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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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leuchtenden Dinge warteten, die immer in ihren Fußspuren auftauchten. Der Fluch schien ihnen nichts auszumachen. Sie sah auch Braunbären, aber die blieben auf Distanz. Wenn Hazel Durst bekam, suchte sie sich einen Wasserfall, wo der Schnee geschmolzen war, und trank kaltes reines Wasser, bis ihr Hals wehtat. Sie stieg, so hoch sie konnte, und ließ ihr Gesicht von der Sonne wärmen.
    Es war keine schlechte Art, sich die Zeit zu vertreiben, aber sie wusste, dass sie irgendwann nach Hause gehen musste.
    Manchmal dachte sie an ihren Vater – diesen seltsamen blassen Mann im silber-schwarzen Anzug. Hazel wünschte sich, dass er zurückkäme und sie vor ihrer Mutter beschützte, vielleicht seine Macht benutzte, um sie von dieser grauenhaften Stimme zu befreien. Als Gott müsste er das doch können.
    Sie schaute zu den Raben hoch und stellte sich vor, sie seien seine Boten. Ihre Augen waren dunkel und wahnsinnig, wie seine. Sie fragte sich, ob die Raben ihrem Vater alles berichteten, was Hazel tat.
    Aber Pluto hatte ihre Mutter vor Alaska gewarnt. Es war ein Land jenseits der Götter. Hier konnte er sie nicht beschützen. Falls er Hazel beobachtete, dann redete er jedenfalls nicht mit ihr. Oft fragte sie sich, ob sie sich die Begegnung mit ihm nur eingebildet hatte. Ihr altes Leben schien so weit weg zu sein wie die Radiosendungen, die sie sich anhörte, oder Präsident Roosevelts Reden über den Krieg. Ab und zu sprachen die Leute im Ort über die Japaner und über Kämpfe auf den vor Alaska gelegenen Inseln, aber sogar das schien weit weg zu sein – und längst nicht so erschreckend wie Hazels Problem.
    Eines Tages mitten im Sommer blieb sie länger weg als sonst, weil sie ein Pferd verfolgte.
    Sie bemerkte es erst, als sie hinter sich ein Knirschen hörte. Als sie sich umdrehte, sah sie einen wunderbaren rotbraunen Hengst mit schwarzer Mähne – wie der, auf dem sie an ihrem letzten Tag in New Orleans geritten war, als Sammy sie mit in den Stall genommen hatte. Es hätte fast dasselbe Pferd sein können, aber das war ja unmöglich. Es graste neben dem Pfad und für eine Sekunde hatte Hazel die verrückte Idee, dass es gerade einen der Goldnuggets zerbiss, die immer in ihren Fußspuren auftauchten.
    »He, Schöner«, rief sie.
    Das Pferd musterte sie misstrauisch.
    Hazel ging davon aus, dass es jemandem gehörte. Für ein Wildpferd war es zu gut gepflegt, sein Fell war viel zu glatt. Wenn sie dicht genug herankommen könnte … was dann? Könnte sie den Besitzer finden? Es zurückbringen?
    Nein, dachte sie. Ich möchte nur wieder reiten.
    Hazel kam auf drei Meter an das Pferd heran und das Tier jagte los. Sie verbrachte den ganzen Nachmittag mit dem Versuch, es einzufangen, und kam ihm dabei immer wieder irritierend nahe, ehe es wieder wegrannte.
    Sie verlor den Überblick über die Zeit, was ihr leicht passierte, weil die Sommersonne so lange am Himmel blieb. Endlich machte sie an einem Bach eine Pause, um zu trinken, und sah zum Himmel hoch. Sie dachte, es müsse so gegen drei Uhr nachmittags sein. Dann hörte sie unten im Tal den Pfiff einer Lokomotive und ihr ging auf, dass das der Abendzug aus Anchorage sein musste – und das bedeutete, es war zehn Uhr abends.
    Sie starrte das Pferd, das auf dem anderen Bachufer friedlich graste, wütend an. »Willst du mir Ärger machen?«
    Das Pferd wieherte. Dann … Hazel musste sich das eingebildet haben. Das Pferd jagte in einem schwarzbraunen Wirbel davon, schneller als ein Blitz – so schnell, dass ihre Augen es kaum registrieren konnten. Hazel begriff nicht, wie es passiert war, aber das Pferd war eindeutig verschwunden.
    Sie starrte die Stelle an, wo es gestanden hatte. Ein Rauchfaden stieg aus dem Boden auf.
    Der Pfiff der Lokomotive hallte wieder zwischen den Hügeln wider und Hazel wurde klar, wie viel Ärger sie bekommen würde. Sie rannte nach Hause.
    Ihre Mutter war nicht da. Für eine Sekunde war Hazel erleichtert. Vielleicht musste ihre Mom länger arbeiten. Vielleicht würden sie an diesem Abend die Reise nicht machen müssen.
    Dann sah sie die Verwüstung. Hazels Vorhang war heruntergerissen worden, ihre Kommode stand offen und ihre wenigen Kleider waren über den Boden verstreut. Ihre Matratze war zerfetzt, als ob ein Löwe darüber hergefallen wäre. Das Schlimmste aber war, dass ihr Zeichenblock in Fetzen gerissen war. Ihre Buntstifte waren alle zerbrochen; Plutos Geburtstagsgeschenk, Hazels einziger Luxusgegenstand, war zerstört. An der Wand

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