Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
glauben, dass ich zurückkomme.«
Er schluckte einen weiteren Bissen hinunter. »Ich glaube an dich . Das ist nicht das Problem. Aber woher wirst du zurückkommen?«
Das Geräusch einer Vespa unterbrach sie. Percy sah am Ufer entlang und musste zweimal hinschauen. Der Motorroller war ein altes Modell: groß und babyblau. Der Fahrer war ein Typ in einem seidigen grauen Anzug. Hinter ihm saß eine junge Frau mit Kopftuch, sie hatte die Arme um die Taille des Mannes gelegt. Sie schlängelten sich zwischen den Cafétischen durch und kamen vor Percy und Annabeth zum Halten.
»Hallo, ihr zwei«, sagte der Mann. Seine Stimme war tief, fast kehlig, wie die eines Filmschauspielers. Seine Haare waren schwarz und aus seinem markanten Gesicht gegelt. Er sah gut aus, wie ein Fernsehvater aus den Fünfzigerjahren. Sogar seine Kleidung wirkte altmodisch. Als er von der Vespa stieg, saß sein Hosenbund viel höher als normal, aber dennoch sah er maskulin und elegant und überhaupt nicht wie ein Landei aus. Percy konnte sein Alter nicht schätzen – irgendwas um die dreißig, auch wenn Kleidung und Auftreten des Mannes großväterlich wirkten.
Die Frau glitt von der Vespa. »Was war das für ein wunderschöner Morgen«, sagte sie atemlos.
Sie sah aus wie einundzwanzig und auch sie war altmodisch gekleidet. Ihr knöchellanger weiter Rock und ihre weiße Bluse wurden von einem breiten Ledergürtel zusammengehalten und das verpasste ihr die schmalste Taille, die Percy jemals gesehen hatte. Als sie das Kopftuch abnahm, legten ihre kurzen welligen Haare sich zu einer perfekten Frisur. Sie hatte neckische dunkle Augen und ein strahlendes Lächeln. Percy hatte schon Najaden gesehen, die weniger koboldhaft gewirkt hatten als diese Dame.
Annabeth fiel das Panino aus der Hand. »Bei den Göttern. Wie … Wie …?«
Sie wirkte so verdutzt, dass Percy dachte, auch er müsste diese beiden kennen.
»Ihr kommt mir wirklich bekannt vor«, sagte er. Vielleicht hatte er ihre Gesichter im Fernsehen gesehen. Sie schienen aus einer alten Serie zu stammen, aber das konnte nicht stimmen. Sie waren überhaupt nicht gealtert. Trotzdem, er zeigte auf den Mann und riet: »Sind Sie dieser Typ aus Mad Men?«
»Percy!« Annabeth machte ein entsetztes Gesicht.
»Was?«, fragte er zurück. »Ich seh nicht viel fern.«
»Das ist Gregory Peck«, Annabeth machte große Augen und immer wieder klappte ihr das Kinn herunter. »Und … o Götter! Audrey Hepburn. Den Film kenne ich. Ein Herz und eine Krone. Aber das war in den Fünfzigerjahren. Wie …«
»Ach, meine Liebe.« Die Frau wirbelte umher wie ein Luftgeist und setzte sich neben sie. »Ich fürchte, da verwechselst du mich. Ich bin Rhea Silvia. Ich war die Mutter von Romulus und Remus, vor Tausenden von Jahren. Aber es ist nett, dass du findest, ich sehe so jung aus wie 1950. Und das ist mein Mann …«
»Tiberinus«, sagte Gregory Peck und hielt Percy auf sehr maskuline Weise die Hand hin. »Der Gott des Flusses Tiber.«
Percy schüttelte ihm die Hand. Der Mann roch nach Rasierwasser. Natürlich, wenn Percy der Tiber wäre, würde er den Gestank sicher auch mit Parfüm überdecken wollen.
»Äh, hallo«, sagte Percy. »Seht ihr immer aus wie Hollywoodstars?«
»Tun wir das?« Tiberinus runzelte die Stirn und musterte seine Kleidung. »Ich bin mir da nicht sicher. Der Einfluss der abendländischen Zivilisation geht in beide Richtungen, wisst ihr. Rom hat die Welt geprägt, doch die Welt prägt auch Rom. Es scheint aber in letzter Zeit wirklich viele amerikanische Einflüsse zu geben. Ich habe im Laufe der Jahrhunderte ziemlich den Überblick verloren.«
»Na gut«, sagte Percy. »Aber … wollen Sie uns helfen?«
»Meine Najaden haben mir gesagt, dass ihr beide hier seid.« Tiberinus richtete seine dunklen Augen auf Annabeth. »Du hast doch die Karte, meine Liebe? Und dein Empfehlungsschreiben?«
»Äh …« Annabeth reichte ihm den Brief und die Bronzescheibe. Sie starrte den Flussgott so gebannt an, dass Percy langsam eifersüchtig wurde.
»Al… Also«, stammelte sie. »Sie haben schon anderen Kindern der Athene bei ihrer Suche geholfen?«
»Ach, meine Liebe.« Die schöne Frau, Rhea Silvia, legte Annabeth die Hand auf die Schulter. »Tiberinus ist ja so hilfsbereit. Er hat meine Kinder Romulus und Remus gerettet, weißt du, und sie der Wolfsgöttin Lupa gebracht. Später, als der alte König Numen mich umbringen wollte, hatte Tiberinus Mitleid mit mir und hat mich zur Frau
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