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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gab, die der Anblick von Espes Gesicht vielleicht nur ein ganz klein wenig geängstigt hätte – seine Stimme hätte auch ihnen sicherlich den Rest gegeben. Sein gebrochenes Wispern ließ jedes Wort so klingen, als täte es beim Aussprechen weh.
    »Wieso?«, fragte Calder, der seine eigene Stimme dem klopfenden Herzen zum Trotz so sonnig klingen ließ wie ein Sommermorgen. »Kann er die Union nicht ohne mich besiegen?«
    Espe lachte nicht. Er verzog auch nicht das Gesicht. Er stand einfach da, in der Tür, wie eine bedrohliche Steinplatte.
    Calder gab sich alle Mühe, lässig die Achseln zu zucken. »Nun, ich vermute, jeder Mann dient irgendeinem anderen. Was ist mit meiner Frau?«
    Espes gesundes Auge glitt zu Seff hinüber. Hätte er sie mit geifernder Lust oder abfälligem Ekel angesehen, hätte Calder sich besser gefühlt. Aber Espe betrachtete die Schwangere so, wie ein Metzger ein totes Tier ansehen mochte; als Arbeit, die getan werden musste. »Dow will, dass sie als Geisel hierbleibt. Um sicherzugehen, dass sich alle gut benehmen. Sie ist in Sicherheit.«
    »Solange sich alle gut benehmen.« Calder merkte, dass er vor Seff getreten war, als könne er sie mit seinem Körper schützen. Obwohl das bei einem Mann wie Espe wahrlich keinen Schutz bedeutete.
    »Ganz genau.«
    »Und falls sich der Schwarze Dow schlecht beträgt? Wo ist meine Geisel?«
    Espes Auge glitt zu Calder zurück und blieb an ihm hängen. »Ich werde deine Geisel sein.«
    »Wenn Dow sein Wort bricht, kann ich dich töten, ja?«
    »Du kannst es versuchen.«
    »Hm.« Caul Espe hatte einen der härtesten Namen im gesamten Norden. Calder, das musste kaum erwähnt werden, nicht. »Gewährst du uns einen Augenblick, damit wir uns verabschieden können?«
    »Warum nicht?« Espe machte einen Schritt zurück, bis nur noch das Schimmern seines Metallauges in den Schatten sichtbar blieb. »Ich bin kein Ungeheuer.« Die Tür schloss sich.
    »Zurück in die Schlangengrube«, raunte Calder.
    Seff nahm seine Hand und sah mit weit geöffneten Augen zu ihm auf, gleichzeitig ängstlich und drängend. Beinahe so ängstlich und drängend wie er. »Hab Geduld, Calder. Bewege dich mit großer Vorsicht.«
    »Ich werde den ganzen Weg über auf Zehenspitzen gehen.« Wenn er überhaupt je ankam. Seiner Vermutung nach standen die Chancen, dass Espe angehalten worden war, ihm auf der Reise die Kehle durchzuschneiden und seine Leiche in einem Moor zu versenken, eins zu vier.
    Sie nahm sein Kinn zwischen Finger und Daumen und schüttelte es ungeduldig. »Ich meine es ernst. Dow fürchtet dich. Mein Vater sagt, ihm wäre jede Entschuldigung recht, dich umzubringen.«
    »Dow sollte mich auch fürchten. Einmal abgesehen von allem anderen bin ich vor allem meines Vaters Sohn.«
    Sie zwickte sein Kinn noch stärker und sah ihm direkt in die Augen. »Ich liebe dich.«
    Er blickte zu Boden, als er hinten in der Kehle die Tränen aufsteigen fühlte. »Warum? Merkst du denn nicht, was für ein bösartiger Scheißkerl ich bin?«
    »Du bist besser, als du denkst.«
    Wenn sie es sagte, konnte er es beinahe glauben. »Ich liebe dich auch.« Er musste nicht einmal lügen. Wie hatte er getobt, als sein Vater ihm diese Verbindung bekanntgegeben hatte. Diese schweinsnasige, spitzzüngige kleine Zicke sollte er heiraten? Inzwischen erschien sie ihm jedes Mal, wenn er sie sah, schöner als zuvor. Er liebte ihre Nase, und er liebte ihre Zunge, sollte sie auch spitz sein wie ein Dolch. Er liebte sie so sehr, dass er fast allen anderen Frauen abgeschworen hätte. Nun zog er sie an sich, blinzelte die Nässe aus den Augenwinkeln weg und küsste sie noch einmal. »Mach dir keine Sorgen. Niemand ist weniger scharf darauf, an meiner Hinrichtung teilzunehmen, als ich selbst. Bevor du dich versiehst, werde ich wieder in deinem Bett liegen.«
    »In voller Rüstung?«
    »Wenn du willst.« Er trat von ihr zurück.
    »Und keine Lügen, während du weg bist.«
    »Ich lüge nie.«
    »Lügner«, hauchte sie, bevor die Wachen die Tür schlossen und den Riegel vorlegten. Calder stand im dunklen Flur, überwältigt von dem traurig-sentimentalen Gedanken, dass er seine Frau vielleicht nie wieder sehen würde. Das verlieh ihm einen Anflug von Mut, und er eilte Espe hinterher, holte seinen Bewacher ein und klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter. Seine Hände trafen auf einen Widerstand, so fest und solide wie Holz, und das machte ihn ein wenig nervös, aber er legte trotzdem los.
    »Wenn ihr irgendetwas

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