Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
»Das ist doch nicht …«
»Nicht Alkyoneus«, sagte Hazel mit schwacher Stimme. »Einer seiner Brüder, glaube ich. Der, den Terminus erwähnt hat. Der Getreidegeist hat seinen Namen ebenfalls genannt. Das ist Polybotes.«
Sie war nicht sicher, woher sie das wusste, aber selbst hier konnte sie die mächtige Aura des Riesen wahrnehmen. Sie erinnerte sich an ihr Gefühl im Herzen der Erde, als sie Alkyoneus hervorgeholt hatte – als stehe sie neben einem mächtigen Magneten und alles Eisen in ihrem Blut werde davon angezogen. Dieser Riese war ebenfalls ein Kind der Gaia – ein Wesen der Erde, so bösartig und mächtig, dass er sein eigenes Graviationsfeld hatte.
Hazel wusste, sie mussten fliehen. Ihr Versteck oben auf dem Felsen würde für ein so großes Wesen leicht zu sehen sein, falls er in ihre Richtung blickte. Aber sie spürte, dass etwas Wichtiges passieren würde. Sie und ihre Freunde krochen auf dem Felsbrocken ein wenig tiefer nach unten und schauten weiter dem Aufmarsch zu.
Als der Riese näher kam, löste sich eine Zyklopin aus dem Glied und rannte nach hinten, um mit ihm zu sprechen. Sie war riesengroß, fett und furchtbar hässlich und sie trug eine Art Muumuu aus Kettenpanzern – aber neben dem Riesen sah sie aus wie ein Kind.
Sie zeigte auf den geschlossenen Lebensmittelladen auf der Anhöhe und murmelte etwas über Essen. Der Riese fauchte eine Antwort und wirkte gereizt. Die Zyklopin bellte ihren Artgenossen einen Befehl zu und drei von ihnen folgten ihr auf die Anhöhe.
Auf halbem Weg zum Laden machte ein grelles Licht die Nacht zum Tag. Hazel war geblendet. Unter ihr löste die feindliche Armee sich in ein Chaos auf, Monster schrien vor Schmerz und Wut. Hazel kniff die Augen zusammen. Sie hatte das Gefühl, gerade aus einem dunklen Kinosaal in den sonnigen Nachmittag getreten zu sein.
»Zu hübsch«, kreischten die Zyklopen. »Verbrennt uns die Augen.«
Der Laden auf dem Hügel war in einen Regenbogen gehüllt, näher und heller als alle, die Hazel jemals gesehen hatte. Das Licht nahm am Laden seinen Anfang, schoss zum Himmel hoch und tunkte die Umgebung in ein seltsames kaleidoskopisches Leuchten.
Die Zyklopendame hob die Keule und griff den Laden an. Als sie den Regenbogen traf, fing sie am ganzen Leib an zu dampfen. Sie heulte vor Schmerz auf, ließ die Keule fallen und wich mit knallbunten Blasen an den Armen und im Gesicht zurück.
»Entsetzliche Göttin«, brüllte sie den Laden an. »Gib uns einen Imbiss!«
Die anderen Monster drehten durch, griffen den Laden an, dann rannten sie weg, als das Licht des Regenbogens sie blendete. Einige schleuderten Felsen, Speere, Schwerter und sogar Stücke ihrer Rüstung, doch alles loderte zu bunten Flammen auf.
Endlich schien der Riese zu bemerken, dass seine Truppen mit absolut tauglicher Rüstung um sich warfen.
»Aufhören!«, brüllte er.
Mit einigen Schwierigkeiten konnte er seine Leute zum Gehorsam zwingen und stoßen und schieben. Als sie sich beruhigt hatten, ging er selbst zu dem vom Regenbogen geschützten Laden und schritt um die Grenzen des Lichtes herum.
»Göttin!«, brüllte er. »Komm raus und ergib dich!«
Der Laden gab keine Antwort. Der Regenbogen leuchtete noch immer.
Der Riese hob seinen Dreizack und sein Netz. »Ich bin Polybotes. Knie vor mir nieder, damit ich dich schnell vernichten kann.«
Offenbar war niemand im Laden davon beeindruckt. Ein winziger dunkler Gegenstand flog aus dem Fenster und landete zu Füßen des Riesen.
Polybotes schrie: »Granate!«
Er schlug die Hände vors Gesicht. Seine Truppen warfen sich zu Boden.
Als das Ding nicht explodierte, bückte Polybotes sich vorsichtig und hob es auf.
Er brüllte vor Zorn los. »Ein Schokomuffin? Du wagst es, mich mit einem Schokomuffin zu beleidigen?« Er warf den Muffin zurück zum Laden und der Kuchen löste sich im Licht auf.
Die Monster sprangen auf. Einige murmelten hungrig: »Schokomuffins? Wo Schokomuffins?«
»Angreifen«, sagte die Zyklopendame. »Ich habe Hunger. Meine Jungs brauchen einen Imbiss.«
»Nein!«, sagte Polybotes. »Wir sind schon spät dran. Alkyoneus braucht uns in vier Tagen im Camp. Ihr Zyklopen seid unverzeihlich langsam. Wir können uns nicht mit Göttinnen zweiten Grades aufhalten.«
Er richtete den letzten Satz gegen den Laden, erhielt aber keine Antwort.
Die Zyklopin knurrte. »Das Camp, ja. Rache! Die Orange- und Lilafarbenen haben mein Zuhause zerstört. Jetzt wird Ma Gasket eures zerstören. Hört ihr mich,
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