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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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eine gezackte Eiswand aus dem Meer und füllte die gesamte Schlucht. Der Gletscher war blau und weiß und schwarz gestreift, er sah aus wie ein schmutziger Schneehaufen auf dem Bürgersteig, nachdem ein Schneepflug vorübergefahren ist, nur vier Millionen Mal so groß.
    Sowie Arion stehenblieb, spürte Hazel, wie die Temperatur absackte. Das viele Eis strahlte Kältewellen aus und verwandelte die Bucht in den größten Kühlschrank der Welt. Das Unheimlichste war eine Art Donnergrollen, das über das Wasser rollte.
    »Was ist das denn?« Frank starrte die Wolken über dem Gletscher an. »Ein Sturm?«
    »Nein«, sagte Hazel. »Eis, das bricht und sich bewegt. Millionen Tonnen von Eis.«
    »Du meinst, das Ding bricht auseinander?«, fragte Frank.
    Wie aufs Stichwort löste sich eine Eisfläche lautlos vom Rand des Gletschers und stürzte ins Meer, worauf Wasser und Eissplitter mehrere Stockwerke hochgewirbelt wurden.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde später kam der Ton bei ihnen an – ein BUMM, das in den Ohren fast so wehtat wie Arion, wenn er die Schallmauer durchbrach.
    »Wir können nicht näher an dieses Ding ran!«, sagte Frank.
    »Müssen wir aber«, sagte Percy. »Der Riese ist ganz oben.«
    Arion wieherte leise.
    »Himmel, Hazel«, sagte Percy. »Sag deinem Pferd, es soll seine Zunge im Zaum halten.«
    Hazel versuchte, nicht zu lachen. »Was hat er gesagt?«
    »Wenn ich die Flüche rausnehme? Er sagt, er kann uns nach oben bringen.«
    Frank schien das nicht zu glauben. »Ich dachte, dieses Pferd könnte nicht fliegen.«
    Diesmal wieherte Arion so wütend, dass sogar Hazel begriff, dass er fluchte.
    »Mannomann«, sagte Percy zu dem Pferd. »Ich bin schon für weniger von der Schule geflogen. Hazel, er sagt, dass du schon sehen wirst, was er alles schafft, du brauchst nur ein Wort zu sagen.«
    »Äh, na, dann haltet euch fest, Jungs«, sagte Hazel nervös. »Arion, los geht’s!«
    Arion schoss auf den Gletscher zu wie eine Rakete und bretterte durch den Eismatsch, als ob er den Eisberg zu einer Mutprobe herausfordern wollte.
    Die Luft wurde kälter. Das Krachen des Eises wurde lauter. Während Arion die Entfernung schrumpfen ließ, wirkte der Gletscher so riesig, dass es Hazel bei dem Versuch, ihn ganz aufzunehmen, schwindlig wurde. Seine Seite war durchlöchert von Spalten und Höhlen. Immer wieder brachen Stücke ab – einige klein wie Schneebälle, andere groß wie Häuser. Als sie noch fünfzig Meter vom Gletscherfuß entfernt waren, ließ ein Donnerschlag Hazels Knochen erzittern, und ein Eisvorhang, der Camp Jupiter hätte einhüllen können, löste sich vom Gletscher und fiel ihnen entgegen.
    »Achtung!«, brüllte Frank, was Hazel ein wenig überflüssig vorkam.
    Arion war schon viel weiter. Mit nochmals gesteigerter Schnelligkeit lief er im Zickzack durch die Eisbrocken, setzte über Eisbuckel und kraxelte an der Gletscherwand hoch.
    Percy und Frank fluchten beide wie Pferde und hielten sich verzweifelt fest, während Hazel Arion die Arme um den Hals schlang. Irgendwie schafften sie es, nicht hinunterzufallen, während Arion mit unmöglicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit von einem Vorsprung zum anderen den Gletscher hochsprang. Es war wie ein umgekehrter Absturz von einem Berg.
    Und dann war es vorbei. Stolz stand Arion oben auf einem Eisvorsprung, der über die Leere hinwegschaute. Das Meer lag jetzt hundert Meter unter ihnen.
    Arion wieherte eine Herausforderung, die von den Bergen widerhallte. Percy übersetzte nicht, aber Hazel war ziemlich sicher, dass Arion allen anderen Pferden, die sich vielleicht in der Bucht aufhielten, zurief: »Macht mir das erst mal nach, ihr Weicheier!«
    Dann machte er kehrt und lief über den Gletscher ins Inland, wobei er über eine mehr als fünfzehn Meter breite Schlucht sprang.
    »Da!« Percy streckte die Hand aus.
    Das Pferd blieb stehen. Vor ihnen lag ein gefrorenes römisches Lager, das aussah wie eine riesige Kopie von Camp Jupiter. In den Gräben funkelten Eisstacheln. Die Wälle aus Schneeblöcken leuchteten blendend weiß. An den Wachttürmen schimmerten Banner aus gefrorenem blauen Stoff in der arktischen Sonne.
    Es gab keine Anzeichen von Leben. Die Tore standen weit offen und kein einziger Wachtposten patrouillierte über die Mauern. Aber Hazel hatte ein unbehagliches Gefühl im Bauch. Sie dachte an die Höhle in der Resurrection Bay, wo sie versucht hatte, Alkyoneus auferstehen zu lassen – an das bedrückende Gefühl von Bosheit und das

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