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Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Gefahr war, sah sein Körper das anders. Sein Energieniveau sank rapide. Das monotone Schlagen der Drachenflügel ließ seine Augenlider schwer werden. Sein Kopf kippte auf die Brust.
    »Penn du ruhig eine Runde«, sagte Jason. »Ist schon gut. Gib mir die Zügel.«
    »Nö, ich schaff das schon …«
    »Leo«, sagte Jason. »Du bist keine Maschine. Außerdem bin ich der Einzige, der den Kondensstreifen sehen kann. Ich sorge dafür, dass wir Kurs halten.«
    Leos Augen fielen ganz von selbst zu. »Na gut. Nur …«
    Er konnte den Satz nicht mehr beenden, denn er sackte vornüber, auf den warmen Hals des Drachen.
    Im Traum hörte er eine knisternde Stimme, wie aus einem alten Radio mit schlechtem Empfang: »Hallo? Funktioniert dieses Dings?«
    Langsam konnte Leo auch etwas erkennen – zumindest undeutlich. Alles war verschwommen und grau und immer neue Bildstörungen jagten vor seinen Augen vorüber. Er hatte noch nie mit so schlechter Verbindung geträumt.
    Er schien sich in einer Werkstatt zu befinden. Aus den Augenwinkeln sah er Kreissägen, Drehbänke und Werkzeugschränke. Eine Esse glühte fröhlich vor der einen Wand.
    Es war nicht die Schmiede im Camp, die hier war viel größer. Auch nicht Bunker 9 – es war viel wärmer und behaglicher und offenbar nicht verlassen.
    Dann sah Leo, dass etwas die Mitte seines Blickfeldes blockierte – etwas Großes und Verschwommenes und sehr Nahes. Leo musste schielen, um es richtig sehen zu können. Es war ein riesiges hässliches Gesicht.
    »Heilige Mutter!«, wimmerte er.
    Das Gesicht wich zurück und wurde klarer. Ein bärtiger Mann in verdrecktem Blaumann starrte auf ihn herab. Sein Gesicht war geschwollen und mit Beulen übersät, als ob er von einer Million Bienen gestochen worden oder über Kies geschleift worden wäre. Möglicherweise auch beides.
    »Hrmpf«, sagte der Mann. »Heiliger Vater , Junge. Ich finde, den Unterschied müsstest du kennen.«
    Leo blinzelte. »Hephaistos?«
    Zum ersten Mal seinem Vater gegenüberzustehen hätte Leo vermutlich sprachlos machen oder vor Ehrfurcht erstarren lassen müssen. Aber nach allem, was er an den letzten beiden Tagen durchgemacht hatte, nach Zyklopen und einer Zauberin und einem Gesicht im Kloschlamm, war Leo einfach nur noch genervt.
    »Jetzt tauchst du also auf?«, fragte er. »Nach fünfzehn Jahren? Tolle Leistung, Fellgesicht. Warum steckst du deine hässliche Nase in meine Träume?«
    Der Gott hob eine Augenbraue. Ein kleiner Funke leuchtete in seinem Bart auf. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass das Werkzeug auf den Arbeitstischen klirrte.
    »Du klingst genau wie deine Mutter«, sagte Hephaistos. »Esperanza fehlt mir.«
    »Sie ist seit sieben Jahren tot.« Leos Stimme zitterte. »Aber dir scheint das ja egal zu sein.«
    »Das ist mir nicht egal, Junge. Und du bist mir auch nicht egal.«
    »Sieh an. Und deshalb sehe ich dich heute zum ersten Mal.«
    Der Gott stieß ein tiefes Brummen aus, sah aber eher verlegen aus als wütend. Er zog einen winzigen Motor aus der Tasche und fing an, zerstreut an den Kolben herumzufummeln – genau wie Leo es machte, wenn er nervös war.
    »Ich kann nicht gut mit Kindern umgehen«, gestand der Gott. »Oder mit Menschen. Na ja, eigentlich mit allen organischen Lebensformen. Ich wollte eigentlich bei der Beerdigung deiner Mom mit dir sprechen. Und dann, als du in der fünften Klasse warst … dieses Naturkundeprojekt, das du da erarbeitet hast, die mit Dampf angetriebene Futtermaschine für Geflügel. Sehr beeindruckend.«
    »Das hat du gesehen?«
    Hephaistos wies auf einen Arbeitstisch neben sich, wo ein leuchtender Bronzespiegel ein undeutliches Bild von Leo zeigte, der auf dem Rücken des Drachen schlief.
    »Bin ich das?«, fragte Leo. »Ich meine – gerade jetzt, während ich diesen Traum habe – und mir zusehe, während ich den Traum habe?«
    Hephaistos kratzte sich im Bart. »Jetzt verwirrst du mich. Aber ja – das bist du. Ich behalte dich immer im Auge, Leo. Aber mit dir zu sprechen, das ist, äh … noch was anderes.«
    »Du hast Angst«, sagte Leo.
    »Gummiring und Gangschaltung!«, schrie der Gott. »Natürlich nicht!«
    »Doch, du hast Angst.« Aber Leos Zorn war verflogen. Er überlegte seit Jahren, was er seinem Dad sagen würde, wenn sie sich begegneten – wie er ihn zusammenstauchen würde, weil er als Vater so ein Versager war. Aber als er jetzt den Bronzespiegel ansah, dachte Leo daran, wie sein Dad ihn all die Jahre

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