Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Schriftrolle zu. »Eine Weissagung. Die kannst du in deine Bücher übertragen, sie in den Boden eingravieren, was auch immer.«
Octavian las: »Hier steht: Geht nach Alaska. Sucht Thanatos und befreit ihn. Seid am 24. Juni bei Sonnenuntergang wieder da oder sterbt.«
»Ja«, sagte Mars. »Ist das nicht klar genug?«
»Na ja, Eure Göttlichkeit … normalerweise sind Weissagungen unklar . Sie sind eine Art Rätsel. Sie reimen sich und …«
Lässig zog Mars eine weitere Granate aus dem Gürtel. »Ja?«
»Die Weissagung ist sehr klar!«, verkündete Octavian. »Ein Einsatz.«
»Gute Antwort.« Mars tippte sich mit der Granate ans Kinn. »Und jetzt? Da war doch noch was … ach, ja.«
Er wandte sich Frank zu. »Komm mal her, Kleiner.«
Nein, dachte Frank. Das angekokelte Stück Holz in seiner Jackentasche fühlte sich schwerer an. Die Beine drohten unter ihm nachzugeben. Ein Gefühl der Angst überkam ihn, noch schlimmer als an dem Tag, an dem der Offizier vor seiner Tür gestanden hatte.
Er wusste, was ihm bevorstand, aber er konnte nichts dagegen tun. Ohne es zu wollen, trat er vor.
Mars grinste. »Gute Arbeit, wie du die Mauer genommen hast, Kleiner. Wer ist bei diesem Spiel der Schiedsrichter?«
Reyna hob die Hand.
»Hast du das gesehen, Schiri?«, fragte Mars. »Das war mein Kleiner. Als Erster auf der Mauer, hat für sein Team das Spiel gewonnen. Wenn du nicht blind bist, dann ist dir klar, dass er der beste Spieler auf dem Platz war. Du bist doch nicht blind, oder?«
Reyna sah aus, als müsse sie eine Maus hinunterschlucken. »Nein, Herr Mars.«
»Dann sorg dafür, dass er die Mauerkrone kriegt«, verlangte Mars. »Mein Kleiner hier!«, schrie er die Legion an, für den Fall, dass irgendwer es nicht gehört hätte. Frank wäre am liebsten im Erdboden versunken.
»Emily Zhangs Sohn«, fuhr Mars fort. »Sie war eine gute Soldatin. Gute Frau. Dieser Junge, Frank, hat heute bewiesen, aus welchem Stoff er ist. Alles Gute nachträglich zum Geburtstag, Kleiner. Wird Zeit, dass du eine richtige Männerwaffe kriegst.«
Er warf Frank das Sturmgewehr zu. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Frank, unter dem Gewicht der massiven Waffe zerdrückt zu werden, aber das Gewehr verwandelte sich im Flug und wurde kleiner und dünner. Als Frank es auffing, war es zum Speer geworden. Der Speer hatte einen Schaft aus kaiserlichem Gold und eine seltsame Spitze wie aus weißem Knochen, in dem gespenstisches Licht flackerte.
»Die Spitze ist ein Drachenzahn«, sagte Mars. »Du hast noch nicht gelernt, mit den Gaben deiner Mom umzugehen, oder? Na – dieser Speer wird dir eine Verschnaufpause schenken, bis es so weit ist. Du kannst dreimal mit ihm angreifen, also benutze ihn mit Bedacht.«
Frank begriff gar nichts, aber für Mars schien der Fall erledigt zu sein. »Und jetzt wird mein Sohn Frank Zhang den Einsatz zur Befreiung des Thanatos anführen, es sei denn, es gibt irgendwelche Einwände?«
Natürlich sagte niemand ein Wort. Aber viele Camper starrten Frank voller Neid, Eifersucht, Wut und Verbitterung an.
»Du kannst zwei Gefährten mitnehmen«, sagte Mars. »So sind die Regeln. Und einer muss der hier sein.«
Er zeigte auf Percy. »Er wird unterwegs lernen, ein wenig Respekt vor Mars zu haben, oder bei dem Versuch sterben. Nummer drei ist mir egal. Nimm, wen du willst. Oder führt so eine von euren Senatsdiskussionen. Darin seid ihr doch gut.«
Das Bild des Gottes flackerte. Blitze jagten über den Himmel.
»Das war mein Stichwort«, sagte Mars. »Bis zum nächsten Mal, Römerinnen und Römer. Enttäuscht mich ja nicht!«
Der Gott ging in Flammen auf und war verschwunden.
Reyna dreht sich zu Frank um. Ihre Miene zeigte Überraschung und Übelkeit, als ob sie die Maus endlich hinuntergewürgt hätte. Sie hob den Arm zum römischen Gruß. »Ave, Frank Zhang, Sohn des Mars.«
Die gesamte Legion folgte ihrem Beispiel, aber Frank hätte auf ihre Aufmerksamkeit gern verzichtet. Sein perfekter Abend war ruiniert.
Mars war sein Vater. Der Gott des Krieges schickte ihn nach Alaska. Frank war zum Geburtstag mehr geschenkt worden als ein Speer. Er hatte ein Todesurteil erhalten.
XIII
Percy
Percy schlief wie ein Medusenopfer – mit anderen Worten, wie ein Stein.
Er hatte in keinem sicheren, bequemen Bett mehr geschlafen seit … daran konnte er sich nicht einmal erinnern. Trotz dieses wahnwitzigen Tages und der Millionen von Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbelten, übernahm nun sein Körper das
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