Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Faust und riss sie in die Tiefe. Widerstand war zwecklos. Sie presste die Lippen aufeinander, zwang sich, nicht einzuatmen, aber sie konnte die Panik kaum beherrschen. Sie konnte nichts als Blasen sehen und hörte nur ihre eigenen verzweifelten Bewegungen und das dumpfe Tosen der Stromschnellen.
Sie hatte gerade beschlossen, dass sie auf diese Weise sterben würde: ertrunken in einem Wasserloch auf einer Insel, die es gar nicht gab. Dann, so plötzlich, wie sie nach unten gerissen worden war, wurde sie an die Oberfläche geschleudert. Sie fand sich mitten in einem Strudel wieder und konnte atmen, aber sie konnte sich nicht befreien.
Wenige Meter von ihr entfernt brach Jason an die Oberfläche und keuchte. Er hielt sein Schwert in der Hand und schwenkte es wild hin und her, aber es gab nichts, was er hätte angreifen können.
Etwa sieben Meter rechts von Piper tauchte Acheloos auf. »Es tut mir wirklich leid«, sagte er.
Jason versuchte einen Angriff, er rief die Winde herbei, um ihn aus dem Fluss zu heben, aber Acheloos war schneller und mächtiger. Ein Wasserwirbel knallte gegen Jason und ließ ihn ein weiteres Mal untergehen.
»Aufhören!«, schrie Piper,
Charmesprech zu benutzen, war nicht leicht, während sie hier im Strudel trieb, aber Acheloos hatte sie gehört.
»Ich fürchte, ich kann nicht aufhören«, sagte der Flussgott. »Ich kann Herkules mein anderes Horn nicht überlassen. Das wäre zu demütigend.«
»Es gibt eine andere Möglichkeit«, sagte Piper. »Ihr braucht uns nicht umzubringen.«
Jason kämpfte sich wieder an die Oberfläche. Über seinem Kopf bildete sich ein winziges Gewitter. Donner grollte.
»Komm mir ja nicht so, Sohn des Jupiter«, tadelte Acheloos. »Wenn du Blitze herbeirufst, bringst du deine Freundin mit einem Stromschlag um.«
Das Wasser zog Jason wieder nach unten.
»Lass ihn los!«, Piper legte alle Überzeugungskraft in ihre Stimme, die sie überhaupt aufbringen konnte. »Ich verspreche, Herkules kriegt das Horn nicht.«
Acheloos zögerte. Er kam auf sie zu und sein Kopf kippte nach links. »Das scheinst du ernst zu meinen.«
»Tu ich auch!«, beteuerte Piper. »Herkules ist ein Mistkerl. Aber bitte, lasst meinen Freund los!«
Das Wasser kochte an der Stelle, wo Jason untergegangen war. Piper hätte schreien mögen. Wie viel länger würde er noch den Atem anhalten können?
Acheloos musterte sie durch seine Gleitsichtbrille. Seine Miene besänftigte sich. »Ich verstehe. Du willst meine Deianeira sein. Du willst meine Braut sein, um mich für meinen Verlust zu entschädigen.«
»Was?« Piper glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Der Strudel sorgte dafür, dass auch in ihrem Kopf alles herumwirbelte. »Äh, eigentlich hatte ich gedacht …«
»Oh, das verstehe ich«, sagte Acheloos. »Du hast nicht gewagt, das vor den Ohren deines Freundes vorzuschlagen. Du hast natürlich Recht. Ich würde dich viel besser behandeln als ein Sohn des Zeus. Ich könnte nach all diesen Jahrhunderten alles wieder in Ordnung bringen. Deianeira konnte ich zwar nicht retten, dich aber wohl.«
Waren das jetzt dreißig Sekunden gewesen? Eine Minute? Viel länger könnte Jason nicht durchhalten.
»Du würdest deine Freunde sterben lassen müssen«, sagte jetzt Acheloos. »Herkules würde wütend sein, aber ich kann dich vor ihm beschützen. Wir könnten wirklich glücklich zusammen sein. Fangen wir damit an, dass wir diesen Jason ertrinken lassen, ja?«
Piper konnte sich kaum beherrschen, aber sie musste sich konzentrieren. Sie verbarg ihre Angst und ihre Wut. Sie war ein Kind der Aphrodite. Sie musste die Hilfsmittel nutzen, die ihr gegeben worden waren.
Sie lächelte, so süß sie konnte, und hob die Arme. »Heb mich hoch, bitte.«
Acheloos’ Gesicht hellte sich auf. Er packte Pipers Hände und zog sie aus dem Strudel.
Sie war noch nie auf einem Stier geritten, aber sie hatte im Camp Half-Blood auf ungesattelten Pegasi trainiert und wusste, was sie zu tun hatte. Sie nutzte den Schwung und warf ein Bein über den Rücken des Acheloos. Dann schloss sie die Knöchel um seinen Bauch, legte einen Arm um seine Kehle und zog mit der freien Hand ihr Messer. Sie presste die Klinge unter das Kinn des Flussgottes.
»Lass – Jason – raus!« Sie legte all ihre Kraft in diesen Befehl. »Sofort!«
Piper wusste, dass ihr Plan viele Schwächen hatte. Der Flussgott könnte sich einfach in Wasser auflösen. Oder er könnte sie unter Wasser ziehen und warten, bis sie ertrunken
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