Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
er ihre beiden Erscheinungsformen auseinanderreißt. Und vielleicht … vielleicht hat die Statue irgendeine Macht, die uns gegen die Riesen helfen könnte.«
Piper starrte Annabeth bewundernd an und begann erst jetzt, die riesige Verantwortung zu erfassen, die ihre Freundin da auf sich genommen hatte. Und Annabeth wollte das allein machen.
»Das könnte alles ändern«, sagte Piper. »Es könnte Jahrtausende der Feindseligkeit beenden. Es könnte der Schlüssel zum Sieg über Gaia sein. Aber wenn wir dir nicht helfen können …«
Sie beendete den Satz nicht, aber die Frage schien in der Luft zu hängen: War es dann überhaupt möglich, die Statue zu bergen?
Annabeth hob die Schultern. Piper wusste, dass sie innerlich vor Angst umkommen musste, aber es gelang ihr hervorragend, das zu verbergen.
»Ich muss es schaffen«, sagte Annabeth einfach. »Es ist das Risiko wert.«
Hazel zwirbelte nachdenklich eine Haarsträhne. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du allein dein Leben aufs Spiel setzt, aber du hast Recht. Wir haben gesehen, was die Rückeroberung der Adlerstandarte für die römische Legion bedeutet hat. Wenn diese Statue das mächtigste Symbol der Athene ist, das jemals geschaffen wurde …«
»Dann könnte sie eine ganz schön fette Beute abgeben«, meinte Leo.
Hazel runzelte die Stirn. »So würde ich das nicht ausdrücken, aber du hast Recht.«
»Allerdings …«, Percy nahm wieder Annabeths Hand. »Kein Kind der Athene hat sie jemals gefunden. Annabeth, was ist da unten? Was bewacht sie? Wenn es mit Spinnen zu tun hat …«
»In Schmerz gewonnen aus gewebtem Reich«, zitierte Frank. »Gewebt, wie in Spinnweben?«
Annabeths Gesicht wurde weiß wie Papier. Piper vermutete, dass Annabeth wusste, was sie erwartete … oder dass sie zumindest eine sehr klare Vorstellung hatte. Sie versuchte, eine Welle aus Panik und Entsetzen zurückzudrängen.
»Darum kümmern wir uns, wenn wir in Rom sind«, schlug Piper vor und legte ein wenig Charmesprech in ihre Stimme, um die Nerven ihrer Freundin zu beruhigen. »Es wird schon gut gehen. Annabeth wird fette Beute machen. Ihr werdet ja sehen.«
»Ja«, sagte Percy. »Das habe ich schon längst gelernt: Bei Wetten immer auf Annabeth setzen.«
Annabeth sah die beiden dankbar an.
Ihrem nur halb gegessenen Frühstück nach zu urteilen war den anderen noch immer unwohl zu Mute, aber Leo schaffte es, sie aus dieser Stimmung zu reißen. Er drückte auf einen Knopf und eine Dampfwolke quoll mit lautem Knall aus Festus’ Maul. Alle fuhren hoch.
»Na«, sagte Leo. »Das klingt ja schon mal gut, aber auf diesem Schiff ist noch immer eine Menge in Ordnung zu bringen, bis wir das Mittelmeer erreichen. Bitte meldet euch bei Oberbefehlshaber Leo, der euch eure superspaßigen Aufgaben zuteilen wird.«
Piper und Jason säuberten das untere Deck, das beim Monsterangriff in ein großes Chaos verwandelt worden war. Sie waren fast den ganzen Tag damit beschäftigt, die Krankenstube wiederherzurichten und die Lagerräume aufzuräumen, aber Piper machte das nichts aus. Zum einen war sie ja die ganze Zeit mit Jason zusammen und zum anderen hatten die Explosionen des vergangenen Abends Piper einen gewaltigen Respekt vor dem Griechischen Feuer eingeflößt. Sie wollte nicht, dass mitten in der Nacht Phiolen mit diesem Zeug durch die Gänge kullerten.
Während sie in den Ställen beschäftigt waren, dachte Piper an die Nacht, die Annabeth und Percy versehentlich hier verbracht hatten. Piper wünschte, sie könnte die ganze Nacht mit Jason reden – sich einfach auf dem Stallboden zusammenrollen und mit ihm zusammen sein. Warum konnten sie nicht gegen die Vorschriften verstoßen?
Aber Jason war nicht so. Er war darauf gepolt, Anführer und ein gutes Beispiel zu sein. Gegen Vorschriften zu verstoßen lag ihm überhaupt nicht.
Zweifellos hatte Reyna das an ihm bewundert. Piper bewunderte es ja auch … meistens.
Das einzige Mal, als sie ihn zu einer kleinen Rebellion hatte überreden können, war in der Wüstenschule gewesen, als sie sich eines Nachts aufs Dach geschlichen hatten, um sich einen Meteoritenschwarm anzusehen. Und dort hatten sie sich zum ersten Mal geküsst.
Leider war diese Erinnerung ein Nebeltrick, eine magische Lüge, die Hera ihr in den Kopf gepflanzt hatte. Piper und Jason waren jetzt zusammen, im wirklichen Leben, aber ihre Beziehung gründete auf einer Illusion. Wenn Piper versuchte, den echten Jason dazu zu bringen, sich nachts
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