Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
auf andere Weise.«
Sie drückte auf einen Mosaikstein im Boden und das Gebäude dröhnte. Jason holt mit dem Schwert aus, aber Medea löste sich in Rauch auf und erschien unten an der Rolltreppe wieder.
»Du bist zu langsam, Held«, lachte sie. »Ihr könnt euren Frust an meinen Kuscheltieren auslassen.« Ehe Jason sie verfolgen konnte, öffneten sich die riesigen Bronzesonnenuhren an den Seiten des Springbrunnens. Zwei fauchende goldene Bestien – geflügelte Drachen aus Fleisch und Blut – krochen aus der Grube darunter. Jeder war so groß wie ein Wohnwagen, vielleicht nicht so groß wie Festus, aber es reichte.
»Das ist also in den Zwingern«, sagte Leo kleinlaut.
Die Drachen breiteten die Flügel aus und fauchten. Piper konnte die Hitze ihrer funkelnden Haut spüren. Einer richtete wütende orangefarbene Augen auf sie.
»Schau ihm ja nicht in die Augen!«, warnte Jason. »Das würde dich lähmen.«
»Allerdings!« Medea fuhr gelassen mit der Rolltreppe nach oben, sie lehnte am Geländer und sah sich den Spaß an. »Diese beiden Süßen sind schon lange in meinem Besitz: Sonnendrachen, Geschenke meines Großvaters Helios. Sie haben meinen Wagen gezogen, als ich Korinth verlassen habe, und jetzt werden sie euer Ende sein. Also los.«
Die Drachen schossen vor. Leo und Jason warfen sich ihnen entgegen. Piper war überrascht, wie furchtlos die Jungen sie angriffen – sie arbeiteten wie ein Team, das seit Jahren gemeinsam trainierte hatte.
Medea hatte fast den zweiten Stock erreicht, wo sie die Wahl zwischen allerlei tödlichem Zubehör hätte.
»Oh nein«, knurrte Piper und rannte hinter ihr her.
Als Medea Piper entdeckte, lief sie die Treppe hoch. Dafür, dass sie dreitausend Jahre alt war, war sie ziemlich flink. Piper lief, so schnell sie konnte, und nahm immer drei Stufen auf einmal, konnte Medea aber trotzdem nicht einholen. Medea hielt beim zweiten Stock nicht an. Sie sprang auf die nächste Rolltreppe und rannte immer weiter nach oben.
Die Elixiere, dachte Piper. Natürlich wollte sie zu denen. Sie war berühmt für ihre Elixiere.
Unter sich hörte Piper Kampfgeräusche. Leo stieß schrille Pfiffe aus und Jason brüllte, um die Aufmerksamkeit der Drachen abzulenken. Piper wagte nicht, nach unten zu schauen – nicht, solange sie mit einem Dolch in der Hand rannte. Sie sah schon, wie sie stolperte und sich in die Nase stach. Das wäre eine tolle Heldentat.
Sie entriss einer Schaufensterpuppe mit Rüstung im dritten Stock einen Schild und fuhr weiter nach oben. Sie stellte sich vor, dass Trainer Hedge sie anschrie, wie im Sportunterricht an der Wüstenschule: Bewegung, McLean! Nennst du das etwa Rolltreppensteigen?
Keuchend kam sie im obersten Stock an, aber sie war zu spät: Medea hatte den Tresen mit den Elixieren bereits erreicht.
Die Zauberin packte eine schwanenförmige Phiole – die blaue, die schmerzhaften Tod verursachte – und Piper tat das Einzige, was ihr einfiel – sie schleuderte den Schild.
Medea drehte sich gerade im richtigen Moment triumphierend zu ihr, um von einer fünfzig Pfund schweren metallischen Frisbeescheibe an der Brust getroffen zu werden. Sie taumelte rückwärts, fiel auf den Tresen mit den Elixieren, zerbrach Phiolen und riss Regale um. Als die Zauberin sich aus den Trümmern erhob, war ihr Kleid mit einem Dutzend verschiedenfarbiger Flüssigkeiten bekleckert. Viele der Flecken schwelten und glühten.
»Idiotin!« heulte Medea. »Hast du überhaupt eine Ahnung, was so viele Elixiere anrichten können, wenn man sie mischt?«
»Sie umbringen?«, fragte Piper hoffnungsvoll.
Der Teppichboden um Medeas Füße begann zu dampfen. Medea hustete und ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz – oder täuschte sie das nur vor?
Unten rief Leo: »Jason, Hilfe!«
Piper warf einen raschen Blick übers Geländer und hätte vor Verzweiflung fast aufgeschluchzt. Einer der Drachen presste Leo zu Boden und bleckte die Hauzähne, bereit zum Zuschnappen. Jason war auf der anderen Seite des Raumes, er kämpfte gegen den anderen Drachen und war viel zu weit weg, um Leo zu helfen.
»Du hast uns alle dem Untergang geweiht!«, kreischte Medea. Rauch wälzte sich über den Teppichboden, als der Farbfleck sich ausbreitete, er ließ Funken aufstieben und zündete Kleiderständer an. »Euch bleiben nur noch Sekunden, ehe diese Mischung alles verzehrt und das Gebäude zerstört. Wir haben keine Zeit …«
KRACH! Die bunte Glasdecke zersplitterte zu einem Regen aus knallbunten
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