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Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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seidige blaue Wand aufgespannt, wie eine Kinoleinwand, um die mehrere Kameras und Studioscheinwerfer schwebten.
    Der Mann in der Mitte redete in eine Freisprechanlage. Er hatte in jeder Hand eine Fernbedienung und richtete sie scheinbar ohne System auf die verschiedenen Bildschirme.
    Er trug einen Anzug, der aussah wie der Himmel – vor allem blau, aber übersät mit Wolken, die sich veränderten und dunkler wurden und über den Stoff weiterzogen. Mit seiner weißen Mähne mochte er Mitte sechzig sein, aber er hatte sein Gesicht liften lassen und eine Tonne Schminke im Gesicht, deshalb sah er weder richtig jung aus noch richtig alt, sondern einfach nicht richtig – wie eine Ken-Puppe, die jemand in der Mikrowelle halb geschmolzen hatte. Seine Augen huschten von einem Bildschirm zum anderen, als ob er alles auf einmal in sich aufnehmen wollte. Er murmelte in sein Mikrofon und sein Mund zuckte. Entweder war er belustigt oder verrückt oder beides.
    Mellie schwebte zu ihm. »Sir, Mr Aeolus, diese Halbgötter …«
    »Moment!« Er hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, dann zeigte er auf einen Bildschirm.
    »Seht euch das an!«
    Es war so eine Sturmjägersendung, in der wahnsinnige Abenteurer Tornados verfolgen. Gerade knallte ein Jeep voll in eine Windhose und wurde gen Himmel geschleudert.
    Aeolus kreischte vor Vergnügen. »Der Katastrophenkanal. Die Leute machen das extra!« Er drehte sich mit irrem Grinsen zu Jason um. »Ist das nicht umwerfend? Komm, wir sehen uns das noch mal an.«
    »Äh, Sir«, sagte Mellie. »Das ist Jason, der Sohn des …«
    »Ja, ja, weiß ich doch«, sagte Aoelus. »Du bist es wieder. Wie ist es gelaufen?« Jason zögerte. »Verzeihung? Ich glaube, Ihr verwechselt mich …«
    »Nein, nein, Jason Grace, der bist du doch? Das war – wann? Letztes Jahr? Da wolltest du gegen ein Seeungeheuer antreten, glaube ich.«
    »Ich – ich weiß es nicht mehr.«
    Aeolus lachte. »War wohl kein besonders tolles Seeungeheuer! Nein, ich erinnere mich an jeden Helden, der mich je um Hilfe gebeten hat. Zum Beispiel Odysseus – bei den Göttern, der hat einen Monat lang an meiner Insel angedockt. Du bist wenigstens nur zwei Tage geblieben. Und jetzt seht euch dieses Video an. Die Enten werden voll hineingesogen …«
    »Sir«, fiel Mellie ihm ins Wort. »In zwei Minuten seid Ihr auf Sendung.«
    »Auf Sendung!«, rief Aeolus. »Ich liebe das. Wie sehe ich aus? Make-up!«
    Sofort senkte sich ein kleiner Tornado aus Pinseln, Puderquasten und Wattebäuschen über Aeolus. Sie huschten wie eine Wolke aus fleischfarbenem Rauch über sein Gesicht, bis er noch schrecklicher aussah als vorher. Wind wirbelte durch seine Haare und ließ sie hochstehen wie ein gefrorener Weihnachtsbaum.
    »Herr Aeolus.« Jason ließ den goldenen Rucksack zu Boden fallen. »Wir haben Euch diese unverschämten Sturmgeister mitgebracht.«
    »Ach, wirklich!« Aeolus machte ein Gesicht, als sei der Rucksack ein Geschenk eines Fans – ein Geschenk, das er eigentlich gar nicht haben wollte.
    Leo stupste Jason an und der hielt Aeolus den Rucksack hin. »Boreas hat uns ausgesandt, um die Geister für Euch zu fangen. Wir hoffen, Ihr nehmt sie an und hört auf – Ihr wisst schon –, den Tod von Halbgöttern zu befehlen.«
    Aeolus lachte und starrte Mellie ungläubig an. »Den Tod von Halbgöttern – das habe ich befohlen?«
    Mellie sah in ihrem Computer nach. »Ja, Sir, am 15. September. ›Sturmgeister freigesetzt durch den Tod des Typhon, Halbgötter zur Rechenschaft ziehen‹ usw. Ja, der allgemeine Befehl lautet, sie alle zu töten.«
    »Ach, Schnickschnack«, sagte Aeolus. »Da war ich doch nur schlecht gelaunt. Heb diesen Befehl auf, Millie, und äh, wer hat heute Dienst – Teriyaki? Teri, bring diese Sturmgeister runter in Zellenblock 14 E, ja?«
    Eine Harpyie kam aus dem Nirgendwo herbeigefegt, schnappte sich den goldenen Rucksack und wirbelte in den Abgrund hinunter.
    Aeolus grinste Jason an. »Also, das mit dem Tötungsbefehl, ohne weitere Fragen zu stellen, tut mir leid. Aber ich war schließlich stocksauer.« Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich, und das galt auch für seinen Anzug. Das Revers seiner Jacke ließ Blitze auflodern. »Wisst ihr was … jetzt weiß ich es wieder. Es war fast so, als ob eine Stimme mir sagte, ich sollte diesen Befehl erteilen. Ein kleines kaltes Prickeln in meinem Nacken.«
    Jason erstarrte. Ein kaltes Prickeln im Nacken … wieso kam ihm das so bekannt vor?

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