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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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dauernde Bumm, Bumm, Bumm, als höre sie Gaias Herzschlag. Dieser Ort hier kam ihr ähnlich vor, als versuche die Erde, aufzuwachen und alles zu verschlingen – als ob die Berge auf beiden Seiten sie und den ganzen Gletscher zerquetschen wollten.
    Arion tänzelte nervös hin und her.
    »Frank«, sagte Percy. »Sollten wir nicht vielleicht zu Fuß weitergehen?«
    Frank seufzte vor Erleichterung. »Ich dachte schon, du würdest das nie sagen.«
    Sie stiegen ab und machten einige zaghafte Schritte. Das Eis wirkte fest und war von einer feinen Schneedecke bedeckt, deshalb war es nicht zu glitschig.
    Hazel trieb Arion weiter und Percy und Frank folgten ihr auf beiden Seiten, Schwert und Bogen gezückt. Sie näherten sich den Toren, ohne angegriffen zu werden. Hazel war trainiert darin, Gruben, Schlingen, Stolperschnüre und alle anderen Sorten von Fallen zu sehen, mit denen römische Legionen seit Äonen in feindlichem Gebiet konfrontiert wurden – aber sie sah nichts, nur die klaffenden Eistore und die im Wind knisternden gefrorenen Banner.
    Sie konnte die Via Praetoria entlangblicken. An der Straßenkreuzung, vor der aus Schneeblöcken errichteten Principia , stand eine mit eisigen Ketten gefesselte hohe Gestalt in einem dunklen Umhang.
    »Thanatos« murmelte Hazel.
    Sie hatte das Gefühl, als werde ihre Seele von ihr weggezogen, auf den Tod zugesaugt wie Staub auf ein Vakuum. Vor ihren Augen wurde es schwarz. Fast wäre sie von Arion gefallen, aber Frank fing sie auf und richtete sie wieder auf.
    »Wir haben dich«, versprach er. »Niemand nimmt dich mit.«
    Hazel packte seine Hand und wollte sie nicht wieder loslassen. Er war so solide, gab ihr solche Geborgenheit, aber vor dem Tod konnte er sie nicht beschützen. Sein eigenes Leben war so zerbrechlich wie ein halb verbranntes Stück Holz. »Alles in Ordnung«, log sie.
    Percy schaute sich besorgt um. »Keine Verteidiger? Keine Riesen? Das muss eine Falle sein.«
    »Zweifellos«, sagte Frank. »Aber ich glaube nicht, dass uns eine Wahl bleibt.«
    Ehe Hazel sich die Sache anders überlegen konnte, trieb sie Arion durch die Tore. Das Lager kam ihr so vertraut vor – Kasernen, Badehaus, Waffenkammer. Es war eine genaue Kopie von Camp Jupiter, nur dreimal so groß. Sogar auf dem Pferderücken kam Hazel sich winzig und unbedeutend vor, als ob sie sich durch eine von den Göttern konstruierte Modellstadt bewegten.
    Sie blieben drei Meter vor der Gestalt im Umhang stehen.
    Jetzt, wo sie hier war, verspürte Hazel den unwiderstehlichen Drang, den Einsatz zu beenden. Sie wusste, dass sie in größerer Gefahr schwebte als beim Kampf gegen die Amazonen oder Greife oder als sie auf Arions Rücken den Gletscher bestiegen hatten. Instinktiv wusste sie, dass Thanatos sie nur zu berühren brauchte, und dann würde sie sterben.
    Aber sie hatte auch das Gefühl, wenn sie den Einsatz nicht zu Ende brachte, wenn sie ihrem Schicksal nicht tapfer entgegenträte, dann würde sie trotzdem sterben – als Feigling und Versagerin. Die Totenrichter würden beim zweiten Mal nicht so sanft mit ihr umgehen.
    Arion trabte hin und her und spürte ihre Unruhe.
    »Hallo?«, zwang Hazel sich zu sagen. »Herr Tod?«
    Die Gestalt mit der Kapuze hob den Kopf.
    Sofort erwachte das gesamte Lager zum Leben. Gestalten in römischer Rüstung kamen aus den Kasernen, der Principia , der Waffenkammer und der Kantine, aber es waren keine Menschen. Es waren Schatten, die plappernden Geister, mit denen Hazel jahrzehntelang im Asphodeliengrund gelebt hatte. Ihre Körper waren kaum mehr als Fäden aus schwarzem Rauch, aber irgendwie trugen sie doch Rüstungen, Beinschienen und Helme. Von Reif bedeckte Schwerter waren um ihre Taille geschnallt. Pila und verbeulte Schilde schwebten in ihren rauchigen Händen und die Federbüsche auf den Helmen der Zenturionen waren gefroren und zerzaust. Die meisten Schatten waren zu Fuß, aber zwei Soldaten brachen in einem goldenen, von geisterhaften schwarzen Pferden gezogenen Wagen aus einem der Ställe.
    Als Arion die Pferde sah, stampfte er empört auf den Boden auf.
    Frank packte seinen Bogen. »Na also, hier kommt die Falle.«

XLIV
    Hazel
    Die Geister formierten sich und umstellten die Kreuzung. Es waren insgesamt an die hundert – keine vollständige Legion, aber mehr als eine Kohorte. Einige trugen die zerfetzten Banner der Fünften Kohorte, der Zwölften Legion, die Fahnen mit dem Blitzstrahl, die Michael Varus’ verlorene Expedition in den achtziger Jahren bei

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