Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Und auch Leo hatte sich mit Maschinen immer wohler gefühlt als mit Menschen. Aber seine Freunde waren ihm wirklich wichtig. Piper und Jason … sie kannte er am längsten, aber auch die anderen waren ihm wichtig. Sogar Frank. Sie waren wie eine Familie.
Das Problem war, dass Leo schon so lange keine Familie mehr hatte, dass er nicht einmal mehr wusste, was das für ein Gefühl war. Klar, im vergangenen Winter war er zum Hüttenältesten der Hephaistos-Hütte gewählt worden, aber die meiste Zeit war er mit dem Bau des Schiffes beschäftigt gewesen. Er mochte seine Hüttengenossen. Er wusste, wie er mit ihnen zusammenarbeiten konnte – aber kannte er sie denn wirklich?
Wenn Leo überhaupt eine Familie hatte, dann die Halbgötter an Bord der Argo II – und vielleicht Trainer Hedge, was Leo aber niemals offen zugeben würde.
Du wirst immer ein Außenseiter bleiben, mahnte die Stimme der Nemesis, aber Leo versuchte, diese Erinnerung zu verdrängen.
»Na gut …«, er schaute sich um. »Wir brauchen einen Plan. Wie atmen wir hier? Wenn wir unter dem Meer sind, müsste der Wasserdruck uns dann nicht zerquetschen?«
Frank zuckte mit den Schultern. »Fischpferdemagie, nehme ich an. Ich weiß noch, dass der grüne Typ meinen Kopf mit der Spitze eines Dolches berührt hat. Dann konnte ich atmen.«
Leo sah sich die Muscheltür an. »Kannst du uns hier raussprengen? Dich in einen Hammerhai verwandeln oder so was?«
Frank schüttelte düster den Kopf. »Ich kann mich hier nicht verwandeln. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht haben sie mich verflucht oder ich bin zu kaputt, um mich zu konzentrieren.«
»Hazel könnte in Gefahr sein«, sagte Leo. »Wir müssen hier raus.«
Er schwamm zur Tür und fuhr mit den Fingern über die Muschel. Er konnte keinen Riegel oder anderen Mechanismus finden. Entweder konnte die Tür nur durch Magie geöffnet werden oder brutale Gewalt war gefragt – und beides war nicht Leos Spezialität.
»Ich hab es schon versucht«, sagte Frank. »Selbst wenn wir hier rauskommen, sind wir nicht bewaffnet.«
»Hmmm …« Leo hob die Hand. »Das ist noch die Frage.«
Er konzentrierte sich und Feuer flackerte an seinen Fingern. Für den Bruchteil einer Sekunde war Leo glücklich, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass es unter Wasser funktionieren würde. Dann funktionierte sein Plan ein wenig zu gut. Feuer jagte seinen Arm hoch und dann über seinen Körper, bis er in einen dünnen Flammenschleier gehüllt war. Er versuchte zu atmen, aber er atmete pure Hitze ein.
»Leo!« Frank fuchtelte mit den Armen, als ob er von einem Barhocker fiel. Statt Leo zu Hilfe zu kommen, presste er sich so fest wie möglich an die Wand.
Leo zwang sich zur Ruhe. Er wusste, was hier vor sich ging. Das Feuer würde ihm nicht schaden können. Er zwang die Flammen in Gedanken, sich zu legen, und zählte bis fünf. Vorsichtig holte er Atem. Er hatte wieder Sauerstoff.
Frank unterbrach seinen Versuch, mit der Höhlenwand zu verschmelzen. »Alles … Alles in Ordnung bei dir?«
»Ja«, knurrte Leo. »Danke für die Hilfe.«
»Es … Es tut mir leid.« Frank sah so verängstigt und beschämt aus, dass Leo ihm kaum noch böse sein konnte. »Ich bin nur … Was ist passiert?«
»Kluge Magie«, sagte Leo. »Uns umgibt eine feine Schicht aus Sauerstoff, wie eine zusätzliche Haut. Regeneriert sich offenbar selbst. Deshalb können wir atmen und bleiben trocken. Der Sauerstoff hat das Feuer genährt – nur hat das Feuer mich eben auch erstickt.«
»Ich finde wirklich nicht …«, Frank schluckte. »Ich finde es nicht gut, wie du das Feuer herbeirufst.« Er schien sich mit der Wand wieder bestens zu verstehen.
Leo wollte es nicht, aber er musste einfach lachen. »Mann, ich werde dich doch nicht angreifen.«
»Feuer«, wiederholte Frank, als ob dieses Wort alles erklärte.
Leo dachte daran, was Hazel gesagt hatte – dass sein Feuer Frank nervös machte. Er hatte schon häufiger das Unbehagen in Franks Gesicht gesehen, aber er hatte es nicht ernst genommen. Frank wirkte doch um vieles mächtiger als Leo.
Jetzt dachte er, dass Frank vielleicht schlechte Erfahrungen mit Feuer gemacht hatte. Leos Mom war bei einem Werkstattbrand ums Leben gekommen. Und Leo war die Schuld dafür zugeschoben worden. Er war als Kind Missgeburt und Brandstifter genannt worden, denn immer brannte etwas, wenn er wütend wurde.
»Tut mir leid, dass ich gelacht habe«, sagte er und meinte es auch so. »Meine Mom ist bei einem Brand
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