Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
wimmerte, dann verfluchte sie sich, weil sie ein Geräusch ausgestoßen hatte.
Das sind nur Spinnweben, sagte sie sich. Aber das konnte das Tosen in ihren Ohren nicht zum Verstummen bringen.
Sie hatte mit Spinnen gerechnet. Sie wusste, was sie erwartete: Die Weberin. Die hohe Herrin. Die Stimme in der Dunkelheit. Aber die Spinnweben machten ihr klar, wie nah sie schon war.
Ihre Hand zitterte, als sie sie an den Steinen abwischte. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Sie konnte diese Aufgabe nicht allein lösen.
Zu spät, sagte sie sich. Geh einfach weiter.
Schritt für Schritt quälte sie sich durch den Tunnel. Das Flüstern hinter ihr wurde lauter und klang schließlich wie Millionen von trockenen Blättern, die im Wind raschelten. Die Spinngewebe wurden dichter und füllten den Tunnel. Bald strich sie sie aus ihrem Gesicht und durchbrach dünne Vorhänge, die an ihr klebten wie Luftschlangenspray.
Ihr Herz wollte sich aus ihrer Brust losreißen und fliehen. Sie stolperte immer achtloser weiter und versuchte, nicht auf den Schmerz in ihrem Knöchel zu achten.
Endlich endete der Gang in einem Torbogen, der hüfthoch mit altem Holz gefüllt war. Es sah aus, als ob jemand versucht hätte, den Durchgang zu verbarrikadieren. Das war kein gutes Zeichen, aber Annabeth schob die Bretter mit der Krücke weg, so gut sie konnte. Sie kroch über den restlichen Haufen und einige Dutzend Splitter bohrten sich in ihre freie Hand.
Auf der anderen Seite der Barrikade befand sich ein Raum von der Größe eines Basketballplatzes. Der Boden war von römischen Mosaiken bedeckt. An den Wänden hingen die Überreste von Bildteppichen. Zwei nicht angezündete Fackeln standen in Wandnischen auf beiden Seiten der Tür, beide mit Spinnweben bedeckt.
Am anderen Ende des Raumes brannte das Zeichen der Athene über einem weiteren Torbogen. Leider klaffte zwischen Annabeth und diesem Durchgang eine mehr als fünfzehn Meter breite Kluft im Boden. Über diese Kluft führten zwei parallel liegende Holzbalken, zu weit auseinander für beide Füße, und jeder einzelne zu schmal, um darüberzubalancieren, sofern Annabeth keine Akrobatin war, was nicht der Fall war, und keinen gebrochenen Knöchel hatte, was der Fall war.
Der Gang, durch den sie gekommen war, füllte sich mit zischenden Geräuschen. Spinnweben tanzten und zitterten, als die ersten Spinnen auftauchten: Nicht größer als Gummibärchen, aber rundlich und schwarz, krabbelten sie über Mauern und Böden.
Was waren das für Spinnen? Annabeth hatte keine Ahnung. Sie wusste nur, dass die Spinnen es auf sie abgesehen hatten, und ihr blieben nur Sekunden, um einen Plan zu machen.
Annabeth hätte aufschluchzen mögen. Sie wollte jemanden an ihrer Seite, egal wen. Sie wollte Leo mit seinen Feuerfähigkeiten oder Jason mit seinen Blitzen oder Hazel, die den Tunnel einstürzen lassen könnte. Vor allem wollte sie Piper. Sie fühlte sich immer mutiger, wenn Piper bei ihr war.
Ich werde hier nicht sterben, sagte sie sich. Ich werde Percy wiedersehen.
Die ersten Spinnen hatten die Tür fast erreicht. Hinter ihnen kam der Hauptteil der Armee – eine schwarze See aus Kriechtieren.
Annabeth humpelte zu einer der Wandnischen und schnappte sich die Fackel. Das eine Ende war in Pech getunkt worden, um besser zu brennen. Ihre Finger fühlten sich an wie Blei, aber sie durchwühlte ihren Rucksack und fand die Streichhölzer. Sie riss eins an und die Fackel loderte auf.
Sie schleuderte die Fackel auf die Barrikade. Das trockene alte Holz fing sofort Feuer und Flammen erfassten die Spinnweben. Sie jagten als Lauffeuer durch den Gang, wobei die Spinnen zu Tausenden geröstet wurden.
Annabeth wich vom Feuer zurück. Sie hatte sich ein wenig Zeit erkauft, aber sie glaubte nicht, dass sie alle Spinnen getötet hatte. Sie würden sich wieder zusammenschließen und erneut ausschwärmen, sowie das Feuer verloschen war.
Annabeth trat an den Rand der Kluft.
Sie leuchtete in die Grube, konnte aber keinen Boden sehen. Hineinzuspringen wäre Selbstmord gewesen. Sie könnte versuchen, sich an einem Balken entlangzuhangeln, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie mit einem gefüllten Rucksack und einem gebrochenen Knöchel auf die Beine kommen sollte, wenn sie die andere Seite erreicht hätte.
Sie ging in die Hocke und sah sich die Balken an. Jeder wies innen eine Reihe von eisernen Ösen auf, die im Abstand von dreißig Zentimetern angebracht waren. Vielleicht hatten die Balken eine Brücke
Weitere Kostenlose Bücher