Held von Garathorm
viel, dieser junge Mann."
„Ja, meine Lady."
Ilian tastete in ihren Gürtelbeutel und spürte die harten Kanten des Schwarzen Juwels. Sie hing ihren Gedanken nach, während sie zu den anderen zurückkehrte, nachdem sie sich von König Treshon verabschiedet hatte.
„Ihr gabt mir den Rat, gut auf dieses Juwel aufzupassen", wandte sie sich an Jhary und hielt den Stein hoch, daß er ihn sehen konnte.
„Ich bin sehr froh, daß er noch hier ist", versicherte ihr Jhary. „Ich befürchtete schon, er wäre dorthin zurückgeholt worden, wo Baron Kalans Leiche jetzt liegt."
„Ihr habt viel von dem geplant, was hier geschehen ist, Jhary-a-Conel, nicht wahr?"
„Geplant? Nein! Ich diene, das ist alles. Ich tue, was getan werden muß." Jhary war bleich. Ilian bemerkte, daß er zitterte.
„Was ist mit Euch? Seid Ihr schlimmer verletzt, als wir dachten?"
„Nein. Aber die Kräfte, die Arioch und Ymryl aus Eurer Welt zogen, greifen auch nach mir. Wir müssen uns beeilen, um zur Höhle zurückzukommen."
„Zur Höhle?"
„Wo wir uns das erstemal begegneten." Jhary sprang auf und rannte zu seinem gelben Gaul. „Setzt Euch auf welches Reittier Ihr auch finden könnt. Und sorgt dafür, daß zwei Eurer Krieger Katinkas Bahre tragen. Bringt Yisselda von Brass mit Euch. Schnell! Eilt zur Höhle!" Und schon ritt er davon.
Ilian stellte fest, daß die Bahre schon fast fertig war. Sie berichtete Yisselda, was Jhary ihr aufgetragen hatte. Dann sahen beide sich nach Reittieren um.
„Aber weshalb bin ich dann noch in dieser Welt?" fragte Yisselda verwundert. „Hätte ich nicht in die zurückkehren müssen, wo Kalan mich gefangen gehalten hatte?"
„Ihr spürt nichts? Nichts, das Euch von hier wegzuziehen versucht?"
„Nein, nichts, gar nichts."
Impulsiv küßte Ilian Yisselda leicht auf die Wange. „Lebt wohl", murmelte sie.
Yisselda sah sie überrascht an. „Kommt Ihr denn nicht mit uns in die Höhle?"
„Doch, ich komme mit. Aber ich mußte ganz einfach jetzt Lebewohl sagen. Ich weiß selbst nicht, weshalb."
Ilian spürte ein wunderbares Gefühl inneren Friedens. Sie berührte das Schwarze Juwel in ihrem Gürtelbeutel und lächelte.
Jhary erwartete sie am Höhleneingang. Er schien noch schwächer zu sein als zuvor. Seine kleine schwarzweiße Katze hielt er an seine Brust gedrückt.
„Ah!" murmelte er erleichtert. „Ich hatte schon Angst, ich würde bei eurer Ankunft nicht mehr hier sein."
Lyfeth von Ghant und Mysenal von Hinn hatten darauf bestanden, Katinka van Baks Bahre selbst zu tragen. Sie wollten damit gerade die Höhle betreten, als Jhary sie aufhielt. „Es tut mir leid", sagte er, „aber ich muß euch jetzt bitten, hier zu warten. Sollte Ilian nicht zurückkehren, müßt Ihr einen neuen Herrscher wählen."
„Einen neuen Herrscher? Was beabsichtigt Ihr mit ihr zu tun?" Mysenal legte die Hand um den Schwertgriff. „Wer kann ihr in der Höhle etwas tun?"
„Niemand wird ihr etwas antun. Aber Kalans Juwel hält immer noch ihre Seele gefangen." Jhary lief der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Er keuchte und schüttelte den Kopf. „Ich kann es euch jetzt nicht erklären. Aber seid versichert, daß ich eure Königin beschützen werde."
Er folgte Yisselda und Ilian, die jetzt Katinka van Baks Bahre trugen.
Ilian war erstaunt, wie tief die Höhle war. Endlos schien sie in den Berg hineinzuführen, und je weiter sie kamen, desto kälter wurde es. Aber sie sagte nichts, denn sie vertraute Jhary-a-Conel.
Sie drehte sich nur einmal um, als sie Mysenals Stimme ihr aufgeregt nachrufen hörte: „Wir wissen nun, daß Ihr keine Schuld habt, Ilian. Ihr konntet nicht anders."
Und sie wunderte sich über den Ton seiner Stimme, und weshalb er es plötzlich so eilig hatte, ihr das zu sagen. Nicht, daß es ihr viel bedeutete, denn sie kannte ihre Schuld, war sich ihrer nur zu sehr bewußt, gleichgültig, was die anderen dachten.
Katinka van Bak fragte mit schwacher Stimme: „War es nicht hier, Jhary-a-Conel?"
Jhary nickte. Als es immer dunkler geworden war, je tiefer sie in den Berg eindrangen, hatte er von irgendwoher plötzlich eine merkwürdige Kugel zum Vorschein gebracht - eine Kugel, die von innen heraus glühte. Er setzte sie jetzt auf dem Boden ab. Ilian holte erschrocken Luft. Neben der Kugel lag die Leiche eines hochgewachsenen, gutaussehenden Mannes, der dick in Pelz gehüllt war. Soweit sie sehen konnte, wies sein Körper keine Wunde auf, auch sonst gab es keine Anzeichen, woran er gestorben
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