Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
ein wenig älter vielleicht, aber mit den gleichen langen schwarzen Haaren, den gleichen dunklen Augen und dem gleichen harten Ausdruck, als versuche sie zu entscheiden, welche der Amazonen vor ihrem Thron am ehesten den Tod verdient hätte.
Kinzie warf einen Blick auf die Streitenden und grunzte vor Ekel. »Otreras Agentinnen, die ihre Lügen verbreiten.«
»Was?«, fragte Frank.
Dann blieb Hazel so plötzlich stehen, dass die Wächterinnen hinter ihr stolperten. Wenige Meter vor dem Thron bewachten zwei Amazonen einen Käfig. Darin stand ein wunderschönes Pferd – kein geflügeltes, sondern ein majestätischer Hengst mit honigfarbenem Fell und schwarzer Mähne. Seine braunen Augen musterten Hazel und sie hätte schwören können, dass er ungeduldig aussah, als ob er dächte: »Wird aber auch Zeit, dass du kommst.«
»Das ist er«, murmelte Hazel.
»Wer denn?«, fragte Percy.
Kinzie schaute sie strafend an, aber als sie Hazels Blick folgte, wurde ihre Miene freundlicher. »Ach, ja. Schön, nicht wahr?«
Hazel blinzelte, um sicherzugehen, dass es keine Halluzination war. Es war genau das Pferd, das sie in Alaska gejagt hatte. Sie war sich ganz sicher … aber es war unmöglich. Kein Pferd konnte so lange leben.
»Ist er …« Hazels Stimme versagte. »Ist er zu verkaufen?«
Die Wächterinnen lachten.
»Da ist Arion«, erklärte Kinzie geduldig, als könne sie Hazels Faszination verstehen. »Er ist ein königlicher Schatz der Amazonen – und er ist allein für unsere tapferste Kriegerin bestimmt, wenn man der Weissagung glaubt.«
»Der Weissagung?«, fragte Hazel.
Kinzies Ausdruck wirkte jetzt gequält, fast verlegen. »Egal. Nein, er ist nicht zu verkaufen.«
»Warum ist er dann im Käfig?«
Kinzie schnitt eine Grimasse. »Weil … er schwierig ist.«
Wie aufs Stichwort schlug das Pferd mit seinem Kopf gegen die Käfigtür. Die Metallstäbe bebten und die Wächterinnen wichen nervös zurück.
Hazel wollte dieses Pferd befreien. Sie wünschte es sich mehr als irgendetwas je zuvor. Aber Percy, Frank und ein Dutzend Amazonen starrten sie an, deshalb versuchte sie, ihre Empfindungen zu verbergen. »Hat mich nur mal so interessiert«, brachte sie heraus. »Also, jetzt zur Königin.«
Der Streit vorn in Saal wurde lauter. Endlich bemerkte die Königin, dass Hazel und die anderen näher kamen, und sie fauchte: »Das reicht!«
Sofort verstummten die streitenden Amazonen. Die Königin winkte sie zur Seite und bedeutete Kinzie vorzutreten.
Kinzie schob Hazel und deren Freunde auf den Thron zu. »Meine Königin, diese Halbgötter …«
Die Königin sprang auf. »Du!«
Sie starrte Percy Jackson mit mörderischer Wut an.
Percy murmelte etwas auf Altgriechisch, und Hazel war ziemlich sicher, dass die Nonnen von St. Agnes das gar nicht gern gehört hätten.
»Klemmbrett«, sagte er. »Kurhaus. Piraten.«
Für Hazel ergab das keinen Sinn, aber die Königin nickte. Sie stieg von ihrem Thron aus Bestsellern herunter und zog einen Dolch aus dem Gürtel.
»Es war unglaublich töricht von dir herzukommen«, sagte sie. »Du hast mein Zuhause zerstört. Du hast meine Schwester und mich ins Exil und in die Gefangenschaft getrieben.«
»Percy«, sagte Frank nervös. »Worüber redet diese unheimliche Frau mit dem Dolch?«
»Von Circes Insel«, sagte Percy. »Gerade ist es mir wieder eingefallen. Das Gorgonenblut – vielleicht heilt es jetzt mein Gedächtnis. Das Meer der Ungeheuer. Hylla – sie hat uns im Hafen empfangen und zu ihrer Chefin geführt. Hylla hat für die Zauberin gearbeitet.«
Hylla bleckte ihre perfekten weißen Zähne. »Willst du mir erzählen, du hast dein Gedächtnis verloren? Weißt du was, vielleicht glaube ich dir das sogar. Weshalb solltest du sonst so blöd sein herzukommen?«
»Wir kommen mit friedlichen Absichten«, erklärte Hazel. »Was hat Percy getan?«
»Friedlich?« Die Königin hob die Augenbrauen und sah Hazel an. »Was er getan hat? Diese männliche Missgeburt hat Circes Zauberschule zerstört!«
»Circe hatte mich in ein Meerschweinchen verwandelt«, warf Percy ein.
»Das ist keine Entschuldigung«, sagte Hylla. »Circe war eine weise und großzügige Arbeitgeberin. Ich hatte Kost und Logis, eine gute Krankenversicherung, einschließlich Zahnersatz, Leoparden zum Kuscheln, freie Zaubertränke – alles. Und dann kam dieser Halbgott, mit seiner Freundin, der blonden …«
»Annabeth.« Percy schlug sich vor die Stirn, wie um die Erinnerungen schneller
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