Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
egal – das ist eigentlich nicht dein Problem. Wenn du erst Thanatos befreit hast, wirst du zurück in die Unterwelt geworfen werden, um dort für immer zu vermodern. Frank und Percy werden das nicht verhindern. Würden wahre Freunde verlangen, dass du dein Leben aufgibst? Sag mir, wer hier lügt und wer dir die Wahrheit sagt.«
Hazel brach in Tränen aus. Bitterkeit stieg in ihr hoch. Sie hatte ihr Leben schon einmal verloren. Sie wollte nicht wieder sterben.
»So ist es richtig«, säuselte Gaia. »Du warst dafür bestimmt, Sammy zu heiraten. Weißt du, was aus ihm geworden ist, nachdem du in Alaska gestorben warst? Er wurde erwachsen und zog nach Texas. Er hat sich immer gefragt, warum du verschwunden bist. Er ist tot – ein Herzinfarkt in den sechziger Jahren. Der Traum von dem Leben, das ihr zusammen hättet haben können, hat ihm nie Ruhe gelassen.«
»Hör auf!«, schrie Hazel. »Du hast es mir genommen!«
»Aber du kannst es wiederhaben«, sagte Gaia. »Ich halte dich fest, Hazel. Du wirst auf jeden Fall sterben. Wenn du aufgibst, kann ich es wenigstens angenehm für dich machen. Versuch nicht mehr, Percy Jackson zu retten. Der gehört mir. Ich werde ihn in der Erde sicher aufbewahren, bis ich ihn benutzen muss. Du kannst in deinen letzten Augenblicken ein ganzes Leben haben – du kannst heranwachsen, Sammy heiraten. Du brauchst nur loszulassen.«
Hazel packte den Bogen fester. Etwas unter ihr griff nach ihren Knöcheln, aber sie geriet nicht in Panik. Sie wusste ja, dass es Percy war, der um Atem rang und verzweifelt eine Chance zu überleben suchte.
Hazel starrte die Göttin wütend an. »Ich werde nie mit dir zusammenarbeiten. LASS – UNS – LOS!«
Das Gesicht ihrer Mutter verschwand. Der Morgen in New Orleans löste sich in der Dunkelheit auf. Hazel ertrank im Sumpf, eine Hand am Bogen, Percys Hände um ihre Knöchel, tief in der Finsternis. Sie schüttelte hektisch das Ende des Bogens und Frank zog sie mit solchem Schwung heraus, dass er ihr fast den Arm ausgerenkt hätte. Als sie die Augen öffnete, lag sie schlammbedeckt im Gras. Percy krümmte sich zu ihren Füßen, er hustete und spuckte Dreck aus.
Frank stand über ihnen und schrie. »Oh, Götter! Oh, Götter! Oh, Götter!«
Er riss Kleider aus seiner Tasche und fing an, Hazel das Gesicht abzuwischen, aber viel half das nicht. Er zog Percy weiter vom Sumpf weg.
»Ihr wart so lange da unten!«, jammerte Frank. »Ich habe schon gedacht – oh, Götter, tut so was nie wieder!«
Er drückte Hazel an sich.
»Kriege – keine Luft«, würgte sie hervor.
»Tut mir leid!« Frank fing wieder an, die beiden zu säubern. Endlich konnte er sie an den Straßenrand bringen, und da saßen sie dann und zitterten und spuckten Schlammklumpen aus.
Hazel hatte kein Gefühl in den Händen. Sie wusste nicht, ob das von der Kälte oder vom Schock kam, aber sie konnte das mit dem Muskeg erklären und ihre Vision dort unten schildern. Nicht das mit Sammy – das tat noch immer zu weh, um es laut auszusprechen – aber sie erzählte ihnen, wie Gaia ihr ein falsches Leben angeboten hatte, und dass die Göttin behauptet hatte, Hazels Bruder Nico gefangen zu haben. Hazel wollte das nicht für sich behalten. Sie fürchtete, die Verzweiflung könnte sie sonst überwältigen.
Percy rieb sich die Schulter. Seine Lippen waren blau. »Du – du hast mich gerettet, Hazel. Wir finden heraus, was Nico passiert ist. Versprochen.«
Hazel schaute aus zusammengekniffenen Augen zur Sonne hinauf, die hoch am Himmel stand. Die Wärme tat ihr gut, aber sie konnte nicht aufhören zu zittern. »Kommt es nur mir so vor, oder hat Gaia uns ein bisschen zu leicht laufenlassen?«
Percy kratzte sich Schlamm aus den Haaren. »Vielleicht braucht sie uns noch als Schachfiguren. Vielleicht hat sie das alles nur gesagt, um dich durcheinanderzubringen.«
»Dann hat sie jedenfalls das Richtige gesagt«, meinte Hazel. »Sie hat genau gewusst, wie sie mich fertigmachen kann.«
Frank legte ihr seine Jacke um die Schultern. »Das hier ist dein wirkliches Leben. Das weißt du, oder? Wir werden dich nicht wieder sterben lassen.«
Er hörte sich entschieden an. Hazel wollte nicht widersprechen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie Frank den Tod aufhalten wollte. Sie drückte die Hand auf ihre Jackentasche, wo Franks halb verbranntes Holzstück noch immer in Sicherheit war, und fragte sich, was aus ihm geworden wäre, wenn sie für immer im Schlamm versunken wäre. Vielleicht
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