Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Er konnte verstehen, warum Luke so verbittert gewesen war. In den vergangenen fünf Jahren war Percy viel zu oft eine Spielfigur gewesen. Die Olympier schienen ihn abwechselnd für ihre Intrigen zu benutzen.
Vielleicht waren die Götter ja den Titanen oder den Riesen oder Gaia immer noch vorzuziehen, aber das machte sie noch längst nicht weise oder gut. Und es führte auch nicht dazu, dass Percy diesen blödsinnigen Kampf in der Arena gut fand.
Aber leider hatte er keine Wahl. Wenn er seine Freunde retten wollte, musste er die Riesen besiegen. Er musste überleben und Annabeth finden.
Ephialtes und Otis machten ihm die Entscheidung leichter, weil sie einfach angriffen. Gemeinsam hoben die Riesen eine Bergatrappe hoch, die so groß war wie Percys Wohnung in New York, und schleuderten sie auf die Halbgötter.
Percy und Jason sprangen aus dem Weg. Sie ließen sich zusammen in den nächstbesten Graben fallen, während der Berg über ihnen zerbrach und sie mit Gipsschrot beschoss. Es war nicht tödlich, stach aber wie ein verrückter Bienenschwarm.
Die Menge johlte und wollte Blut sehen. »Kämpfen! Kämpfen!«
»Soll ich mir noch mal Otis vornehmen?«, brüllte Jason durch den ganzen Lärm. »Oder willst du ihn auch mal?«
Percy versuchte zu überlegen. Es wirkte ganz natürlich, zu teilen – ein Halbgott gegen einen Riesen –, aber beim letzten Mal hatte das nicht gerade gut funktioniert. Ihm dämmerte, dass sie eine andere Strategie brauchten.
Auf dieser ganzen Reise hatte Percy sich verantwortlich gefühlt und seine Freunde anführen und beschützen wollen. Er war sicher, dass Jason genauso empfunden hatte. Sie hatten in kleinen Gruppen operiert, in der Hoffnung, dass sie dann sicherer wären. Sie hatten allein gekämpft, jeder von ihnen hatte das getan, was ihm am besten lag. Aber Hera hatte sicher einen Grund gehabt, warum sie eine Gruppe von sieben zusammengestellt hatte. Die wenigen Male, wenn Percy und Jason zusammengearbeitet hatten – als sie in Fort Sumter den Sturm gerufen und der Argo II geholfen hatten, den Säulen des Herkules zu entkommen, und sogar, als sie im Nymphäum das Wasser verdünnt hatten –, hatte Percy sich zuversichtlicher gefühlt, hatte Probleme besser erkennen können, so, als ob er sein Leben lang ein Zyklop gewesen wäre und nun plötzlich mit zwei Augen erwacht sei.
»Wir greifen zusammen an«, sagte er. »Zuerst Otis, weil er schwächer ist. Wir schalten ihn ganz schnell aus und nehmen uns dann Ephialtes vor. Bronze und Gold zusammen – vielleicht formen sie sich dann nicht ganz so schnell wieder neu.«
Jason grinste schief, als ob er gerade erkannt hätte, dass er auf eine peinliche Weise sterben würde.
»Warum nicht?«, fragte er dann. »Aber Ephialtes steht sicher nicht tatenlos herum, während wir seinen Bruder umbringen. Außer …«
»Guter Wind heute«, sagte Percy vielsagend. »Und unter der Arena verlaufen einige Wasserleitungen.«
Jason begriff sofort. Er lachte und Percy empfand einen Funken von Freundschaft. Dieser Typ dachte in vielen Dingen genau wie er.
»Bei drei?«, fragte Jason.
»Warum warten?«
Sie sprangen aus dem Graben. Wie Percy angenommen hatte, hatten die Zwillinge sich einen weiteren Gipsberg geschnappt und warteten auf freie Bahn. Sie hoben den Berg über ihre Köpfe und machten sich bereit zum Wurf, aber Percy ließ unter ihren Füßen eine Wasserleitung bersten und der Boden bebte. Jason schleuderte einen Windstoß gegen die Brust des Ephialtes. Der Riese mit den lila Haaren taumelte rückwärts und Otis rutschte der Berg aus den Händen, weshalb er auf Otis’ Bruder knallte. Nur Ephialtes’ Schlangenfüße lugten hervor und ihre Köpfe schnellten hin und her, wie um zu sehen, wo denn der Rest ihres Körpers geblieben sein könnte.
Die Menge brüllte begeistert, aber Percy vermutete, dass Ephialtes einfach nur betäubt war. Ihnen blieben höchstens einige Sekunden.
»He, Otis«, brüllte er. »Der Nussknacker beißt!«
»Aahhhh!« Otis griff zu seinem Speer und schleuderte ihn, aber er war zu wütend, um richtig zu zielen. Jason lenkte den Speer über Percys Kopf in den See.
Die Halbgötter wichen zum Ufer zurück und brüllten Gemeinheiten über Ballett – was gar nicht so einfach war, denn Percy wusste nicht viel darüber.
Otis jagte mit leeren Händen auf ihn zu, bis ihm aufging, dass er 1.) leere Hände hatte und dass es 2.) vielleicht nicht gerade eine kluge Idee war, auf eine Menge Wasser zuzurennen, um den Sohn
Weitere Kostenlose Bücher