Held von Garathorm
zu fallen?" Er lächelte leicht und murmelte, mehr zu sich selbst als zu den anderen: „Merkwürdig, daß der Tod immer unwillkommen ist, obgleich ich doch mein Los verstehe." Sie hatten ihre Reittiere zurückgelassen und schlichen nun durch die Bäume, so leise sie konnten. Den toten Kriegern des Dunklen Imperiums, die Baron Kalan geführt hatte, hatten sie die Flammenlanzen abgenommen und sich damit bewaffnet.
Jhary kletterte voraus. Er blieb stehen und hob Vorsicht heischend die Hand, als er durch das Laub in die Tiefe blickte und seine Nase rümpfte.
Sie sahen Ymryls Lager unter sich. Er hatte es unmittelbar am Rand der Stadt aufgeschlagen. Sie sahen auch Ymryl selbst und das Gelbe Horn, das bei jeder Bewegung auf seiner nackten Brust hüpfte. Er trug nur seidene Beinkleider über nackten Füßen. Seine Arme bedeckten Lederbänder, dicht mit Juwelen besetzt, und um die Mitte hatte er einen breiten Gürtel geschlungen, in dem sein schweres Schwert, ein breiter Dolch und eine Waffe steckten, mit der man winzige Pfeile über weite Entfernungen schießen konnte. Sein dichtes, wirres Haar hing ihm ins Gesicht, und seine unregelmäßigen Zähne blitzten, als er seinen neuen Verbündeten mit einem nervösen Grinsen bedachte.
Dieser neue Verbündete war gut neun Fuß hoch, sechs Fuß breit und hatte dunkle Schuppenhaut. Er war nackt, ein Hermaphrodit, und aus seinem Rücken wuchs ein Paar ledriger Flügel, die er gefaltet hatte. Er schien Schmerzen zu haben, wenn er sich bewegte, wie jetzt, um nach den weiteren Überresten eines Kriegers zu greifen, an denen er hungrig kaute.
Das Beunruhigendste an ihm war sein Gesicht. Es veränderte sich ständig. Einen Augenblick wirkte es abstoßend brutal und häßlich, im nächsten war es das eines makellos schönen Jünglings. Nur die Augen, die schmerzerfüllten Augen, veränderten sich nicht. Hin und wieder funkelten sie vor Intelligenz, doch gewöhnlich wirkten sie grausam, wild, primitiv.
Ymryls Stimme zitterte, aber sie klang auch triumphierend. „Ihr werdet mir nun beistehen, nicht wahr, Lord Arioch? So vereinbarten wir es in unserem Pakt."
„Ah, der Pakt", brummte der Dämon. „Ich habe so viele abgeschlossen. Und so viele haben ihn in letzter Zeit gebrochen."
„Ich bin nach wie vor Euer treuer Diener, mein Lord."
„Ich stehe selbst unter Druck. Gewaltige Kräfte werfen sich gegen mich auf vielen Ebenen und in vielen Zeiten. Menschen griffen störend in das Multiversum ein. Es gibt kein Gleichgewicht mehr. Das Chaos zerfällt, und die Ordnung ist nicht mehr."
Arioch schien mehr zu sich als zu Ymryl zu sprechen.
Zögernd fragte Ymryl: „Aber Eure Macht? Ihr habt doch Eure Macht noch?"
„Ja, einen großen Teil davon. Sicher, ich kann Euch hier in Eurer Situation helfen, Ymryl, solange sie anhalten wird."
„Anhalten? Was meint Ihr damit, Lord Arioch?"
Aber der Chaoslord nagte stumm das Fleisch vom letzten Knochen und warf ihn von sich. Dann schleppte er sich schwerfällig durchs Lager und starrte auf die Stadt.
Ilian lief ein kalter Schauder über den Rücken, als sie sah, wie das Gesicht sich erneut veränderte und sich nun in eine feiste Wüstlingsvisage mit faulenden Zähnen verwandelte. Die Lippen bewegten sich, als Arioch vor sich hin murmelte: „Es ist reine Ansichtssache, Corum. Wir folgen unseren Launen..." Arioch runzelte nun finster die Stirn. „Ah, Elric, teuerster meiner Sklaven - alles dreht sich - alles dreht sich. Was bedeutet es?" Und wieder wandelte sich das Gesicht und wurde zum Antlitz eines schönen Jünglings. „Die Ebenen überschneiden sich. Die Waagschalen kippen. Die alten Schlachten geraten in Vergessenheit. Alles ändert sich. Sterben die Götter wahrhaftig? Können die Götter sterben?"
So sehr ihr auch vor diesem Ungeheuer ekelte, empfand Ilian unwillkürlich eine merkwürdige Sympathie für Arioch, als sie seine Überlegungen mitanhörte.
„Wie sollen wir zuschlagen, großer Arioch?" Ymryl trat zu seinem übernatürlichen Herrn. „Werdet Ihr uns führen?"
„Euch führen? Es ist nicht meine Art, Sterbliche in die Schlacht zu führen. Ah!" Arioch stieß einen Schmerzensschrei aus. „Ich kann nicht hierbleiben!"
„Ihr müßt, Herzog Arioch! Unser Pakt!"
„Ja, Ymryl, unser Pakt. Ich gab Euch das Horn, das Bruder des Schicksalshorns ist. Und es gibt nur noch wenige, die den Chaosherrschern ergeben sind, nur noch wenige Welten, wo wir überleben können."
„Dann gebt Ihr uns die Macht?"
Wieder änderte sich
Weitere Kostenlose Bücher