Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Kommando und sagte: Jetzt wird geschlafen.
Er träumte natürlich. Er träumte immer, aber die Träume zogen vorüber wie verschwommene Bilder vor einem Zugfenster. Er sah einen lockigen Faun in Lumpen, der versuchte, ihn einzuholen.
»Ich habe kein Kleingeld«, rief Percy.
»Was?«, fragte der Faun. »Nein, Percy, ich bin’s, Grover! Bleib, wo du bist. Wir sind schon auf der Suche nach dir. Tyson ist in der Nähe – wir glauben zumindest, dass er dir am nächsten ist. Wir versuchen, deine Position zu ermitteln!«
»Was?«, rief Percy, aber der Faun verschwand im Nebel. Dann lief Annabeth neben ihm und streckte die Hand aus. »Den Göttern sei Dank!«, rief sie. »Seit Monaten und Monaten konnten wir dich nicht mehr sehen. Geht es dir gut?«
Percy fiel ein, was Juno gesagt hatte – er hat monatelang geschlafen, nun aber ist er wach. Die Göttin hatte ihn also versteckt, aber warum?
»Bist du wirklich?«, fragte er Annabeth.
Er wollte es so gerne glauben, dass er das Gefühl hatte, der Elefant Hannibal stehe auf seiner Brust. Aber ihr Gesicht löste sich auf. Sie rief: »Bleib, wo du bist. Dann ist es leichter für Tyson, dich zu finden. Bleib, wo du bist!«
Dann war sie verschwunden. Die Bilder wechselten immer schneller. Er sah ein riesiges Schiff in einem Trockendock. Arbeiter waren eifrig dabei, den Rumpf zu vollenden, ein Typ mit einem Schweißbrenner befestigte einen Bronzedrachen als Galionsfigur am Bug. Percy sah den Kriegsgott, der mit einem Schwert in den Händen durch die Brandung auf ihn zukam.
Die Szenerie änderte sich. Percy stand auf dem Marsfeld und schaute zu den Berkeley Hills hoch. Goldenes Gras wogte und ein Gesicht tauchte in der Landschaft auf: eine schlafende Frau, ihre Züge geformt aus Schatten und Erdfalten. Ihre Augen blieben geschlossen, aber ihre Stimme sprach in Percys Kopf:
Das ist also der Halbgott, der meinen Sohn Kronos vernichtet hat. Du siehst nicht nach viel aus, Percy Jackson, aber für mich bist du wertvoll. Komm nach Norden. Du musst Alkyoneus kennenlernen. Juno soll ruhig ihre Spielchen mit Griechen und Römern treiben, aber am Ende wirst du meine Schachfigur sein. Du wirst der Schlüssel zur Niederlage der Götter sein.
Dann wurde es dunkel um Percy. Er stand in einer Theaterversion vom Hauptquartier des Camps – einer Principia mit Wänden aus Eis, wo gefrierende Nebelschwaden in der Luft hingen. Der Boden war übersät von Skeletten in römischer Rüstung und Waffen aus kaiserlichem Gold, die von Reif bedeckt waren. Hinten im Raum saß eine riesiges schattenhaftes Wesen. Seine Haut funkelte golden und silbern, als wäre es ein Automaton wie Reynas Hunde. Hinter ihm lag ein Haufen aus zerstörten Emblemen, zerfetzten Bannern und einem riesigen goldenen Adler auf einer Eisenstange.
Die Stimme des Riesen dröhnte durch die riesige Halle: »Das wird lustig, Sohn des Neptun. Ich habe schon seit Äonen keinen Halbgott von deinem Kaliber mehr besiegt. Ich erwarte dich oben auf dem Eis.«
Percy erwachte zitternd. Für einen Moment wusste er nicht, wo er war. Dann fiel es ihm wieder ein: Camp Jupiter, die Fünfte Kohorte, die Kasernen. Er lag in seinem Bett, starrte die Decke an und versuchte, seinen hämmernden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.
Ein goldener Riese wollte ihn fertigmachen. Sehr schön. Aber was ihm noch ärger zusetzte, war das Gesicht der schlafenden Frau in den Hügeln. Du wirst meine Schachfigur sein. Percy spielte kein Schach, war sich aber ziemlich sicher, dass eine Schachfigur zu sein nicht so toll war. Die wurden ganz schön oft aus dem Spiel geworfen.
Sogar die freundlicheren Teile seines Traums waren beunruhigend. Ein Faun namens Grover suchte nach ihm. Vielleicht hatte Don deshalb einen – wie hatte er es noch genannt – einen Empathielink entdeckt. Ein gewisser Tyson suchte ihn ebenfalls und Annabeth wollte, dass Percy blieb, wo er war.
Er setzte sich in seinem Bett auf. Seine Kasernengenossen liefen umher, zogen sich an und putzten sich die Zähne. Dakota hüllte sich in ein langes Stück rot gefleckten Stoff – eine Toga. Einer der Laren zeigte ihm, wo er sie feststecken und falten musste.
»Frühstück?«, fragte Percy hoffnungsvoll.
Franks Kopf tauchte aus dem unteren Bett auf. Er hatte Ringe unter den Augen, als ob er nicht gut geschlafen hätte. »Ein schnelles Frühstück, dann müssen wir zur Senatssitzung.«
Dakotas Kopf steckte in der Toga fest. Er taumelte umher wie ein Geist mit Himbeerflecken.
»Äh«,
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