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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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das Dunkel über ihren Aufenthalt verdammte. Da erschien Hanumat, der glücklich wieder das Festland erreicht hatte, vor dem Trauernden.
    »Ich habe Sita gesehen, edler Raghawer!« rief er, nachdem er den Ehrwürdigen rechtshin umwandelt hatte. »Durch mich grüßt sie dich als deine getreue Gattin!«
    Rama umarmte den treuen Freund und hörte voll Sorge dessen Bericht. Ach! nun wusste er, wo die Geliebte weilte und sah sich ferner von ihr als je. Das Meer, das unerbittliche Meer lag zwischen ihnen.
    Wie um eine Tote klagend erhob er die Stimme!
    Doch Hanumat, der Wackre, spendete Trost.
    »Raghawer! Du kennst dich selbst nicht!« rief er. »Hast du den Dandakawald vergessen, tapfrer Dämonenvernichter, und deinen Sieg über Paraschu-Rama? – Vergessen, dass du Götterwaffen führst, und dass der frömmste Krieger, der tapferste Priester, dich sie gebrauchen lehrte? – Auf, auf! ans Meer! bring ich nur ein Dutzend von uns hinüber, so schlagen wir das ganze Dämonengesindel auf Lanka zuschanden!«
    So fasste Rama wieder Mut.
    König Sugriva zog sein Heer zusammen und wie ein anderer Ozean wälzten sich die Wogen des kriegerischen Affenvolkes südwärts nach dem Gestade des Meeres.
    Die Dämonen der Luft brachten ihrem Herrscher die Kunde vom Heranfluten des Affenheeres unter der Führung des Rächers Rama.
    Ravana hielt mit den Seinen Rat.
    Vibhischana, das verhutzelte Männlein, welches sein Leben in Liebe und Erbarmen hinbrachte, erhob sich und flehte den mächtigen Bruder an: »O Ravana, sende das unglückliche Weib seinem Gatten in Ehren zurück! Lass nicht wieder Blut fließen, um deiner Frevel willen! O hör' auf mich, Bruder! Ich ahn' es: Dein Maß ist voll vor dem Schicksal! Halt' Frieden, Unseliger, halt' Frieden!«
    »Ach bring' doch den kindischen Greis zum Schweigen, Vater!« rief Indradschit. »Er heult wie der Schakal hinter dem Tiger!«
    Ein anderer schrie: »Ei, König, mach' doch das Püppchen mit Gewalt zu deiner Gattin, da verläuft der ganze Streit im Sande!«
    »So? Du Überkluger!« zischte Ravana. »Und mein Leben rinnt mit davon, da doch mein eigener Sohn seinen Fluch über mich geplärrt hat!«
    »Weckt den starken Kumbhakarna, der frisst euch die Affen, wie der Kokila die Blattläuse!« rief ein Dritter.
    Der Rat schien allen gut.
    Kumbhakarna wurde samt seinem Bett in die Halle gerollt, und man schrie ihm die Nachricht ins Ohr, dass Rama mit dem ganzen Affenheer anrücke, um Sita zu befreien.
    »Ei, gebt doch die Dirne dem Dummkopf zurück, wenn er ihr über Land und Meer nachläuft! – Und mich lasst schlafen!« sprach er gähnend, streckte sich wieder auf sein Lager und war im nächsten Augenblick eingeschlafen.
    »Ja, gib Sita ihrem Gatten wieder!« flehte Yibhischana aufs Neue.
    »Schweig, Feigling, im Rate der Männer!« schrie Indradschit dem Bittenden zu.
    »Du bist ein Knabe gegen mich, Indradschit!« erwiderte der Greis. »Dein knabenhaftes Ungestüm taugt nicht in den Rat der Erfahrenen!«
    Aber Ravana stellte sich an die Seite seines kühnen Sohnes, und beide verhöhnten den friedlichen Alten, bis er, vor Zorn und Scham zitternd, die Halle verließ. Draußen rief Vibhischana vier seiner getreuesten Diener und entwich mit diesen Genien auf Sturmesflügeln von der Insel.
    Als die fünf das Festland erreichten, fanden sie dort das Affenheer und seine Führer in großer Ratlosigkeit vor dem wild bewegten Meer.
    Vibhischana nahte sich Rama mit allen Zeichen der Ergebung und riet dem Bekümmerten, sich in Opfer und Gebet an den Herrn des Meeres zu wenden.
    Drei Tage lang feierte der Raghuide den Gott in einem glänzende Fest, doch Sagara, der Beherrscher des Ozeans, gab kein Zeichen, dass ihm das Opfer genehm sei.
    Da griff der zürnende Rama zu seinen göttlichen Waffen und schoss Pfeil um Pfeil in die kristallene Wohnung des Wellenherrn. Als das alles vernichtende Brahmageschoß auf Ramas Bogen blitzte, da zögerte der Gott nicht länger und erschien über den schmerzbrüllenden Wogen, ihnen Schweigen gebietend.
    Ehrerbietig neigte er das perlengeschmückte Haupt vor seinem Bezwinger: »Verzeih', dass erst die Waffe des Allmächtigen mich zwingt, vor dir zu erscheinen! Doch wie stünde es um die Erde, wenn das Meer um weniger sein Bett verließe! Senge meine Fluten nicht mit deinen Feuerpfeilen hinweg, denn ich will dir helfen, den zehnköpfigen Dämon zu bezwingen. Hör' meinen Rat: Lass von deinem Millionenheer die Berge auf meinen Grund türmen, bis Gipfel sich an Gipfel zur

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