Held von Garathorm
später donnerte bereits die erste Welle der Kavallerie, alle in glänzender Rüstung und mit flatternden Bannern, die vier Hauptstraßen zum Stadtplatz entlang.
Der Platz selbst schien verlassen, abgesehen von den Toten, die man dort liegengelassen hatte.
Das Tempo der Reiterei verringerte sich, als die ersten sahen, was vor ihnen lag.
Von irgendwo aus der Höhe war der Ton eines silberhellen Hornes zu vernehmen.
Und schon heulten die Flammenkanonen.
Wo die Kavallerie sich befunden hatte - am Ende aller vier Straßen -, lag nur noch brennender Staub, Funken, die der Wind davontrug, und Asche, die auf den Boden herabsank.
Ilian lächelte in ihrem Versteck auf einem der Bäume. Sie erinnerte sich, wie diese gleichen Flammenkanonen ihr eigenes Volk niedergebrannt hatten.
Die Übermacht des Feindes war nun um einige hundert Krieger geringer. Aber die Flammenkanonen konnten jetzt nicht mehr benutzt werden, da ihre Ladung erschöpft war. Es gehörten ausgebildete Fachleute dazu, sie mit einer genau berechneten Substanz zu füllen, die nur tropfenweise in die einzelnen Kammern gegeben werden durften. Ilian sah nun ihre Leute, die die Kanonen bedient hatten, zum Stadtplatz laufen und in den Häusern verschwinden.
Schweigen senkte sich auf Virinthorm herab.
Und dann erdröhnte aus dem Westen das Klappern von Hufen. Das durch das Laubwerk gefilterte Sonnenlicht spiegelte sich auf edelsteinbesetzten Masken und glänzenden Pferdepanzern.
Aus ihrem Baum, etwa dreihundert Fuß entfernt, rief Katinka van Bak:
„Es ist Kalan und ein Trupp Krieger des Dunklen Imperiums. Sie haben ebenfalls Flammenlanzen."
Baron Kalans Schlangenmaske glitzerte, als er in halsbrecherischem Galopp die breite Straße entlangdonnerte. Aus den Häusern zischten die dünnen roten Strahlen aus Ilians restlichen Flammenlanzen. Mehrere der Strahlen schienen durch Kalan zu dringen, ohne ihm etwas anzuhaben. Da glaubte Ilian, daß ihre Augen sie täuschten, denn nicht einmal der Zauberer konnte gegen diese tödlichen Flammen gefeit sein.
Andere jedoch fielen, noch ehe ihre Kameraden dazu kamen, das Feuer zu erwidern. Sie richteten ihre eigenen Waffen auf gut Glück auf die Häuser, aus denen sie angegriffen wurden, bis die Luft ein Gitter aus rubinroten Strahlen zu sein schien.
Doch immer noch ritt der Baron geradewegs auf den Platz zu. Sein Pferd keuchte, und Blut rann aus den Wunden, die Kalans Sporen ihm gerissen hatten.
Kalan lachte. Es war Ilian ein vertrautes Gelächter, obgleich sie sich anfangs nicht entsinnen konnte, woher sie es kannte, bis ihr bewußt wurde, daß ihr eigenes während der Schlacht am Vortag nicht anders geklungen hatte.
Kalan ritt, bis er zum Stadtplatz kam. Abrupt wich sein Gelächter einem wütenden Aufheulen, als er die Ruinen des abgebrannten Palasts sah.
„Mein Labor!" rief er erstickt.
Er sprang vom Pferd und wanderte durch die Trümmer. Er sah sich mit verzweifeltem Blick suchend um, ohne auf irgendwelche Gefahren zu achten, während hinter ihm seine Männer eine wilde Schlacht mit Ilians Kriegern ausfochten, die aus den Häusern herausgeeilt waren.
Ilian beobachtete ihn fasziniert. Was suchte er?
Zwei von ihren Männern lösten sich aus dem Handgemenge und rannten auf Kalan zu. Er drehte sich um, als er sie hörte, und wieder lachte er, während er sein Schwert zog.
„Laßt mich in Ruhe", rief er den beiden Kriegern zu. „Ihr könnt mir nichts anhaben."
Und nun riß Ilian unwillkürlich den Mund auf. Sie sah, wie einer der Männer sein Schwert in Kalans Brust stieß und die Spitze am Rücken wieder herausdrang. Sie sah Kalan zurückweichen und mit seinem eigenen Schwert eine tiefe Wunde in die Schulter seines Angreifers schlagen. Der Krieger ächzte. Kalan stieß nun die Klinge in den Hals des Mannes und sah zu, wie er in die Asche der Ruine sank. Der andere Krieger zögerte, ehe er mit dem Schwert ausholte, um zu versuchen, dem Lord des Dunklen Imperiums den ungeschützten Unterarm abzuhacken. Die Gewalt des Hiebes war stark genug dazu, aber wieder blieb Kalan unverletzt. Entsetzt sprang der Krieger zurück. Kalan kümmerte sich nicht um ihn, sondern setzte seine verzweifelte Suche unter den verkohlten Leichen und der Asche fort. Nur flüchtig blickte er zu dem Garathormer hoch und brummte:
„Ich kann nicht getötet werden. Also vergeudet nicht meine Zeit, und ich werde auch Euch nichts antun. Ich muß hier etwas suchen. Welcher Narr hat eine so sinnlose Zerstörung angerichtet?" Als der Krieger
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