Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
wehrlosen Sterblichen zu helfen. Du bist, ganz ehrlich, das netteste Kind des Kriegsgottes, das mir je über den Weg gelaufen ist … vielleicht sogar das einzige nette. Und wie siehst du die Sache?«
Frank starrte zum Nordlicht hoch, das noch immer bei kleiner Flamme am Sternenhimmel kochte. »Ich meine nur … ich sollte doch diesen Einsatz leiten, der Zenturio sein, und ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass ihr mich tragen müsst.«
»Stimmt doch gar nicht«, sagte Percy.
»Ich soll diese Gabe haben, aber ich komme nicht dahinter, wie ich sie einsetzen soll«, sagte Frank bitter. »Und jetzt habe ich keinen Speer und fast keine Pfeile mehr. Und … ich habe Angst.«
»Ich würde mir Sorgen machen, wenn du keine Angst hättest«, sagte Percy. »Wir haben alle Angst.«
»Aber das Fest der Fortuna ist …«, Frank überlegte. »Jetzt ist es schon nach Mitternacht, oder? Das bedeutet, dass heute der vierundzwanzigste Juni ist. Das Fest beginnt heute Abend bei Sonnenuntergang. Wir müssen den Weg zum Hubbard-Gletscher finden, einen Riesen besiegen, der in seiner Heimat unbesiegbar ist, und wieder im Camp Jupiter sein, ehe es überrannt wird – und das alles in weniger als achtzehn Stunden.«
»Und wenn wir Thanatos befreien«, sagte Percy, »dann verlangt er vielleicht dein Leben. Und Hazels. Du kannst mir glauben, ich habe mir das alles überlegt.«
Frank starrte Hazel an, die noch immer leise schnarchte. Ihr Gesicht war unter einer Masse von braunen Locken versteckt.
»Sie ist meine beste Freundin«, sagte Frank. »Ich habe meine Mom verloren, meine Großmutter … Hazel kann ich nicht auch noch verlieren.«
Percy dachte an sein altes Leben – seine Mom in New York, Camp Half-Blood, Annabeth. Er hatte das alles für acht Monate verloren. Sogar jetzt, wo die Erinnerungen sich wieder einstellten … er war noch nie so weit von zu Hause fort gewesen. Er war in die Unterwelt gegangen und zurückgekommen. Er hatte Dutzende von Malen dem Tod ins Auge geschaut. Aber er war noch nie so allein gewesen wie hier an diesem Picknicktisch, Tausende von Kilometern von zu Hause, jenseits der Macht des Olymp. Er hatte nur Hazel und Frank.
»Ich werde euch beide nicht verlieren«, versprach er. »Ich werde das nicht zulassen. Und, Frank, du bist wirklich der geborene Anführer. Hazel würde das auch sagen. Wir brauchen dich.«
Frank senkte den Kopf. Er schien in Gedanken versunken zu sein. Endlich kippte er nach vorn, bis sein Kopf auf den Picknicktisch knallte. Dann schnarchte er zweistimmig mit Hazel.
Percy seufzte. »Noch eine mitreißende Rede von Jackson«, sagte er zu sich selbst. »Ruh dich aus, Frank. Vor uns liegt ein großer Tag.«
Als der Morgen dämmerte, öffnete der Laden. Der Besitzer war ein wenig überrascht, als er drei an seinem Picknicktisch gestrandete Teenager fand, aber als Percy erzählte, dass sie vom Zugunglück der vergangenen Nacht weggelaufen seien, taten sie dem Typen leid und er lud sie zum Frühstück ein. Er rief einen Freund an, einen Inuit, der in der Nähe von Seward eine Hütte hatte. Bald schaukelten sie in einem ramponiertne Pick-up los, der zur Zeit von Hazels Geburt neu gewesen war.
Hazel und Frank saßen hinten und Percy vorn bei dem ledrigen alten Mann, der nach Räucherlachs roch. Er erzählte Percy Geschichten über Bär und Rabe, die Inuitgötter, und Percy konnte nur hoffen, dass er denen nie begegnen würde. Er hatte ohnehin schon genug Feinde.
Einige Kilometer vor Seward gab der Wagen seinen Geist auf. Den Fahrer schien das nicht zu überraschen, so, als passierte das jeden Tag mehrere Male. Er sagte, sie könnten warten, bis er den Motor repariert hätte, aber da Seward nicht mehr weit entfernt war, beschlossen sie, zu Fuß zu gehen.
Am späten Vormittag erreichten sie eine Anhöhe und sahen eine kleine, von Bergen umgebene Bucht vor sich. Die Stadt war ein schmaler Halbmond auf dem rechten Ufer, mit Anlegern, die ins Wasser ragen, und einem Kreuzfahrtschiff, das im Hafen vor Anker lag.
Percy erschauderte. Er hatte schlechte Erfahrungen mit Kreuzfahrtschiffen.
»Seward«, sagte Hazel. Das Wiedersehen mit ihrer alten Heimat schien sie nicht gerade glücklich zu machen.
Sie hatten schon sehr viel Zeit verloren und es gefiel Percy gar nicht, wie schnell die Sonne höher stieg. Die Straße schlängelte sich den Hang hinunter, aber wenn sie quer über die Wiesen liefen, ging es vielleicht schneller.
Percy verließ die Straße. »Also los.«
Der Boden war
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