Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
sich gehabt hatte. Andere trugen Standarten und Wappen, die Hazel nicht erkannte, als ob sie zu anderen Zeiten, bei anderen Einsätzen gestorben wären und vielleicht nicht einmal aus Camp Jupiter stammten. Die meisten waren mit Waffen aus kaiserlichem Gold bewaffnet – mehr kaiserliches Gold, als die gesamte Zwölfte Legion besaß. Hazel konnte die geballte Macht dieses vielen Goldes um sich herum summen spüren, und das war noch furchterregender als das Knacken des Gletschers. Sie fragte sich, ob sie ihre Kraft einsetzen könnte, um diesen Waffen zu befehlen, die Geister vielleicht zu entwaffnen, aber sie fürchtete sich vor dem Versuch. Kaiserliches Gold war nicht einfach nur ein Edelmetall. Es war tödlich für Halbgötter und Monster. Der Versuch, so viel auf einmal zu kontrollieren, wäre wie der Versuch, in einem Reaktor dem Plutonium Befehle zu erteilen. Wenn sie versagte, könnte sie den Hubbard-Gletscher von der Landkarte fegen und ihre Freunde umbringen.
»Thanatos!« Hazel wandte sich der Gestalt mit dem Umhang zu. »Wir sind gekommen, um Euch zu retten. Wenn Ihr diesen Schatten Befehle erteilen könnt, dann sagt ihnen …«
Ihre Stimme versagte. Die Kapuze des Gottes rutschte ihm vom Kopf und sein Umhang fiel zu Boden, als er seine Flügel ausbreitete. Jetzt trug er nur noch eine ärmellose schwarze Tunika, die um seine Taille gegürtet war. Er war der schönste Mann, den Hazel je gesehen hatte. Seine Haut war braun wie Teakholz, dunkel und glänzend wie Queen Maries alter Seancentisch. Seine Augen hatten das gleiche Honiggold wie Hazels. Er war schlank und muskulös, hatte ein edles Gesicht und schwarze Haare, die über seine Schultern fluteten. Sie Flügel funkelten blau, schwarz und lila.
Hazel erinnerte sich daran, dass sie atmen musste.
Schön war das richtige Wort für Thanatos – nicht gut aussehend oder sexy oder was auch immer. Er war auf dieselbe Weise schön, auf die auch ein Engel schön ist – zeitlos, perfekt, unerreichbar.
»Oh«, sagte Hazel kleinlaut.
Die Handgelenke des Gottes waren mit eisigen Handschellen gefesselt und die Ketten daran führten in den Gletscher. Seine Füße waren nackt, mit Fußeisen gefesselt und ebenfalls an Ketten befestigt.
»Das ist Cupido«, sagte Frank.
»Ein muskulöser Cupido«, sagte Percy zustimmend.
»Ihr schmeichelt mir«, sagte Thanatos. Seine Stimme war so hinreißend wie sein Aussehen – tief und melodiös. »Ich werde oft mit dem Gott der Liebe verwechselt. Der Tod hat mit der Liebe mehr Gemeinsamkeiten, als ihr vielleicht glaubt. Aber ich bin der Tod. Das versichere ich euch.«
Hazel hatte keine Zweifel. Sie kam sich vor wie aus Asche gemacht; jeden Moment könnte sie zerfallen und in das Vakuum gesaugt werden. Sie fragte sich, ob Thanatos sie überhaupt berühren müsste, um sie zu töten. Er könnte ihr auch einfach sagen, sie sollte sterben. Sie würde auf der Stelle umkippen, ihre Seele würde dieser schönen Stimme und diesen gütigen Augen gehorchen.
»Wir – wir sind hier, um Euch zu retten«, brachte sie heraus. »Wo ist Alkyoneus?«
»Mich zu retten …?« Thanatos kniff die Augen zusammen. »Weißt du überhaupt, was du da sagst, Hazel Levesque? Ist dir klar, was das bedeuten würde?«
Percy trat vor. »Wir verschwenden unsere Zeit.«
Er schlug mit dem Schwert gegen die Ketten des Gottes. Die himmlische Bronze brachte das Eis zum Klingen, aber Springflut blieb wie Leim an der Kette kleben. Frost kroch durch die Klinge. Percy zog verzweifelt daran und Frank stürzte ihm zu Hilfe. Gemeinsam konnten sie Springflut gerade noch losreißen, ehe der Frost ihre Hände erreicht hatte.
»Das klappt nicht«, sagte Thanatos einfach. »Und was den Riesen angeht, er ist in der Nähe. Das da sind nicht meine Schatten – sondern seine.«
Thanatos’ Blicke musterten die Geistersoldaten. Diese wurden unruhig, als ob ein arktischer Wind durch ihre Reihen pfiff.
»Aber wie können wir Euch dann hier wegholen?«, fragte Hazel.
Thanatos wandte sich wieder ihr zu. »Tochter des Pluto, Kind meines Herrn, gerade du solltest dir meine Befreiung nicht wünschen.«
»Meint Ihr, ich wüsste das nicht?« Hazels Augen brannten, aber die Furcht lag hinter ihr. Vor siebzig Jahren war sie ein verängstigtes kleines Mädchen gewesen. Sie hatte ihre Mutter verloren, weil sie zu spät gehandelt hatte. Jetzt war sie eine Soldatin Roms. Sie würde nicht wieder versagen. Sie würde ihre Freunde nicht im Stich lassen.
»Hört mal zu, Tod.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher