Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
erwählt, aber wenn er Schwäche zeigte, würde sie ihn in Fetzen reißen. Statt ihr Welpe zu sein, würde er zu ihrem Abendbrot werden. In der Wolfsmeute war Schwäche nicht erlaubt.
    »Kannst du mir den Weg zeigen?«, fragte Jason.,
    Lupa machte tief in ihrer Kehle ein grollendes Geräusch und der Nebel im Becken löste sich auf.
    Zuerst begriff Jason nicht so ganz, was er da sah. An den entgegengesetzten Enden des Beckens schossen zwei dunkle, spitze, turmartige Gebilde aus dem Zement, wie die Bohrer von zwei riesigen Tunnelgrabmaschinen. Jason wusste nicht, ob sie aus Stein oder versteinerten Tauen waren, aber beide waren aus einer Art dicken Ranken geformt, die oben in einer Spitze aufeinandertrafen. Die beiden Gebilde waren an die ein Meter fünfzig hoch, aber sie waren nicht identisch. Das Jason näher gelegene war dunkler und wirkte wie eine solide Masse, die Ranken waren miteinander verschmolzen. Vor Jasons Augen schob sich die Spitze noch ein kleines Stück aus der Erde und wurde ein wenig breiter.
    Die Ranken des zweiten Gebildes wirkten auf Lupas Seite des Beckens offener, wie Gitterstäbe. Dahinter konnte Jason eine nebelhafte Gestalt erahnen, deren Form sich in ihrem Käfig immer wieder änderte.
    »Hera«, sagte Jason.
    Die Wölfin knurrte zustimmend. Die anderen Wölfe umkreisten das Becken, ihr Nackenfell sträubte sich, als sie die Käfige anfauchten.
    Die Feindin hat sich diesen Ort ausgesucht, um ihren mächtigsten Sohn zu erwecken, den Riesenkönig, sagte Lupa. Unsere heilige Stätte, wo Halbgötter anerkannt werden – den Ort von Tod oder Leben. Das abgebrannte Haus. Das Haus des Wolfs. Es ist eine Schande. Du musst sie aufhalten.
    »Sie?«, fragte Jason verwirrt. »Du meinst Hera?« Die Wölfin knirschte ungeduldig mit den Zähnen. Denk doch nach, Welpe. Juno ist mir egal, aber wenn sie stürzt, wird unser Feind erwachen. Und das wäre unser aller Untergang. Du kennst diesen Ort. Du kannst ihn wiederfinden. Reinige unser Haus. Mach all dem ein Ende, ehe es zu spät ist.
    Der spitze dunkle Käfig wurde langsam größer, wie die Zwiebel einer entsetzlichen Blume. Jason ahnte, dass sie, falls sie sich jemals öffnete, etwas freilassen würde, dem er auf keinen Fall über den Weg laufen wollte.
    »Wer bin ich?«, fragte Jason die Wölfin. »Sag mir wenigstens das.«
    Wölfe haben nicht gerade viel Sinn für Humor, aber Jason sah, dass Lupa diese Frage komisch fand, als wäre Jason ein Hundebaby, das seine Krallen testete und übte, das Alphamännchen zu werden.
    » Du bist unsere letzte Hoffnung. Du darfst nicht versagen, Sohn des Jupiter. «

XIV
    Jason
    Jason wurde vom Donner geweckt. Dann fiel ihm ein, wo er war. In Hütte 1 donnerte es immer.
    Die gewölbte Decke über seinem Bett war mit einem blauweißen Mosaik geschmückt, wie ein wolkiger Himmel. Die Wolken wanderten über die Decke und wechselten zwischen Weiß und Schwarz. Donner grollte im Raum und goldene Steine leuchteten wie Blitze auf.
    Abgesehen von dem Feldbett, das die anderen Campinsassen ihm gebracht hatten, gab es in der Hütte keine normalen Möbel – keine Stühle, Tische oder Kommoden. Wenn Jason das richtig sah, hatte die Hütte nicht einmal ein Badezimmer. An den Wänden waren eine Menge Nischen, jede enthielt ein bronzenes Kohlenbecken oder einen goldenen Adler auf einem Marmorsockel. Mitten im Raum stand eine fast sieben Meter hohe farbige Statue des Zeus mit einem Schild an der Seite und erhobenem Blitzstrahl.
    Jason musterte die Statue und suchte etwas, das er mit dem Herrn des Himmels gemeinsam hatte. Schwarze Haare? Nö. Düstere Miene? Na ja, vielleicht. Bart? Lieber nicht. In seinen langen Gewändern und den Sandalen sah Zeus aus wie ein ganz schön brutaler, wütender Hippie.
    Na toll. Hütte 1. Eine große Ehre, hatten die anderen Campbewohner ihm erzählt. Klar, wenn man gern ganz allein in einem kalten Tempel schlief, während einen die ganze Nacht lang der Hippie Zeus stirnrunzelnd anstarrte.
    Jason stand auf und rieb sich den Nacken. Sein ganzer Körper war steif, weil er wenig geschlafen und davor Blitze herbeigerufen hatte. Dieser kleine Trick in der vergangenen Nacht war ihm nicht so leicht gefallen, wie er vorgegeben hatte. Es hatte ihn fast umgeworfen.
    Neben dem Feldbett lag frische Kleidung für ihn bereit: Jeans, Turnschuhe und ein orangefarbenes Camp-T-Shirt. Er brauchte wirklich neue Klamotten, aber als er sein zerfetztes lila Hemd ansah, brachte er es nicht über sich, es abzulegen. Es kam

Weitere Kostenlose Bücher