Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
sagte Percy, »soll ich mein Bettlaken anziehen?«
Frank schnaubte. »Da ist nur für Senatoren. Es gibt zehn, sie werden jedes Jahr gewählt. Du musst fünf Jahre im Camp sein, um dafür kandidieren zu dürfen.«
»Und wieso sind wir dann zu der Besprechung eingeladen?«
»Weil … du weißt schon, der Einsatz.« Frank hörte sich besorgt an, als fürchte er, Percy könne kneifen. »Wir müssen bei der Diskussion dabei sein. Du, ich und Hazel. Ich meine, wenn du dazu bereit bist …«
Frank wollte ihm bestimmt kein schlechtes Gewissen machen, aber Percy hatte das Gefühl, dass an ihm gezerrt wurde. Frank tat ihm wirklich leid. Vor den Augen des gesamten Camps vom Kriegsgott anerkannt zu werden – was für ein Albtraum. Und außerdem: Wie hätte Percy zu diesem riesigen schmollenden Babygesicht Nein sagen können? Frank war eine gewaltige Aufgabe auferlegt worden, die aller Wahrscheinlichkeit sein Tod sein würde. Er hatte Angst. Er brauchte Percys Hilfe.
Und sie waren am Vorabend wirklich ein gutes Dreierteam gewesen. Hazel und Frank waren loyale und zuverlässige Menschen. Sie hatten Percy aufgenommen wie ein Familienmitglied. Trotzdem gefiel ihm irgendetwas an diesem Einsatz nicht, zumal er von Mars angeordnet worden war. Und dann auch noch diese Träume …
»Ich, äh … da mach ich mich wohl besser fertig.« Er kletterte aus dem Bett und zog sich an. Die ganze Zeit dachte er an Annabeth. Hilfe war unterwegs. Er könnte sein altes Leben zurückhaben. Und dafür brauchte er nur an Ort und Stelle zu bleiben.
Beim Frühstück merkte Percy, dass alle ihn anschauten. Überall wurde über den vergangenen Abend getuschelt.
»Zwei Gottheiten an einem Tag …«
»Unrömischer Kampfstil …«
»Wasserkanonen, leckt mich doch!«
Er hatte zu großen Hunger, um groß darauf zu achten, und stopfte sich mit Pfannkuchen, Eiern, Speck, Waffeln, Äpfeln und mehreren Gläsern Orangensaft voll. Er hätte vermutlich noch mehr gegessen, aber Reyna verkündete, dass nun in der Stadt der Senat zusammentreten werde und sich alle Togaträger dorthin zu begeben hätten.
»Na, dann los.« Hazel spielte mit einem Stein herum, der aussah wie ein zweikarätiger Rubin.
Der Geist Vitellius erschien mit lilafarbenem Schimmern neben ihnen. » Bona fortuna , ihr drei! Ah, Senatssitzungen. Ich erinnere mich an die, bei der Caesar ermordet wurde. Er hatte so viel Blut auf seiner Toga …«
»Danke, Vitellius«, fiel Frank ihm ins Wort. »Wir müssen los.«
Reyna und Octavian führten den Zug der Senatoren aus dem Camp an, der von Reynas metallenen Windhunden umkreist wurde. Hazel, Frank und Percy trotteten hinterher. Percy erkannte Nico di Angelo in der Gruppe vor ihnen, er trug eine schwarze Toga und unterhielt sich mit Gwen, die ein wenig bleich aussah, aber überraschend gut, in Anbetracht der Tatsache, dass sie am Vorabend tot gewesen war. Nico winkte Percy zu, dann vertiefte er sich wieder in sein Gespräch, und Percy war sich sicherer denn je, dass Hazels Bruder ihm ganz bewusst aus dem Weg ging.
Dakota stolperte in seiner befleckten Toga dahin. Etliche andere Senatoren schienen ebenfalls Probleme mit ihrer Toga zu haben – sie rafften die Säume und versuchten, das Tuch nicht von ihren Schultern rutschen zu lassen. Percy war froh darüber, dass er ein ganz normales lila T-Shirt und Jeans trug.
»Wie konnten die Römer sich in diesen Dingern bloß bewegen?«, fragte er.
»Die waren nur für feierliche Anlässe«, sagte Hazel. »Wie ein Smoking. Ich wette, die alten Römer haben die Dinger ebenso gehasst wie wir. Übrigens, du hast doch keine Waffe bei dir, oder?«
Percys Hand wanderte zu seiner Hosentasche, wo immer sein Kugelschreiber steckte. »Wieso? Dürfen wir das nicht?«
»Hinter der Demarkationslinie sind Waffen nicht erlaubt.«
»Hinter welcher Linie?«
»Der Demarkationslinie«, sagte Frank. »Der Stadtgrenze. Dahinter liegt eine geheiligte Bannmeile. Legionen dürfen nicht durchmarschieren und Waffen sind nicht gestattet. Damit die Senatssitzungen nicht blutig enden.«
»Wie beim Mord an Julius Caesar?«, fragte Percy.
Frank nickte. »Keine Sorge. So was ist schon seit Monaten nicht mehr vorgekommen.«
Percy hoffte, dass das ein Witz sein sollte.
Als sie sich der Stadt näherten, sah Percy erst richtig, wie schön sie war. Die Ziegeldächer und goldenen Kuppeln funkelten in der Sonne. In den Gärten blühten Klee und Rosen. Der Platz in der Mitte war mit weißen und grauen Steinen gepflastert und
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