Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Geburtstagskuchen mit ihm geteilt hatte, ehe sie für immer verschwunden war?
Franks Finger schwebten über dem Foto. »Wer –« Er sah, dass sie weinte, und verschluckte seine Frage. »Tut mir leid, Hazel. Das ist sicher sehr hart. Möchtest du einen Moment …«
»Nein«, würgte sie heraus. »Nein, ist schon gut.«
»Ist das deine Mutter?« Percy zeigte auf das Foto von Queen Marie. »Sie sieht aus wie du. Sie ist schön.«
Dann musterte Percy Sammys Bild. »Wer ist das?«
Hazel begriff nicht, warum er so betroffen aussah. »Das … das ist Sammy. Er war mein – äh – Freund in New Orleans.« Sie zwang sich dazu, Frank nicht anzusehen.
»Den hab ich schon mal gesehen«, sagte Percy.
»Das kannst du nicht«, sagte Hazel. »Das Foto ist 1941 gemacht worden. Er … er ist jetzt sicher schon tot.«
Percy runzelte die Stirn. »Ja, vermutlich. Trotzdem …« Er schüttelte den Kopf, als sei die Vorstellung zu unangenehm.
Frank räusperte sich. »Hör mal, wir sind da vorhin an einem Laden vorbeigekommen. Wir haben noch etwas Geld. Vielleicht sollte ich für euch etwas zu essen und zum Anziehen und – ich weiß nicht – hundert Schachteln Feuchttücher oder so holen?«
Hazel stellte das Goldgräberschild wieder über ihre Andenken. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie dieses alte Bild von Sammy auch nur angesehen hatte, wo Frank doch versuchte, so lieb und hilfsbereit zu sein. Es tat ihr überhaupt nicht gut, an ihr altes Leben zu denken.
»Das wäre super«, sagte sie. »Du bist der Beste, Frank.«
Die Bretter knarrten unter seinen Füßen. »Na, ich bin hier jedenfalls der Einzige, der nicht total von Schlamm bedeckt ist. Bin gleich wieder da.«
Als er weg war, schlugen Percy und Hazel ein provisorisches Lager auf. Sie zogen ihre Jacken aus und versuchten, den Schlamm abzukratzen; dann fanden sie eine Kiste mit alten Decken und nutzten die, um sich zu säubern. Sie stellten fest, dass die Kartons mit den Glückwunschkarten ganz bequem waren, wenn man sie zu Matratzen zusammenschob.
Percy legte sein Schwert auf den Boden, wo es ein schwaches bronzenes Licht ausstrahlte. Dann streckte er sich auf einem Kartenbett voll mit »Fröhliche Weihnachten 1982« aus.
»Danke, dass du mich gerettet hast«, sagte er. »Das hätte ich schon längst sagen sollen.«
Hazel zuckte mit den Schultern. »Das hättest du für mich doch auch getan.«
»Ja«, sagte er. »Aber als ich unten im Sumpf steckte, fiel mir diese Zeile aus Ellas Weissagung ein – über den Sohn des Neptun, der ertrinkt. Ich dachte, so war das also gemeint. Ich ertrinke in der Erde. Ich war sicher, dass ich sterben würde.«
Seine Stimme zitterte wie an seinem ersten Tag im Camp Jupiter, als Hazel ihm den Schrein des Neptun gezeigt hatte. An jenem Tag hatte sie sich gefragt, ob Percy die Lösung ihrer Probleme sein könnte – der Nachkomme des Neptun, der eines Tages den Fluch von ihr nehmen würde, wie Pluto es versprochen hatte. Percy hatte so einschüchternd und stark gewirkt, wie ein wahrer Held.
Aber jetzt wusste sie, dass auch Frank ein Nachkomme des Neptun war. Frank sah nicht gerade aus wie ein beeindruckender Held, aber er hatte ihr sein Leben anvertraut. Er hatte sich solche Mühe gegeben, sie zu beschützen. Sogar seine Ungeschicklichkeit war rührend.
Sie war noch nie so verwirrt gewesen – und da sie ihr Leben lang verwirrt gewesen war, wollte das was heißen.
»Percy«, sagte sie. »Diese Weissagung war vielleicht nicht vollständig. Frank meinte, dass Ella sich an eine verbrannte Seite erinnert hatte. Vielleicht wirst du jemand anderen unter dem Eis verschwinden lassen.«
Er sah sie skeptisch an. »Meinst du?«
Hazel kam sich seltsam dabei vor, dass sie ihm gut zuredete. Er war so viel älter und erfahrener. Aber sie nickte zuversichtlich. »Du wirst wieder nach Hause kommen. Und du wirst deine Freundin Annabeth wiedersehen.«
»Auch du kommst wieder nach Hause, Hazel«, versprach er. »Wir werden nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Du bist zu wertvoll für mich, für das Camp und für allem für Frank.«
Hazel hob eine alte Valentinskarte auf. Das weiße Schmuckpapier zerfiel in ihren Händen. »Ich gehöre nicht in dieses Jahrhundert. Nico hat mich nur zurückgeholt, damit ich meine Fehler wiedergutmachen und vielleicht ins Elysium eingehen kann.«
»In diesem Schicksal liegt noch mehr als nur das«, sagte er. »Wir sollen zusammen gegen Gaia kämpfen. Ich werde dich nicht nur heute neben mir
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