Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Wahrscheinlichkeit nach nicht.«
»Super.«
Annabeth lachte. »Weißt du, warum ich gern hier bin? Nicht nur wegen der Aussicht. Woran erinnert dich das hier?«
Percy sah sich um. Die Käfige und Boxen, die Lampe aus Himmlischer Bronze, die von der Decke hing, der Duft nach Heu, und natürlich Annabeth, die dicht neben ihm saß, ihr Gesicht gespenstisch und schön in dem weichen bernsteingelben Licht.
»An diesen Tiertransporter«, sagte Percy dann. »Mit dem wir nach Las Vegas gefahren sind.«
Ihr Lächeln sagte ihm, dass er die richtige Antwort gefunden hatte.
»Das ist so lange her«, sagte Percy. »Wir waren in mieser Form und haben versucht, das Land zu durchqueren und diesen blöden Blitzstrahl zu finden, gefangen in einem Wagen mit misshandelten Tieren. Wieso sehnst du dich danach zurück?«
»Weil wir damals zum ersten Mal richtig geredet haben, du und ich, Algenhirn. Ich habe dir von meiner Familie erzählt und …« Sie zog ihr Camp-Halsband hervor, an dem der College-Ring ihres Dads und eine bunte Tonperle für jedes Jahr in Camp Half-Blood hingen. Und jetzt gab es an dem Lederriemen noch etwas anderes: einen roten Korallenanhänger, den Percy ihr geschenkt hatte, als sie frisch zusammen waren. Er hatte ihn aus dem Palast seines Vaters auf dem Meeresgrund mitgebracht.
»Und«, sagte Annabeth, »es erinnert mich daran, wie lange wir uns schon kennen. Wir waren zwölf, Percy. Kannst du das fassen?«
»Nein«, gab er zu. »Also … von diesem Moment an hast du gewusst, dass du mich leiden magst?«
Sie feixte. »Zuerst habe ich dich gehasst. Du bist mir auf die Nerven gegangen. Ein paar Jahre lang habe ich dich toleriert. Und dann …«
»Na gut, schön.«
Sie beugte sich vor und küsste ihn: ein guter, echter Kuss, ohne Zuschauer – nirgendwo irgendwelche Römer, kein kreischender Anstandssatyr.
Dann wich sie zurück. »Du hast mir gefehlt, Percy.«
Percy wollte ihr dasselbe sagen, aber es kam ihm zu wenig vor. Während er in der römischen Welt gewesen war, hatte er sich fast nur dadurch am Leben erhalten, dass er an Annabeth gedacht hatte. Du hast mir gefehlt brachte das nicht so ganz zum Ausdruck.
Er dachte daran, wie Piper das Eidolon gezwungen hatte, seine Gedanken freizugeben. Percy hatte von dessen Anwesenheit nichts gewusst, bis Piper ihr Charmesprech angewandt hatte. Als das Eidolon verschwunden war, hatte er das Gefühl gehabt, ein glühender Dorn sei aus seiner Stirn entfernt worden. Ihm war gar nicht klar gewesen, was für schlimme Schmerzen er erleiden musste, bis der Geist dann weg gewesen war. Danach wurden seine Gedanken klarer. Seine Seele machte es sich in seinem Körper wieder gemütlich.
Hier mit Annabeth zu sitzen, gab ihm dasselbe Gefühl. Die vergangenen Monate hätten glatt einer seiner seltsamen Träume sein können. Die Ereignisse von Camp Jupiter wirkten so verschwommen und vage wie sein Kampf mit Jason, als sie beide von den Eidola besessen gewesen waren.
Und doch bereute er nicht, in Camp Jupiter gewesen zu sein. Dort waren seine Augen in mancher Hinsicht geöffnet worden.
»Annabeth«, sagte er zögernd. »In Neu-Rom können Halbgötter ihr Leben in Frieden verbringen.«
Ihr Gesicht wurde wachsam. »Das hat Reyna mir auch erzählt. Aber Percy, du gehörst nach Camp Half-Blood. Dieses andere Leben …«
»Ich weiß«, sagte Percy. »Aber als ich dort war, habe ich so viele Halbgötter ohne Angst leben sehen: junge Leute, die aufs College gehen, Paare, die heiraten und eine Familie gründen. So was gibt es in Camp Half-Blood nicht. Ich habe immer an dich und mich gedacht … und dass wir vielleicht eines Tages, wenn dieser Krieg gegen die Riesen vorüber ist …«
Es war schwer, das in dem goldenen Licht zu erkennen, aber er hatte den Eindruck, dass Annabeth rot wurde. »Oh«, sagte sie.
Percy hatte Angst, zu viel gesagt zu haben. Vielleicht hatte er ihr mit seinen tollen Zukunftsplänen Angst gemacht. Eigentlich war sie sonst diejenige, die Pläne machte. In Gedanken verfluchte er sich.
Er kannte Annabeth schon so lange und hatte doch das Gefühl, nur wenig von ihr zu begreifen. Auch jetzt, da sie seit Monaten ein Paar waren, wirkte ihre Beziehung noch immer neu und zerbrechlich wie eine Glasfigur. Er hatte furchtbare Angst davor, einen Fehler zu machen und sie zu zerbrechen.
»Tut mir leid«, sagte er. »Das war nur … Ich musste immer daran denken, um durchzuhalten. Um die Hoffnung zu behalten. Vergiss, dass ich es erwähnt …«
»Nein!«,
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