Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Bruder fauchte. Sie mussten Zwillinge sein, denn ihre Gesichter waren genau gleich hässlich.
»Und nenn mich nicht Ephie!«, verlangte Ephie. »Nenn mich Ephialtes! So heiße ich. Oder du kannst meinen Künstlernamen benutzen: der GROSSE F!«
Otis schnitt eine Grimasse. »Ich weiß noch immer nicht, was ich von diesem Künstlernamen halten soll.«
»Unsinn. Der ist perfekt. Also, wie weit sind wir mit den Vorbereitungen?«
»Ziemlich weit.« Otis klang nicht gerade begeistert. »Die menschenfressenden Tiger, die rotierenden Klingen … Aber ich finde immer noch, ein paar Ballerinas würden sich gut machen.«
»Keine Ballerinas«, fauchte Ephialtes. »Und das da?« Er zeigte angeekelt auf das Bronzegefäß. »Wozu ist das gut? Aufregend ist das nicht.«
»Aber das ist doch der ganze Sinn der Show. Er wird sterben, wenn die anderen ihn nicht retten. Und wenn sie pünktlich eintreffen …«
»Oh, das sollten sie!«, sagte Ephialtes. »Der erste Juli, die Kalenden des Juli. Dann will Mutter diese blöden Halbgötter vernichten und Juno richtig eins auswischen. Außerdem bezahle ich diesen Gladiatorengeistern keine Überstunden.«
»Na, dann sterben sie alle«, sagte Otis. »Und wir fangen mit der Zerstörung Roms an. Genau wie Mutter das will. Das wird perfekt. Die Massen werden begeistert sein. Römische Geister lieben so was.«
Ephialtes sah nicht überzeugt aus. »Aber der Krug steht einfach nur da. Könnten wir ihn nicht über ein Feuer hängen oder ihn in einem Säurebad auflösen oder so?«
»Wir brauchen ihn noch ein paar Tage lebend«, erinnerte Otis seinen Bruder. »Sonst beißen die sieben nicht an und kommen nicht her, um ihn zu retten.«
»Hmm. Ja, vermutlich. Ich hätte trotzdem gern ein bisschen mehr Geschrei. Dieser langsame Tod ist öde. Ach, und was ist mit unserer begabten Freundin? Kann sie jetzt ihren Gast empfangen?«
Otis machte ein säuerliches Gesicht. »Ich will wirklich nicht mit ihr reden. Sie macht mich nervös.«
»Aber ist sie so weit?«
»Ja«, sagte Otis widerstrebend. »Sie ist seit Jahrhunderten bereit. Niemand wird diese Statue entfernen.«
»Hervorragend.« Ephialtes rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Das ist unsere große Chance, Bruderherz.«
»Das hast du bei unserer letzten Nummer auch gesagt«, murmelte Otis. »Ich hing sechs Monate lang in diesem Eisblock über dem Lethe und die Medien haben uns total ignoriert.«
»Das hier ist etwas anderes!«, widersprach Ephialtes. »Wir werden einen neuen Unterhaltungsstandard setzen! Wenn Mutter zufrieden ist, sind uns Ruhm und Vermögen sicher!«
»Wenn du meinst«, Otis seufzte. »Aber ich finde noch immer, dass diese Ballerinakostüme aus Schwanensee sich gut machen würden.«
»Kein Ballett!«
»Schade.«
»Los«, sagte Ephialtes. »Sehen wir uns mal die Tiger an. Ich will sichergehen, dass sie Hunger haben.«
Die Riesen trotteten in die Finsternis und Percy drehte sich zu dem Krug um.
Ich muss hineinschauen, dachte er.
Er zwang seinen Traum weiter vorwärts, bis zur Oberfläche des Krugs. Dann trat er hindurch.
Die Luft im Krug roch nach schalem Atem und angelaufenem Metall. Das einzige Licht stammte vom trüben roten Schein eines dunklen Schwertes, dessen Klinge aus stygischem Eisen an der einen Seite des Behälters lehnte. Daneben hockte ein elend aussehender Junge in zerfetzten Jeans, einem schwarzen Hemd und einer alten Fliegerjacke. An seiner rechten Hand funkelte ein silberner Totenkopfring.
»Nico!«, rief Percy. Aber der Sohn des Hades konnte ihn nicht hören.
Der Behälter war vollständig versiegelt und die Luft wurde immer giftiger. Nicos Augen waren geschlossen, sein Atem flach. Er schien zu meditieren. Sein Gesicht war bleich und schmaler als in Percys Erinnerung.
Nico schien mit seinem Schwert drei Kerben in die Innenwand des Kruges geschlagen zu haben – vielleicht war er seit drei Tagen hier eingesperrt?
Es schien unmöglich, dass er so lange überlebt haben könnte, ohne zu ersticken. Selbst im Traum geriet Percy langsam in Panik und musste um Sauerstoff kämpfen.
Dann sah er etwas zwischen Nicos Füßen – eine kleine Sammlung von glitzernden Gegenständen, die nicht größer waren als Babyzähne.
Kerne, erkannte Percy. Granatapfelkerne . Drei waren gegessen und ausgespuckt worden, fünf waren noch im dunkelroten Fruchtfleisch eingeschlossen.
»Nico«, sagte Percy. »Wo bist du? Wir werden dich retten.«
Das Bild verblasste und eine Mädchenstimmte flüsterte:
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