Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
sagte sie. »Nein, Percy. Bei den Göttern, das ist so süß. Es ist bloß … Vielleicht haben wir uns den Weg zurück verbaut. Wenn wir die Sache mit den Römern nicht in Ordnung bringen können – na ja, diese beiden Gruppen von Halbgöttern haben niemals in Frieden leben können. Deshalb halten die Götter uns ja getrennt. Ich weiß nicht, ob wir da jemals hingehören können.«
Percy wollte nicht widersprechen, aber er konnte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Es kam ihm wichtig vor – nicht nur für Annabeth und ihn, sondern auch für alle anderen Halbgötter. Es musste doch möglich sein, in zwei verschiedene Welten zugleich zu gehören. Darum ging es doch gerade bei Halbgöttern – sie gehörten weder ganz in die Welt der Sterblichen noch auf den Olymp, sondern versuchten, beide Seiten ihres Wesens miteinander zu vereinen.
Leider erinnerte ihn das an die Götter, an den Krieg, der ihnen bevorstand, und an seinen Traum von den Zwillingen Ephialtes und Otis.
»Ich hatte einen Albtraum, als du mich geweckt hast«, gab er zu.
Er erzählte Annabeth, was er gesehen hatte.
Nicht einmal die beunruhigendsten Teile schienen sie zu überraschen. Sie schüttelte traurig den Kopf, als er von Nicos Gefangenschaft im Bronzekrug erzählte. Ihre Augen funkelten wütend, als er erzählte, dass die Riesen eine Art Zerstörungsfest für Rom planten, bei dem ihr qualvoller Tod die Einstiegsnummer darstellen sollte.
»Nico ist der Köder«, murmelte sie. »Gaias Leute müssen ihn auf irgendeine Weise gefangen haben. Aber wir wissen nicht genau, wo sie ihn festhalten.«
»Irgendwo in Rom«, sagte Percy. »Irgendwo unter der Erde. Es klang so, als hätte Nico noch einige Tage zu leben, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie er ohne Sauerstoff so lange durchhalten soll.«
»Noch fünf Tage, wenn Nemesis Recht hat«, sagte Annabeth. »Die Kalenden des Juli. Immerhin ergibt diese Frist jetzt einen Sinn.«
»Was sind Kalenden?«
Annabeth feixte, als freute sie sich darüber, dass sie in ihr vertrautes Muster zurückgefallen waren – Percy hatte keine Ahnung und sie erklärte alles. »Das ist das römische Wort für den Ersten eines Monats. Daher kommt das Wort Kalender. Aber wie soll Nico so lange überleben? Wir müssten mit Hazel sprechen.«
»Jetzt?«
Sie zögerte. »Nein. Das hat Zeit bis morgen früh. Ich will ihr diese Nachricht nicht mitten in der Nacht vor den Kopf knallen.«
»Die Riesen haben eine Statue erwähnt«, sagte Percy. »Und etwas über eine begabte Freundin, die sie bewacht. Wer immer diese Freundin sein mag, Otis hat Angst vor ihr. Und wer einem Riesen Angst machen kann …«
Annabeth starrte einen Highway an, der sich unter ihnen durch dunkle Hügel schlängelte. »Percy, hast du in letzter Zeit Poseidon gesehen? Oder irgendein Zeichen von ihm empfangen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht seit … Himmel! Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Nicht seit dem Ende des Titanenkrieges. Er war im Camp Half-Blood, aber das war vorigen August.« Böse Ahnungen stiegen in ihm auf. »Warum? Hast du Athene getroffen?«
Annabeth wich seinem Blick aus.
»Vor ein paar Wochen«, gestand sie. »Es … Es war nicht so toll. Sie wirkte nicht wie sie selbst. Vielleicht ist das die griechisch-römische Schizophrenie, die Nemesis beschrieben hat. Ich bin nicht sicher. Sie hat Dinge gesagt, die mir ziemlich wehgetan haben. Sie hat gesagt, ich hätte sie im Stich gelassen.«
»Sie im Stich gelassen?« Percy glaubte fast, sich verhört zu haben. Annabeth war doch das perfekte Halbgottkind. Genau so wie sie musste eine Tochter der Athene sein. »Wie könntest du sie je …«
»Ich weiß nicht«, sagte sie verzweifelt. »Und außerdem habe ich auch Albträume. Aber die ergeben nicht so viel Sinn wie deine.«
Percy wartete, aber Annabeth sagte nichts mehr. Er hätte sie gern getröstet und ihr gesagt, dass alles gut werden würde, aber er konnte es nicht. Er wollte für sie beide alles in Ordnung bringen, damit es ein gutes Ende gäbe. Nach all den Jahren mussten sogar die grausamsten Götter zugeben, dass sie das verdient hatten.
Aber er hatte so ein Gefühl im Bauch, dass er Annabeth diesmal nicht helfen konnte, außer dadurch, dass er da war. Die Tochter der Weisheit geht allein.
Er fühlte sich so gefangen und hilflos wie im Muskeg.
Annabeth brachte ein müdes Lächeln zu Stande. »Was für ein romantischer Abend, was? Jetzt will ich bis morgen früh nichts Schlimmes mehr hören.«
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