Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
damit das Schiff nicht versank. Percy suchte den Ozean nach ihren Freunden ab, obwohl er vollkommen erschöpft war. Jason, ebenfalls erschöpft, flog wie ein blonder Peter Pan in der Takelage herum und löschte die Feuer der zweiten grünen Explosion, die unmittelbar über dem Hauptmast den Himmel erleuchtet hatte.
Piper dagegen konnte nur ihr Messer Katoptris anstarren und versuchen, Leo, Hazel und Frank ausfindig zu machen. Doch die einzigen Bilder, die zu ihr kamen, waren Bilder, die sie nicht sehen wollte: drei schwarze Geländewagen, die Charleston in Richtung Norden verließen, voll besetzt mit römischen Halbgöttern, Reyna am Steuer des ersten. Riesige Adler flogen über ihnen. Immer wieder tauchten leuchtende violette Geister in gespenstischen Autos auf und schlossen sich ihnen an, um den Highway in Richtung New York und Camp Half-Blood hochzudonnern.
Piper konzentrierte sich noch mehr. Sie sah die albtraumhaften Bilder, die sie schon kannte: den Stier mit dem Menschenkopf, der sich aus dem Wasser erhob, dann den dunklen Brunnenraum, der sich mit schwarzem Wasser füllte, während Jason, Percy und sie um ihr Leben kämpften.
Sie schob Katoptris in die Scheide und fragte sich, wie die schöne Helena während des Trojanischen Krieges bei Verstand geblieben war, wenn diese Klinge ihr als einzige Nachrichtenquelle gedient hatte. Dann fiel ihr ein, dass alle in Helenas Umgebung von der siegreichen griechischen Armee niedergemetzelt worden waren. Vielleicht war sie ja nicht bei Verstand geblieben.
Als die Sonne aufging, hatte niemand von ihnen geschlafen. Percy hatte den Meeresboden abgesucht und nichts gefunden. Die Argo II drohte nicht mehr zu sinken, aber ohne Leo konnten sie sie nicht richtig reparieren. Das Schiff war segeltüchtig, aber niemand schlug vor aufzubrechen – nicht ohne ihre vermissten Freunde.
Piper und Annabeth schickten eine Traumvision nach Camp Half-Blood, um Chiron mitzuteilen, was sie in Fort Sumter mit den Römern erlebt hatten. Annabeth schilderte ihren Wortwechsel mit Reyna. Piper beschrieb ihre Vision von den Geländewagen, die nach Norden brausten. Das freundliche Gesicht des Zentauren schien während dieses Gesprächs um dreißig Jahre zu altern, aber er versicherte, sich um die Verteidigung des Camps zu kümmern. Tyson, Mrs O’Leary und Ella waren wohlbehalten eingetroffen. Wenn nötig, könnte Tyson eine Zyklopenarmee zur Verteidigung des Camps herberufen, und Ella und Rachel Dare verglichen bereits Weissagungen und versuchten mehr darüber herauszufinden, was die Zukunft für sie bereithielt. Die Aufgabe der sieben Halbgötter an Bord der Argo II war, wie Chiron bekräftigte, ihren Einsatz zu vollenden und unversehrt heimzukehren.
Nach der Iris-Botschaft wanderten die Halbgötter schweigend an Deck hin und her und hofften auf ein Wunder.
Als es dann endlich eintraf – drei riesige rosa Blasen platzten an der Wasseroberfläche steuerbords und spuckten Frank, Hazel und Leo aus –, drehte Piper ein wenig durch. Sie schrie vor Erleichterung auf und sprang einfach ins Wasser.
Was hatte sie sich dabei gedacht? Sie hatte kein Seil und keine Schwimmweste und gar nichts. Aber sie war einfach so glücklich, dass sie zu Leo hinüberschwamm und ihn auf die Wange küsste, was ihn irgendwie überraschte.
»Hast du mich vermisst?«, fragte er lachend.
Plötzlich wurde Piper wütend. »Wo habt ihr gesteckt? Wieso seid ihr am Leben?«
»Lange Geschichte«, sagte er. Neben ihm tauchte ein Picknickkorb auf. »Brownie gefällig?«
Als sie dann an Bord waren und trockene Kleider angezogen hatten (der arme Frank musste sich von Jason eine viel zu kleine Hose ausleihen), versammelten sich alle am Achterdeck, um mit einem Frühstück zu feiern – außer Trainer Hedge, der knurrte, die Stimmung werde für seinen Geschmack zu gemütlich, weshalb er nach unten ging und Beulen im Schiffsrumpf glatt hämmerte. Während Leo sich an den Steuerhebeln zu schaffen machte, erzählten Hazel und Frank von den Fischzentauren und ihrem Trainingslager.
»Unglaublich«, sagte Jason. »Diese Brownies sind einfach köstlich.«
»Hast du sonst nichts dazu zu sagen?«, fragte Piper.
Er machte ein überraschtes Gesicht. »Was? Ich habe die Geschichte gehört. Fischzentauren. Meerleute. Brief an den Gott des Tiber. Hab verstanden. Aber diese Brownies …«
»Stimmt«, sagte Frank mit vollem Mund. »Probier sie mal mit Esthers Pfirsichmarmelade.«
»Das«, sagte Hazel, »ist total
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