Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
hatte. Er wollte sie noch nicht verlassen. Er wusste auch nicht, ob er sich dazu bringen könnte, wenn es erst so weit war. Gaias Worte waren wieder da: Wirst du allein fallen?
Er starrte den Fluss an und fragte sich, wie sie Kontakt zum Flussgott Tiberinus aufnehmen sollten. Er wollte eigentlich nicht so gerne ins Wasser springen. Der Tiber sah nicht viel sauberer aus als der East River, wo er schon viele Begegnungen mit übellaunigen Flussgeistern gehabt hatte.
Er zeigte auf eine nahe gelegenes Café mit Tischen, von denen man auf den Fluss sah. »Es ist gleich Mittag. Sollten wir noch mal deine Kreditkarte ausprobieren?«
Obwohl es Mittag war, war das Lokal leer. Sie suchten sich einen Tisch am Wasser aus, und ein Kellner kam herbeigeeilt. Er wirkte ein wenig überrascht von ihrem Anblick – vor allem als sie sagten, dass sie essen wollten.
»Amerikaner?«, fragte er mit gequältem Lächeln.
»Ja«, sagte Annabeth.
»Und ich hätte gern eine Pizza«, sagte Percy.
Der Kellner machte ein Gesicht, als ob er versuchte, eine Euromünze zu verschlucken. »Das kann ich mir denken, Signore. Und lassen Sie mich raten: eine Cola? Mit Eis?«
»Wunderbar«, sagte Percy. Er konnte nicht begreifen, warum der Kerl so sauer aussah. Percy hatte ja schließlich nicht um eine blaue Cola gebeten.
Annabeth bestellte ein Panino und ein Mineralwasser. Als der Kellner gegangen war, lächelte sie Percy an. »Ich glaube, in Italien wird viel später gegessen. Sie tun kein Eis in ihre Getränke. Und Pizza ist nur etwas für Touristen.«
»Ach.« Percy zuckte mit den Schultern. »Das beste italienische Essen und sie essen es nicht selbst?«
»Das würde ich nicht in Hörweite des Kellners sagen.«
Sie hielten auf dem Tisch Händchen. Percy war damit zufrieden, Annabeth einfach im Sonnenschein anzusehen. In der Sonne sahen ihre Haare immer so hell und warm aus. Ihre Augen nahmen die Farben des Himmels und der Pflastersteine an und waren abwechselnd braun und blau.
Er überlegte, ob er Annabeth von seinem Traum erzählen sollte, in dem Gaia Camp Half-Blood zerstört hatte. Er entschied sich dagegen. Sie brauchte nicht noch weitere Sorgen – nicht bei dem, was ihr bevorstand.
Aber trotzdem fragte er sich … was wäre passiert, wenn sie Chrysaors Piraten nicht in die Flucht geschlagen hätten? Percy und Annabeth wären dann in Ketten zu den Anhängern Gaias gebracht worden. Ihr Blut wäre auf irgendwelchen uralten Steinen vergossen worden. Percy vermutete, das bedeutete, dass sie nach Griechenland geschafft worden wären, zu irgendeinem furchtbaren riesigen Opferfest. Aber Annabeth und er hatten gemeinsam schon viele schreckliche Gefahren überstanden. Sie hätten einen Fluchtplan machen und entkommen können … und dann stünde Annabeth nicht hier in Rom vor ihrem Soloeinsatz.
Es spielt keine Rolle, wann du fällst, hatte Gaia gesagt.
Percy wusste, dass das ein entsetzlicher Wunsch war, aber er bereute fast, dass sie auf dem Meer nicht gefangen worden waren. Dann hätten er und Annabeth wenigstens zusammensein können.
»Du brauchst dich nicht zu schämen«, sagte Annabeth. »Du denkst an Chrysaor, nicht wahr? Schwerter können nicht jedes Problem lösen. Am Ende hast du uns doch gerettet.«
Wider Willen musste Percy lächeln. »Wie machst du das bloß? Du weißt immer, was ich denke.«
»Ich kenne dich«, sagte sie.
Und trotzdem magst du mich?, hätte Percy gern gefragt, aber er riss sich zusammen.
»Percy«, sagte sie. »Du kannst nicht die Last des gesamten Einsatzes tragen. Das ist unmöglich. Deshalb sind wir ja zu siebt. Und du musst mich allein die Athena Parthenos suchen lassen.«
»Da hast mir gefehlt«, gestand er. »Monatelang. Ein riesiges Stück unseres Lebens ist uns weggenommen worden. Dich noch einmal zu verlieren …«
Das Essen kam. Der Kellner sah viel gelassener aus. Nachdem er sich mit der Tatsache abgefunden hatte, dass sie Amerikaner waren, die keine Ahnung hatten, hatte er offenbar beschlossen, ihnen zu vergeben und höflich zu ihnen zu sein.
»Ein schöner Ausblick«, sagte er und nickte zum Fluss hinüber. »Genießen Sie ihn.«
Als er gegangen war, aßen sie schweigend. Die Pizza war ein nichtssagendes teigiges Viereck mit nicht gerade viel Käse. Vielleicht , dachte Percy, essen die Römer deshalb keine Pizza. Die armen Römer.
»Du musst mir vertrauen«, sagte Annabeth. Percy dachte schon, dass sie mit ihrem Panino redete, denn sie schaute ihm nicht in die Augen. »Du musst daran
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