Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
unsäglich über ihren Anblick.
»Endlich!«, brüllte er. »Was bin ich glücklich! Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass ihr an den Nymphen vorbeikommt, aber so ist das natürlich noch viel besser. Viel unterhaltsamer. Ihr kommt gerade rechtzeitig zum Hauptprogrammpunkt!«
Jason und Piper nahmen Percy zwischen sich. Mit ihnen an der Seite fühlte er sich ein wenig besser. Der Riese war kleiner als viele der Monster, mit denen Percy schon zu tun gehabt hatte, aber irgendetwas an ihm machte Percy eine Gänsehaut. In den Augen des Ephialtes tanzte ein irres Licht.
»Da sind wir«, sagte Percy, was irgendwie überflüssig wirkte. »Lass unseren Freund frei.«
»Natürlich«, sagte Ephialtes. »Obwohl ich fürchte, er ist über sein Verfallsdatum hinaus. Otis, wo steckst du?«
Einen Steinwurf weiter öffnete sich der Boden und der andere Riese fuhr auf einer Tribüne aufwärts.
»Otis, endlich!«, rief sein Bruder voller Schadenfreude. »Du bist nicht angezogen wie ich. Du …« Die Miene des Ephialtes zeigte Entsetzen. »Was hast du denn an?«
Otis sah aus wie der größte und übellaunigste Balletttänzer auf der ganzen Welt. Er trug einen hautengen babyblauen Gymnasikanzug, von dem Percy wünschte, er hätte der Fantasie mehr Raum gelassen. Die Kappen seiner riesigen Schuhe waren weggeschnitten, damit die Schlangen herausschauen konnten. Ein Diadem aus Diamanten (Percy beschloss, großzügig zu sein und es als Königskrone zu betrachten) saß in seinen grünen, mit Böllern durchflochtenen Haaren. Er sah düster aus und schien sich absolut nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, aber er schaffte doch eine elegante Verbeugung, was nicht leicht sein konnte mit Schlangenfüßen und einem riesigen Speer auf dem Rücken.
»Götter und Titanen!«, rief Ephialtes. »Wir haben gleich unseren Auftritt. Was soll das?«
»Ich wollte das Gladiatorenkostüm nicht tragen«, klagte Otis. »Ich finde immer noch, ein Ballett wäre perfekt, während die Welt untergeht.« Er hob die Augenbrauen und musterte die Halbgötter hoffnungsvoll. »Ich habe noch andere Kostüme …«
»Nein!«, fauchte Ephialtes und dieses eine Mal war Percy seiner Meinung.
Der lilahaarige Riese sah Percy an. Er grinste so schmerzlich, als ob er gerade einen Elektroschock verpasst bekäme.
»Bitte, entschuldigt meinen Bruder«, sagte er. »Seine Bühnenpräsenz ist mangelhaft und er hat kein Gespür für Stil.«
»Na gut«, Percy verkniff sich einen Kommentar über das Hawaiihemd. »Also, was unseren Freund angeht …«
»Ach, der«, Ephialtes grinste aasig. »Wir wollten ihn sein Sterben öffentlich beenden lassen, aber er hat keinen Unterhaltungswert. Seit Tagen liegt er einfach nur zusammengerollt da und schläft. Was ist das denn für eine Vorführung? Otis, stups mal kurz den Krug an.«
Otis trottete zu der Tribüne hinüber und blieb ab und zu stehen, um ein Plié vorzuführen. Er stieß den Krug um, der Deckel fiel herunter und Nico di Angelo kam herausgerollt. Der Anblick seines leichenblassen Gesichtes und seiner viel zu mageren Gestalt ließ Percys Herz einen Schlag aussetzen. Er konnte nicht erkennen, ob Nico lebte oder tot war. Er wäre gern hingerannt, um nachzusehen, aber Ephialtes stand im Weg.
»Jetzt müssen wir uns beeilen«, sagte Ephialtes. »Wir sollten noch mal die Bühnenanweisungen durchgehen. Das Hypogäum ist schon vorbereitet.«
Percy hätte den Riesen gern aufgeschlitzt, um dann wegzurennen, aber Otis beugte sich gerade über Nico. Wenn es zum Kampf käme, würde Nico sich nicht verteidigen können. Percy musste ihm Zeit zum Erholen erkaufen.
Jason hob sein goldenes Gladius . »Wir machen hier bei keiner Show mit«, sagte er. »Und was ist ein Hypo… wie immer ihr das nennt?«
»Hypogäum«, erklärte Ephialtes. »Du bist doch ein römischer Halbgott, oder? Dann müsstest du das wissen. Obwohl, wenn wir hier unten gute Arbeit leisten, dann merkt man tatsächlich nicht, dass es das Hypogäum gibt.«
»Das Wort kenne ich«, sagte Piper. »Das ist der Bereich unter dem Kolosseum. Da wurden alle Kulissen und Geräte aufbewahrt, um die Spezialeffekte zu erzielen.«
Ephialtes klatschte begeistert in die Hände. »Genau. Bist du Studentin der Theaterwissenschaft, meine Kleine?«
»Äh … mein Dad ist Schauspieler.«
»Wundervoll!« Ephialtes drehte sich zu seinem Bruder um. »Hast du das gehört, Otis?«
»Schauspieler«, murmelte Otis. »Alle sind Schauspieler. Keiner kann tanzen.«
»Sei doch mal nett!«,
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