Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Gefängnis war, dann immerhin eins mit einer umwerfenden Tür.
»Wo sind wir?«, fragte Leo. »Und wo sind die anderen alle?«
»Wieso alle?«, knurrte Frank. »Keine Ahnung. Soviel ich weiß, sind nur du und ich und Hazel hier unten. Die Fischpferdtypen haben Hazel vor ungefähr einer Stunde geholt und mich hier bei dir zurückgelassen.«
Franks Tonfall machte deutlich, dass er dieses Arrangement gar nicht gut fand. Er sah nicht beleidigt aus, aber Leo registrierte, dass Frank keinen Bogen oder Köcher mehr hatte. Voller Panik berührte Leo seinen Bauch. Sein Werkzeuggürtel war verschwunden.
»Sie haben uns durchsucht«, sagte Frank. »Haben alles mitgenommen, das sich als Waffe benutzen lässt.«
»Wer?«, fragte Leo. »Wer sind diese Fischpferd…?«
»Fischpferdtypen«, erklärte Frank, was aber nicht weiterhalf. »Sie haben uns offenbar geschnappt, als wir ins Meer gefallen sind, und uns irgendwohin verschleppt … wo immer das hier sein mag.«
Leo erinnerte sich daran, was er vor der Ohnmacht zuletzt gesehen hatte – das limabohnenfarbene Gesicht des bärtigen Mannes mit dem Dolch. »Das Krabbenmonster. Die Argo II – hat das Schiff überlebt?«
»Keine Ahnung«, sagte Frank düster. »Die anderen könnten in Gefahr sein oder verletzt oder … oder schlimmer. Aber ich vermute, dir ist dein Schiff wichtiger als deine Freunde.«
Leo hatte das Gefühl, sein Gesicht sei noch einmal aufs Wasser aufgeschlagen. »Was ist das für eine blöde …«
Dann begriff er, warum Frank so wütend war. Der Flashback! Beim Angriff des Monsters war alles so schnell gegangen, dass Leo Trainer Hedges idiotische Bemerkung über Leo und Hazel, die Händchen hielten und einander in die Augen starrten, fast vergessen hatte. Es war vermutlich auch keine Hilfe, dass Leo gleich darauf dafür gesorgt hatte, dass Frank über Bord gegangen war.
Plötzlich fiel es Leo schwer, Frank in die Augen zu schauen.
»Hör mal, Mann … tut mir leid, dass ich uns diesen Mist eingebrockt habe. Ich habe es versiebt.« Er holte tief Luft, was sich überraschend normal anfühlte, schließlich war er ja unter Wasser. »Hazel und ich und das Händchenhalten … das war nicht so, wie du denkst. Sie hat mir einen Flashback aus ihrer Vergangenheit gezeigt, um meine Verbindung zu Sammy herauszufinden.«
Franks wütendes Gesicht schien sich zu besänftigen und jetzt sah er eher neugierig aus. »Hat sie … Habt ihr was herausgefunden?«
»Ja«, sagte Leo. »Na ja, so halbwegs. Wegen Krabzilla konnten wir ja nicht mehr darüber reden, aber Sammy war mein Urgroßvater.«
Er erzählte Frank, was sie gesehen hatten. Er hatte noch nicht richtig erfasst, wie seltsam das alles war, doch jetzt, da er versuchte, es in Worte zu fassen, konnte Leo es kaum glauben. Hazel war in seinen Bisabuelo verliebt gewesen, einen Typen, der gestorben war, als Leo noch ein Baby gewesen war. Leo hatte diese Verbindung bisher nicht gesehen, aber er erinnerte sich vage daran, dass ältere Familienmitglieder seinen Großvater Sam junior genannt hatten. Und das bedeutete, dass Sam senior Sammy war, Leos Bisabuelo. Irgendwann hatte Tía Callida – also Hera – mit Sammy gesprochen, ihn getröstet und ihn kurz in die Zukunft blicken lassen, was bedeutete, dass Hera Leos Leben schon Generationen vor seiner Geburt geformt hatte. Wenn Hazel in den Vierzigerjahren geblieben wäre, hätte sie Sammy geheiratet, und Leo könnte ihr Urenkel sein.
»Oh Mann«, sagte Leo, als er seine Geschichte beendet hatte. »Ich fühle mich nicht gerade toll. Aber beim Styx, das habe ich gesehen.«
Frank machte dasselbe Gesicht wie der Monsterwelskopf: große glasige Augen und weit geöffneter Mund. »Hazel … Hazel hat deinen Urgroßvater gerngehabt? Und deshalb mag sie dich?«
»Frank, ich weiß, das klingt seltsam. Glaub mir bitte. Ich mag Hazel nicht so – nicht auf diese Weise. Ich will dir deine Freundin nicht ausspannen.«
Frank runzelte die Stirn. »Nicht?«
Leo hoffte, dass er nicht rot wurde. Eigentlich hatte er keine Ahnung, was er für Hazel empfand. Sie war bewundernswert und reizend, und Leo hatte eine Schwäche für bewundernswerte und reizende Mädchen. Aber der Flashback hatte seine Gefühle ganz schön verkompliziert.
Außerdem war das Schiff in Gefahr.
Ich vermute, dir ist dein Schiff wichtiger als deine Freunde.
Das stimmte nicht, oder? Leos Dad, Hephaistos, hatte einmal zugegeben, dass er mit organischen Lebensformen seine Schwierigkeiten hatte.
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