Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
bespritzte alle Wölfe – mit dem unverkennbaren Geruch von Benzin. Leo warf eine Handvoll Feuer auf die Lache und eine Flammenwand loderte auf.
Die Wölfe fiepten jämmerlich und zogen sich zurück. Mehrere fingen Feuer und mussten sich in den Schnee retten. Sogar Lycaon musterte besorgt die Barriere aus Flammen, die jetzt seine Wölfe von den Halbgöttern trennte.
»Hör auf damit!«, beschwerte sich Trainer Hedge. »Ich kann sie dahinter doch nicht erledigen!« Immer wenn ein Wolf näher kam, ließ Leo eine neue Flammenwelle von seinen Händen aufflackern, aber jeder Einsatz ließ ihn ein wenig erschöpfter zurück und das Benzin fing schon an zu versiegen. »Ich kann nicht noch mehr Stoff beschaffen!«, warnte Leo. Dann wurde er rot. »Ich meine natürlich die brennende Sorte. Der Werkzeuggürtel wird eine ganze Zeit brauchen, um sich neu aufzufüllen. Was hast du noch zu bieten, Mann?«
»Nichts«, sagte Jason. »Nicht einmal eine funktionierende Waffe.«
»Blitze?«, fragte Piper.
Jasons konzentrierte sich, aber nichts passierte. »Ich glaube, der Schneesturm stört den Empfang oder so was.«
»Lass die Venti frei«, sagte Piper.
»Dann haben wir nichts für Aeolus«, sagte Jason. »Und sind den ganzen Weg umsonst gekommen.«
Lycaon lachte. »Ich kann eure Angst riechen. Nur noch ein paar Minuten Leben, Helden. Betet, egal zu welchem Gott. Zeus hatte keine Gnade für mich und ihr könnt keine von mir erwarten.«
Die Flammen erloschen nach und nach. Jason stieß einen Fluch aus und ließ sein Schwert sinken. Er ging in die Hocke, wie vor einem Ringkampf. Leo zog den Hammer aus dem Rucksack. Piper hob ihren Dolch – das war nicht viel, aber mehr hatte sie nicht. Trainer Hedge schwenkte seine Keule und sah als Einziger erfreut über die Möglichkeit aus, gleich zu sterben.
Dann durchdrang ein Geräusch das Heulen des Windes – als werde ein Stück Pappe zerrissen. Ein langer Stab ragte aus dem Hals des nächststehenden Wolfes – der Schaft eines silbernen Pfeils. Der Wolf wand sich, ging zu Boden und zerfloss zu einer Lache aus Schatten.
Noch mehr Pfeile. Weitere Wölfe fielen. Die Meute sprengte vor Verwirrung auseinander. Ein Pfeil schoss auf Lycaon zu, aber der Wolfskönig fing ihn in der Luft ab. Dann schrie er vor Schmerz auf. Er ließ den Pfeil fallen, und der hinterließ eine verkohlte, rauchende Wunde in seiner Handfläche. Ein weiterer Pfeil traf seine Schulter und der Wolfskönig geriet ins Taumeln.
»Seid verflucht!«, schrie Lycaon. Er knurrte seine Meute an und die Wölfe machten kehrt und rannten los. Lycaon starrte Jason aus seinen leuchtend roten Augen an. »Das war noch nicht mein letztes Wort, Junge.«
Der Wolfskönig verschwand in der Nacht.
Sekunden darauf hörte Piper wieder Wolfsgeheul, aber diesmal klang es anders – weniger bedrohlich, eher wie Jagdhunde, die eine Witterung aufgenommen haben. Ein kleinerer weißer Wolf kam in die Höhle gerannt, gefolgt von zwei weiteren.
»Plattmachen?«, fragte Hedge.
»Nein!«, sagte Piper. »Warten Sie!«
Die Wölfe legten die Köpfe schräg und musterten die Menschen aus riesigen goldenen Augen.
Einen Herzschlag darauf erschienen die Herrinnen der Wölfe; eine Schar von Jägerinnen in grauweißer winterlicher Tarnkleidung, mindestens ein halbes Dutzend. Jede trug einen Bogen und einen Köcher voller leuchtender silberner Pfeile im Rücken.
Ihre Gesichter waren in ihren Kapuzen versteckt, aber es waren eindeutig Mädchen. Eine war ein wenig größer als die anderen, sie ging im Feuerschein in die Hocke und hob den Pfeil auf, der Lycaons Hand verletzt hatte.
»So dicht dran.« Sie drehte sich zu ihren Begleiterinnen um. »Phoebe, du bleibst bei mir. Pass auf den Eingang auf. Ihr anderen folgt Lycaon. Wir dürfen ihn jetzt nicht verlieren. Ich hole euch dann ein.«
Die anderen Jägerinnen murmelten Zustimmung und verschwanden auf der Suche nach Lycaons Meute.
Die Frau in Weiß drehte sich zu ihnen um, ihr Gesicht war noch immer unter ihrer Kapuze versteckt. »Wir folgen den Spuren dieses Dämons jetzt schon seit über einer Woche. Geht es euch allen gut? Niemand gebissen worden?«
Jason stand wie erstarrt da und sah das Mädchen an. Piper kam irgendetwas an ihrer Stimme bekannt vor. Sie konnte es nicht richtig erklären, aber die Art, wie das Mädchen sprach, wie sie ihre Wörter formte, erinnerte sie an Jason.
»Du bist es«, riet Piper. »Du bist Thalia.«
Das Mädchen erstarrte ebenfalls. Piper hatte schon Angst, sie
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