der Wein schmeckt. Die Musiker trommeln und blasen, was das Zeug hält. Auch meine Schmerzen sind wie weggeblasen.
Freundschaften, die die restliche Lebenszeit andauern werden
Ich verlasse Navarrenx und überbrücke den Oloron nach Castetnau-Camblong. Hier lege ich in der weihnachtsgrußwürdigen winzigen „Bar + Tabac“ der Familie Salamitou eine Pause ein. Die Leute aus dem Ort seien früher fünfundzwanzig Kilometer gelaufen, so Madame, um Eisenstangen
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