Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
gebessert. Das war offenbar nicht der Fall. Und dieses kleine Boot, die Pax, ähnelte verblüffend dem Boot, das sie in Alaska gehabt hatten. Es weckte schlechte Erinnerungen.
Sowie sie den Hafen verlassen hatten, drehte sich Hazels Magen um. Als sie die Piers vom San Francisco Embarcadero passierten, war ihr so schlecht, dass sie glaubte zu halluzinieren. Sie jagten an einer Meute von Seelöwen vorbei, die an den Docks herumlungerten, und sie hätte schwören können, dazwischen einen alten Obdachlosen zu sehen. Der alte Mann zeigte mit einem knochigen Finger über das Wasser auf Percy und schien so etwas zu sagen wie: »Das kannst du gleich vergessen!«
»Hast du das gesehen?«, fragte Hazel.
Percys Gesicht war rot im Sonnenuntergang. »Ja. Ich war schon mal hier. Ich … ich weiß nicht. Ich glaube, ich habe damals meine Freundin gesucht.«
»Annabeth«, sagte Frank. »Du meinst, auf dem Weg nach Camp Jupiter?«
Percy runzelte die Stirn. »Nein. Vorher.« Er musterte die Stadt, als suche er noch immer nach Annabeth, bis sie unter der Golden Gate Bridge hindurchfuhren und sich nach Norden wandten.
Hazel versuchte, ihren Magen in Schach zu halten, indem sie an angenehme Dinge dachte – an ihre Euphorie vom Vorabend, als sie die Kriegsspiele gewonnen hatten; als sie auf Hannibal in die feindliche Festung geritten waren und Frank sich plötzlich in einen Anführer verwandelt hatte. Er hatte plötzlich ganz anders ausgesehen, als er die Mauern hochgeklettert war und der Fünften Kohorte den Angriff befohlen hatte. Wie er die Verteidiger von den Mauern gefegt hatte … Hazel hatte ihn noch nie so erlebt. Sie war so stolz gewesen, als sie das Abzeichen des Zenturio an sein Hemd geheftet hatte.
Dann wanderten ihre Gedanken zu Nico weiter. Ehe sie aufgebrochen waren, hatte ihr Bruder sie beiseite genommen, um ihr Glück zu wünschen. Hazel hatte gehofft, er würde im Camp Jupiter bleiben und bei der Verteidigung helfen, aber er sagte, er wolle noch am selben Tag aufbrechen – und in die Unterwelt zurückkehren.
»Dad braucht alle Hilfe, die er kriegen kann«, sagte er. »Die Felder der Bestrafung sehen aus, als gäbe es einen Gefängnisaufstand. Die Furien haben die Sache kaum mehr im Griff. Außerdem … ich will einige der fliehenden Seelen finden. Vielleicht kann ich von der anderen Seite her die Tore des Todes ausfindig machen.«
»Sei vorsichtig«, sagte Hazel. »Wenn Gaia diese Tore bewacht …«
»Keine Sorge.« Nico lächelte. »Ich weiß, wie ich unentdeckt bleibe. Pass du auf dich auf. Je näher du Alaska kommst … Ich bin nicht sicher, ob es die Blackouts schlimmer oder besser macht.«
Pass auf dich auf , dachte Hazel bitter. Als ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, um den Einsatz für sie gut enden zu lassen.
»Wenn wir Thanatos befreien«, sagte Hazel zu Nico, »dann sehen wir uns vielleicht niemals wieder. Dann schickt er mich zurück in die Unterwelt.«
Nico nahm ihre Hand. Seine Finger waren so blass, es war schwer zu glauben, dass er und Hazel denselben göttlichen Vater hatten.
»Ich wollte dir eine Chance auf das Elysium geben«, sagte er. »Mehr konnte ich nicht tun. Aber jetzt wünschte ich, es gäbe noch eine andere Möglichkeit. Ich will meine Schwester nicht verlieren.«
Er sprach das Wort »wieder« nicht aus, aber Hazel wusste, dass er das dachte. Und dieses eine Mal war sie nicht eifersüchtig auf Bianca di Angelo. Sie wünschte nur, sie hätte im Camp mehr Zeit mit Nico und ihren Freunden verbringen können. Sie wollte nicht zum zweiten Mal sterben.
»Viel Glück, Hazel«, sagte Nico. Dann verschwamm er mit den Schatten – genau wie siebzig Jahre zuvor ihr Vater.
Das Boot ruckte und schleuderte Hazel zurück in die Gegenwart. Sie hatten die Strömungen des Pazifik erreicht und jagten an der felsigen Küste des Marin County entlang.
Frank hatte die Skitasche über seine Knie gelegt. Sie lag auch über Hazels Knien, wie die Sicherheitsstange in einem Karussell, und das erinnerte sie an damals, als Sammy am Mardi Gras mit ihr zum Karneval gegangen war … rasch verdrängte sie diese Erinnerung. Sie durfte hier keinen Blackout riskieren.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Frank. »Du siehst elend aus.«
»Seekrankheit«, gab sie zu. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm werden würde.«
Frank verzog den Mund, als wäre das irgendwie seine Schuld. Er fing an, in seinem Rucksack herumzuwühlen. »Ich habe Nektar, und Kräcker. Äh. Meine Großmutter
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