Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Reyna wird sich alle Mühe geben, sie aufzuhalten. Sie ist noch immer auf unserer Seite. Das weiß ich.«
»Du vertraust ihr.« Pipers Stimme klang hohl, sogar in ihren eigenen Ohren.
»Hör mal, Pipes, ich hab dir doch gesagt, du hast keinen Grund zur Eifersucht.«
»Sie ist schön. Sie ist mächtig. Sie ist so … römisch.«
Jason ließ seinen Hammer sinken. Er nahm ihre Hand, und das jagte einen Schauer durch ihren Arm. Pipers Dad war einmal mit ihr ins Aquarium gegangen und hatte ihr einen Zitteraal gezeigt. Er hatte ihr erzählt, dass der Aal elektrische Impulse aussandte, die seine Beute schockten und lähmten. Immer wenn Jason sie ansah oder ihre Hand berührte, kam Hazel sich vor wie diese Beute.
»Du bist auch schön und mächtig«, sagte er. »Und ich will ja gar nicht, dass du römisch bist. Ich will, dass du Piper bist. Und außerdem sind wir ein Team, du und ich.«
Sie wollte ihm glauben. Sie waren jetzt seit Monaten zusammen, wirklich zusammen. Aber sie konnte sich nicht von ihren Zweifeln befreien, genauso wenig wie Jason sich von der in seinen Unterarm eingebrannten SPQR-Tätowierung befreien konnte.
Über ihnen rief die Schiffsglocke zum Essen.
Jason grinste. »Wir machen besser, dass wir nach oben kommen. Wir wollen ja nicht, dass Trainer Hedge uns Glocken um den Hals hängt.«
Piper schauderte es. Trainer Hedge hatte nach dem Percy/Annabeth-Skandal damit gedroht, denn dann wüsste er, wenn jemand sich außer Sichtweite schleichen wollte.
»Ja«, sagte sie bedauernd und sah die Glastür unter ihren Füßen an. »Wir könnten wohl eine Mahlzeit gebrauchen … und dann einmal gut schlafen.«
XXVI
Piper
Am nächsten Morgen wurde Piper von einem fremden Schiffssignal geweckt – und das war so laut, dass es sie geradezu aus dem Bett warf.
Sie fragte sich, ob Leo einen neuen Witz machte. Dann erscholl das Horn wieder. Es schien mehrere Hundert Meter weit weg zu sein – auf einem anderen Schiff.
Sie zog sich in aller Eile an. Als sie an Deck kam, hatten die anderen sich schon versammelt – alle eilig angekleidet, bis auf Trainer Hedge, der die Nachtwache übernommen hatte.
Franks T-Shirt von den Olympischen Winterspielen in Vancouver war auf links. Percy trug eine Schlafanzughose und einen bronzenen Brustpanzer, was einen interessanten Modetrend begründen könnte. Hazels Haare standen alle zu einer Seite ab, als ob sie durch einen Wirbelsturm gelaufen wäre, und Leo hatte sich aus Versehen angezündet. Sein T-Shirt bestand nur noch aus versengten Fetzen und seine Arme rauchten.
An die hundert Meter backbords glitt ein riesiges Kreuzfahrtschiff vorüber. Die Reisenden winkten ihnen von fünfzehn oder sechzehn Balkonreihen zu. Einige lächelten und fotografierten. Niemand schien sich über den Anblick einer altgriechischen Triere zu wundern. Vielleicht ließ der Nebel sie aussehen wie ein Fischerboot, oder vielleicht hielten die Kreuzfahrer die Argo II für eine Touristenattraktion.
Das andere Schiff tutete noch einmal und die Argo II erlitt einen Schüttelanfall.
Trainer Hedge hielt sich die Ohren zu. »Müssen die so laut sein?«
»Sie wollen nur Guten Tag sagen«, vermutete Frank.
»WAS?«, schrie Hedge zurück.
Das Schiff fuhr an ihnen vorbei und steuerte die offene See an. Die Passagiere winkten noch immer. Wenn sie es seltsam fanden, dass die Argo II von verschlafenen Jugendlichen in Rüstung und Schlafanzug und einem Mann mit Ziegenbeinen besetzt war, dann ließen sie sich nichts anmerken.
»Tschüs«, rief Leo und hob eine rauchende Hand.
»Kann ich ein Katapult besetzen?«, fragte Hedge.
»Nein«, sagte Leo mit gezwungenem Lächeln.
Hazel rieb sich die Augen und schaute über das funkelnde grüne Wasser. »Wo sind wir … Himmel!«
Piper folgte ihrem Blick und schnappte nach Luft. Jetzt, da das Kreuzfahrtschiff ihr nicht mehr die Sicht versperrte, sah sie einen Berg, der weniger als einen Kilometer nördlich von ihnen aus dem Meer ragte. Piper hatte schon häufiger beeindruckende Felsen gesehen. Sie war über den Highway 1 die kalifornische Küste entlanggefahren. Sie war sogar mit Jason in den Grand Canyon gefallen und wieder nach oben geflogen. Aber nichts davon war so umwerfend wie diese grandiose Faust aus blendend weißem Fels, die sich in den Himmel bohrte. Auf der einen Seite waren die Kalksteinfelsen fast vollständig kahl und fielen mehr als dreihundert Meter senkrecht ins Meer ab, wenn Piper das richtig sah. Auf der anderen Seite bildete der Berg
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