Held von Garathorm
rückwärts und blickte auf seine Wunde. „Das gibt es nicht", flüsterte er.
Und wieder stach Ilian zu, diesmal, um das Herz zu treffen, gerade, als Kalan sagte: „Nur Hawkmoon kann mich töten. Es ist unmöglich."
Da fiel er rückwärts in die Asche, daß eine kleine graue Wolke um ihn aufstieg. Selbst seine toten Züge verrieten noch sein Erstaunen.
„Nun sind wir beide gerächt, Baron Kalan", sagte Ilian in einer Stimme, die nicht wie ihre eigene klang.
Sie beugte sich über den Toten, um zu sehen, was Kalan so Kostbares gesucht und gefunden hatte, und nahm es ihm aus den Fingern.
Es war etwas, das wie polierte Kohle aussah - ein ungleichmäßig geschliffener Stein. Sie ahnte, was es war.
Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie, daß das Licht um sie herum sich irgendwie verändert hatte. Es sah aus, als hätten Wolken sich vor die Sonne geschoben, dabei war der Regen erst in zwei Monaten fällig.
Jhary-a-Conel kam auf sie zugerannt. „Ihr habt ihn also getötet!" rief er. „Aber ich fürchte, Eure Tat wird uns noch mehr Unannehmlichkeiten bringen." Er blickte auf das Juwel in ihrer Hand. „Paßt gut darauf auf!" rief er ihr zu. „Wenn wir beide überleben sollten, werde ich Euch zeigen, was Ihr damit tun müßt."
Aus dem verdunkelten Himmel, durch die obersten Zweige von Garathorms titanischen Bäumen, kam ein seltsames Geräusch. Es hörte sich an wie das Flügelschlagen eines gigantischen Vogels. Und gleichzeitig drang ein Gestank herab, der den der Verwesung ringsum wie einen süßen Duft erscheinen ließ.
„Was geschieht, Jhary?" Eine ungeheure Angst erfüllte Ilian. Sie wollte vor dem schrecklichen Ding fliehen, das sich offensichtlich auf Virinthorm herabsenkte.
„Kalan warnte Euch, daß es Folgen haben würde, wenn man ihn hier tötete. Ihr müßt wissen, daß seine Experimente das Gleichgewicht des gesamten Multiversums ins Schwanken brachten. Dadurch, daß Ihr ihn getötet habt, ermöglicht Ihr dem Multiversum, sich selbst zu heilen, aber das wird zu weiteren Störungen führen."
„Aber was verursacht dieses Geräusch? Diesen Gestank?"
„Horcht!" sagte Jhary-a-Conel. „Dann vernehmt Ihr noch etwas anderes."
Ilian lauschte, und nun konnte sie in der Ferne das Auf- und Abschwellen des Kriegshornes hören. Ymryls Horn.
„Er hat Arioch, den Herrn des Chaos, gerufen", erklärte Jhary. „Kalans Tod ermöglichte es ihm endlich, hierherzukommen. Ymryl hat einen neuen Verbündeten, Ilian."
3.
DAS SCHWANKENDE GLEICHGEWICHT
Jhary lachte wild und voll Verzweiflung, als er auf sein gelbes Pferd stieg und immer aufs neue einen Blick zum Himmel warf. Es war noch dunkel, aber das gräßliche Geräusch flatternder Titanenflügel war, genau wie der grauenvolle Gestank, vergangen.
„Nur Ihr, Jhary, wißt, wogegen wir nun kämpfen müssen", sagte Katinka van Bak ernst. Mit dem Ärmel wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Das Schwert, das sie gegen Axt und Keule ausgetauscht hatte, hielt sie in der Hand.
Yisselda von Brass ritt auf sie zu. Am Arm hatte sie eine lange, aber glücklicherweise nicht sehr tiefe Schnittwunde, auf der das Blut bereits verkrustete.
„Ymryl hat seinen Angriff abgebrochen", rief sie. „Ich kann mir nicht vorstellen, welche Strategie er jetzt verfolgt." Sie verstummte, als sie Kalan tot in der Asche liegen sah. „Ah", murmelte sie. „Dann ist er also doch getötet worden. Gut! Wißt ihr, er glaubte nämlich fest, daß nur mein Gatte, Hawkmoon, ihn töten könnte."
Katinka van Bak lächelte. „Ja", sagte sie. „Ich wußte es."
„Habt Ihr eine Ahnung, wie Ymryls nächste Schritte aussehen?" wandte Yisselda sich an sie.
„Er braucht sich jetzt wenig um Strategie zu sorgen, nach dem, was Jhary uns berichtete", erwiderte die Kriegerin müde. „Er hat nun die Hilfe von Dämonen."
„Ihr benutzt die Bezeichnung, die Eurer Einstellung am besten zusagt", murmelte Jhary. „Wenn ich Arioch als Wesen von beachtlicher geistiger und physischer Macht bezeichnete, würdet Ihr seine Existenz zweifellos ohne Einschränkung akzeptieren."
„Ich akzeptiere sie ohnehin!" schnaubte Katinka van Bak. „Ich habe ihn gehört - und gerochen!"
„Nun", warf Ilian mit leiser Stimme ein. „Wir müssen unseren Kampf gegen Ymryl fortführen, selbst wenn er hoffnungslos ist. Sollen wir unsere defensive Strategie beibehalten oder lieber angreifen?"
„Es macht sicher keinen großen Unterschied mehr", meinte Jhary-a-Conel. „Aber ist es nicht glorreicher, im Angriff
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