Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
unversehrt? War sie ohne ihn, Frank und Hazel weitergefahren oder suchten ihre Freunde noch nach ihnen?
Leo wusste ja nicht einmal, wie tief unten sie waren. Hier wuchsen Pflanzen – wahnsinnig tief konnte es also nicht sein, oder? Aber er wusste, dass er nicht einfach an die Oberfläche schwimmen könnte. Er hatte von Menschen gehört, die zu rasch hochgestiegen waren und Stickstoffblasen in ihrem Blut entwickelt hatten. Leo wollte kein mit Gasblasen angereichertes Blut.
Sie trieben einen knappen Kilometer weiter. Leo hätte gern gefragt, wo Aphros ihn hinführte, aber das große Schwert auf dem Rücken des Zentauren lud nicht gerade zum Plausch ein.
Endlich öffnete sich der Tangwald. Leo keuchte auf. Sie standen (schwammen, oder was auch immer) oben auf einem Unterwasserberg. Unter ihnen erstreckte sich eine komplette Stadt aus griechischen Gebäuden über den Meeresboden.
Die Dächer waren mit Perlmutt gedeckt. In den Gärten wuchsen Korallen und Seeanemonen. Hippocampi grasten auf einem Tangfeld. Eine Gruppe von Zyklopen setzte eine Kuppel auf einen neuen Tempel und nutzte einen blauen Wal als Kran. Und in den Straßen und auf den Höfen schwammen und in der Arena trainierten mit Dreizack und Schwert Dutzende von Meermännern und Meerfrauen – ehrliche, redliche Fischleute.
Leo hatte schon allerlei Irrsinn gesehen, aber er hatte Meerleute immer für alberne Märchenwesen gehalten, wie Schlümpfe oder Muppets.
Diese Meerleute jedoch hatten nichts Niedliches oder Albernes an sich. Sogar aus der Ferne sahen sie wild und gar nicht menschlich aus. Ihre Augen leuchteten gelb. Sie hatten Haifischzähne und Lederhaut in allen Farben zwischen Korallenrot und Tintenschwarz.
»Das ist ein Trainingslager«, sagte Leo. Er sah Aphros beeindruckt an. »Ihr trainiert Helden, wie Chiron?«
Aphros nickte mit einem stolzen Funkeln im Blick. »Wir haben alle berühmten Meereshelden trainiert! Nenn mir einen Meereshelden, und ich sage dir, wir haben ihn trainiert.«
»Äh, sicher«, sagte Leo. »Zum Beispiel … die kleine Meerjungfrau?«
Aphros runzelte die Stirn. »Wen? Nein! Ich meine Triton, Glaucus, Weissmüller und Bill!«
»Ach«, Leo hatte keine Ahnung, wer diese Leute waren. »Ihr habt Bill trainiert? Beeindruckend.«
»Allerdings!« Aphros schlug sich mit den Fäusten auf die Brust. »Ich habe Bill selbst trainiert. Ein großer Meermann.«
»Ihr unterrichtet Kampf, nehme ich an.«
Aphros hob verzweifelt die Hände. »Warum glauben das eigentlich alle?«
Leo schaute das riesige Schwert auf dem Rücken des Fischtypen an. »Öh, keine Ahnung.«
»Ich unterrichte Musik und Poesie«, sagte Aphros. »Und Lebenskunde. Hauswirtschaft. Das ist wichtig für Helden.«
»Unbedingt.« Leo versuchte, ernst zu bleiben. »Nähen? Plätzchenbacken?«
»Ja. Ich freue mich, dass du das verstehst. Vielleicht gebe ich dir später mein Brownie-Rezept, wenn ich dich nicht umbringen muss.« Aphros zeigte verächtlich hinter sich. »Mein Bruder Bythos – der unterrichtet Kampf.«
Leo wusste nicht so recht, ob er erleichtert oder beleidigt sein sollte, weil der Kampftrainer Frank verhörte, während Leo mit dem Hauswirtschaftslehrer abgespeist wurde. »Na, super. Das ist also Camp … wie nennt Ihr das? Camp Fischblut?«
Aphros runzelte die Stirn. »Ich hoffe, das sollte ein Witz sein. Das ist Camp –« Er machte ein Geräusch, das sich anhörte wie eine Serie von pfeifenden und zischenden Sonarsignalen.
»Blöd von mir«, sagte Leo. »Und weißt du, ein paar Brownies könnten mir jetzt wirklich gefallen. Also, was müssen wir tun, um das Nicht-umbringen-Stadium zu erreichen?«
»Erzähl mir deine Geschichte«, sagte Aphros.
Leo zögerte, aber nicht lange. Irgendwie spürte er, dass hier die Wahrheit angebracht war. Er fing von vorne an – damit, dass Hera seine Babysitterin gewesen war und ihn in die Flammen gelegt hatte, dass seine Mutter wegen Gaia gestorben war, die Leo als künftigen Feind identifiziert hatte. Er erzählte, dass er seine Kindheit im Hin und Her zwischen Pflegefamilien verbracht hatte, bis er und Jason und Piper nach Camp Half-Blood gebracht worden waren. Er schilderte die Weissagung der Sieben, den Bau der Argo II und ihr Ziel, Griechenland zu erreichen und die Riesen zu besiegen, ehe Gaia erwachte.
Während er erzählte, zog Aphros einige übel aussehende Metalldornen aus seinem Gürtel. Leo hatte schon Angst, etwas Falsches gesagt zu haben, aber Aphros zog ein wenig Seetanggarn aus seinem
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