Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
brauchen. Und Frank – es ist doch offensichtlich, dass der Mann verrückt nach dir ist. Es lohnt sich, für dieses Leben zu kämpfen, Hazel.«
Sie schloss die Augen. »Bitte, mach mir keine Hoffnungen. Ich kann nicht …«
Das Fenster öffnete sich ächzend. Frank kletterte herein und hob triumphierend einige Einkaufstüten hoch. »Geschafft!
Er zeigte seine Beute. Aus einem Jagdgeschäft hatte er einen neuen Köcher mit Pfeilen besorgt, dazu Proviant und ein Seil.
»Falls wir mal wieder über Muskeg laufen müssen«, sagte er.
In einem Touristenladen im Ort hatte er Kleider für alle gekauft, Handtücher, Seife, Wasserflaschen und tatsächlich eine große Packung Feuchttücher. Es war nicht dasselbe wie eine heiße Dusche, aber Hazel verschwand hinter einer Wand aus Glückwunschkarten, um sich zu säubern und umzuziehen. Danach fühlte sie sich deutlich besser.
Das ist dein letzter Tag, schärfte sie sich ein. Fühl dich ja nicht zu wohl.
Das Fest der Fortuna – alles, was an diesem Tag passierte, ob gut oder schlecht, galt als Omen für das gesamte bevorstehende Jahr. Und auf irgendeine Weise würde ihr Einsatz an diesem Abend ein Ende finden.
Sie schob das Stück Treibholz in ihre neue Jackentasche. Irgendwie würde sie dafür sorgen müssen, dass es unversehrt blieb, egal, was mit ihr geschah. Ihren eigenen Tod könnte sie ertragen, solange ihre Freunde überlebten.
»So«, sagte sie. »Und jetzt suchen wir uns ein Boot zum Hubbard-Gletscher.«
Sie versuchte, zuversichtlich zu klingen, aber das war nicht leicht. Sie wünschte, Arion wäre noch bei ihr. Sie wäre viel lieber auf diesem wunderschönen Pferd in den Kampf geritten. Seit sie Vancouver verlassen hatten, rief sie Arion in Gedanken zu sich und hoffte, er würde sie hören und sie suchen, aber das war nur Wunschdenken.
Frank streichelte sich den Bauch. »Wenn wir bis zum Tod kämpfen müssen, dann möchte ich zuerst Mittag essen. Und ich habe den perfekten Ort dafür gefunden.«
Frank führte sie zu einem Einkaufszentrum am Hafen, wo ein alter Bahnwaggon zu einem Restaurant umgewandelt worden war. Hazel konnte sich nicht an ihn erinnern, aber das Essen roch umwerfend.
Während Frank und Percy bestellten, wanderte Hazel zu den Docks und holte Erkundungen ein. Als sie zurückkehrte, brauchte sie Aufmunterung. Aber nicht einmal Cheeseburger und Pommes konnten helfen.
»Wir haben ein Problem«, sagte sie. »Ich wollte ein Boot besorgen, aber ich habe mich verrechnet.«
»Keine Boote?«, fragte Frank.
»Oh, ein Boot kann ich kriegen«, sagte Hazel. »Aber der Gletscher ist weiter weg, als ich gedacht hatte. Sogar bei Höchstgeschwindigkeit würden wir bis morgen früh brauchen.«
Percy erbleichte. »Vielleicht könnte ich das Boot schneller fahren lassen?«
»Selbst wenn«, sagte Hazel. »Was die Seeleute erzählen, klingt übel – Eisberge, ein Labyrinth aus Fahrrinnen. Du müsstest wissen, wo es langgeht.«
»Was ist mit einem Flugzeug?«, fragte Frank.
Hazel schüttelte den Kopf. »Ich habe die Seeleute gefragt. Die sagen, wir können es versuchen, aber es ist ein winziger Flugplatz. Man muss Flugzeuge zwei, drei Wochen im Voraus chartern.«
Danach aßen sie schweigend weiter. Hazels Cheeseburger war hervorragend, aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Sie hatte vielleicht drei Bissen verzehrt, als ein Rabe sich über ihnen auf dem Telefonmast niederließ und anfing zu krächzen.
Hazel zitterte. Sie hatte Angst, er könne mit ihr reden, wie der andere Rabe vor all den Jahren: Heute Nacht. Die letzte Nacht. Sie hätte gern gewusst, ob Kindern des Pluto immer Raben erschienen, wenn sie bald sterben mussten. Hazel hoffte, dass Nico noch am Leben war und dass Gaia sie nur verunsichern wollte. Aber sie hatte das böse Gefühl, dass die Göttin die Wahrheit gesagt hatte.
Nico hatte ihr gesagt, er wolle von der anderen Seite her die Tore des Todes suchen. Wenn Gaias Truppen ihn gefangen hatten, dann hatte Hazel vielleicht ihren einzigen Verwandten verloren.
Sie starrte ihren Cheeseburger an.
Plötzlich schlug das Krächzen des Raben in ein ersticktes Kreischen um.
Frank sprang so heftig auf, dass er fast den Picknicktisch umgestoßen hätte. Percy zog sein Schwert.
Hazel folgte den Blicken der beiden. Von dem Mast, wo eben noch der Rabe gesessen hatte, glotzte jetzt ein fetter fieser Greif auf sie herab. Er rülpste und Rabenfedern flogen aus seinem Schnabel.
Hazel stand auf und zog ihre Spatha .
Frank legte einen
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