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Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Titel: Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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bis seine Augen glasig wurden.
    »Wie du meinst«, murmelte er. Dann blinzelte er einige Male. »Wir werden sterben, aber ich mache mit.«
    Herkules wartete genau dort, wo sie ihn verlassen hatten. Er starrte die Argo II an, die zwischen den Säulen ankerte, während dahinter die Sonne unterging. Das Schiff sah unversehrt aus, aber Pipers Plan kam ihr jetzt wahnsinnig vor.
    Es war jedoch zu spät, sich die Sache anders zu überlegen. Sie hatte Leo bereits eine Iris-Botschaft geschickt. Jason war vorbereitet. Und als sie Herkules wiedersah, war ihr klarer denn je, dass sie ihm seinen Wunsch nicht erfüllen wollte.
    Herkules sah nicht direkt glücklich aus, als er das Stierhorn in Pipers Hand sah, aber er runzelte nicht mehr ganz so heftig die Stirn.
    »Gut«, sagte er. »Ihr habt es. Dann könnt ihr gehen.«
    Piper warf Jason einen Blick zu. »Du hast ihn gehört. Er hat es erlaubt.« Sie drehte sich zu dem Gott um. »Das bedeutet, dass unser Schiff ins Mittelmeer fahren darf?«
    »Ja, ja«, Herkules schnippte mit den Fingern. »Und jetzt das Horn.«
    »Nein«, sagte Piper.
    Der Gott runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    Sie hob das Füllhorn. Seit sie es vom Kopf des Acheloos geschnitten hatte, war das Horn hohl und innen glatt und dunkel geworden. Es wirkte nicht magisch, aber Piper vertraute seiner Kraft.
    »Acheloos hat Recht«, sagte sie. »Du bist sein Fluch, genauso, wie er deiner ist. Du bist höchstens eine Karikatur von einem Helden.«
    Herkules starrte sie an, als ob sie Japanisch spräche. »Dir ist doch klar, dass ich dich mit einem Fingerschnippen töten könnte«, sagte er. »Ich könnte meine Keule auf euer Schiff werfen und damit seinen Rumpf durchschlagen. Ich könnte …«
    »Du könntest mal die Klappe halten«, sagte Jason. Er zog sein Schwert. »Vielleicht ist Zeus ja doch anders als Jupiter. Denn ich will keinen Bruder haben, der sich so verhält wie du.«
    Die Adern am Hals des Herkules wurden so lila wie seine Kleider. »Du wärst nicht der erste Halbgott, den ich töte.«
    »Jason ist besser als du«, sagte Piper. »Aber keine Sorge. Wir wollen nicht mit dir kämpfen. Wir werden diese Insel mit dem Horn verlassen. Du hast es nicht verdient. Ich werde es behalten, damit es mich an den armen Acheloos und die arme Deianeira erinnert, und daran, wie Halbgötter sich nicht verhalten dürfen.«
    Die Nasenlöcher des Gottes blähten sich auf. »Erwähne diesen Namen nicht. Und du kannst nicht im Ernst glauben, dass ich Angst vor deinem mickrigen Freund habe. Keiner ist stärker als ich.«
    »Ich habe nicht gesagt, stärker«, korrigierte Piper. »Ich habe gesagt, besser.«
    Piper zeigte mit dem offenen Ende des Horns auf Herkules. Sie ließ der Verbitterung und den Zweifeln und der Wut, die sie seit Camp Jupiter in sich trug, freien Lauf. Sie konzentrierte sich auf all die guten Dinge, die sie mit Jason Grace geteilt hatte: im Grand Canyon aufwärts jagen, über den Strand in Camp Half-Blood spazieren, beim Rundgesang Händchen halten und zu den Sternen hochschauen, an trägen Nachmittagen bei den Erdbeerfeldern sitzen und den Satyrn beim Flötenspielen zuhören.
    Sie dachte an eine Zukunft, in der die Riesen besiegt wären und Gaia schlief, und in der sie glücklich zusammenleben würden – keine Eifersucht, keine Monster, keine Schlachten. Sie füllte ihr Herz mit diesen Gedanken und spürte, wie das Füllhorn warm wurde.
    Das Horn spie eine Flut aus Nahrungsmitteln aus, die so mächtig war wie der Fluss des Acheloos – ein Strom aus frischem Obst, Gebäck, geräuchertem Schinken, die Herkules unter sich begrub. Piper begriff nicht, wie der ganze Kram durch die Mündung des Horns passte, aber sie fand vor allem die Schinken sehr passend.    
    Als das Horn genug Köstlichkeiten ausgespien hatte, um ein Haus zu füllen, versiegte es. Piper hörte irgendwo darunter Herkules schreien und zappeln. Offenbar konnte sogar der stärkste Gott der Welt überwältigt werden, wenn er unter frischen Lebensmitteln begraben wurde.
    »Los«, befahl sie Jason, der seinen Teil des Plans vergessen hatte und den Obsthaufen sprachlos anstarrte. »Los!«
    Er packte Piper um die Taille und rief den Wind herbei. Sie jagten so schnell von der Insel weg, dass Piper fast ein Schleudertrauma erlitten hätte, aber es war keine Sekunde zu früh.
    Als die Insel aus ihrem Blickfeld verschwand, brach der Kopf des Herkules durch den Berg aus Köstlichkeiten. Eine halbe Kokosnuss saß wie ein Kriegshelm auf seinem Schädel.

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