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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zustößt, dann verspreche ich dir das Eine …«
    »Nach dem, was ich gehört habe, ist auf deine Versprechen nicht allzu viel zu geben.« Espes Auge wanderte zu der Hand, die offenbar seinen Unmut erregte, und Calder zog sie vorsichtig zurück. Er war nur selten mutig, und wenn, dann stets im Rahmen der Vernunft.
    »Wer sagt das? Der Schwarze Dow? Wenn es einen Drecksack im Norden gibt, dessen Versprechen weniger wert sind als meine, dann wohl ihn.« Espe schwieg, aber Calder war niemand, der sich so leicht entmutigen ließ. Guter Verrat braucht etwas Einsatz. »Dow wird dir niemals mehr geben als das, was du ihm mit beiden Händen entreißen kannst. Von ihm wirst du nichts bekommen, egal, wie treu du ihm bist. Im Gegenteil, je fester du zu ihm hältst, desto weniger hast du von ihm zu erwarten. Du wirst sehen. Nicht genug Fleisch und viel zu viele Hunde, die gefüttert werden müssen.«
    Espes Auge verengte sich ein winziges bisschen. »Ich bin kein Hund.«
    Der kleine Anklang von Zorn hätte ausgereicht, um die meisten Männer vor Angst zum Schweigen zu bringen, aber für Calder bot er lediglich einen Spalt, den es zu weiten galt. »Das erkenne ich sehr wohl«, wisperte er ebenso leise und drängend, wie Seff ihm zuvor ins Ohr geflüstert hatte. »Die meisten Männer blicken nicht weiter als bis zu der Furcht, die sie vor dir empfinden, aber ich schon. Ich erkenne, was du bist. Ein Kämpfer natürlich, aber auch jemand, der nachdenkt. Ein ehrgeiziger Mensch. Ein stolzer Mann, und wieso auch nicht?« Calder blieb in einem düsteren Teil des Flurs stehen, beugte sich verschwörerisch vor und kämpfte gegen den Impuls an, den Kopf abzuwenden, als sich ihm die abscheuliche Narbe zuwandte. »Wenn ein Mann wie du für mich arbeiten würde, dann wüsste ich ihn besser einzusetzen, als der Schwarze Dow es tut, so viel kann ich dir versprechen.«
    Espe winkte ihn mit einer Handbewegung zu sich heran, und an seinem kleinen Finger flammte in der Düsternis ein großer Rubin blutrot auf. Calder hatte keine andere Wahl als näher, näher und noch näher zu kommen, viel näher, als ihm lieb war. So nahe, dass er Espes warmen Atem fühlen konnte. Beinahe nahe genug für einen Kuss. Bis Calder nur noch sein eigenes verzerrtes, wenig überzeugendes Grinsen in dem toten Metall der Augenkugel sehen konnte.
    »Dow will dich sehen.«

UNSER BESTES
    Euer Erhabene Majestät,
    Wir haben uns vollständig von der Niederlage bei Stillfurt erholt, und der Feldzug geht weiter. Trotz aller Winkelzüge des Schwarzen Dow treibt Marschall Kroy den Gegner doch stets weiter nach Norden in Richtung seiner Hauptstadt Carleon. Dow kann sich nicht endlos zurückziehen. Wir werden ihn vernichten, darauf kann sich Eure Majestät verlassen.
    General Jalenhorms Division hat gestern ein kleines Scharmützel auf einer Hügelkette im Nordosten gewonnen. Lord Statthalter Meed führt seine Division südlich in Richtung Ollensand und hofft, die Nordmänner so dazu zu bringen, dass sie ihr Heer aufteilen und dadurch in der Schlacht einen Nachteil haben. Ich reise mit General Mittericks Division und bleibe daher in der Nähe von Marschall Kroys Hauptquartier. Gestern lauerten Nordmänner unserem Versorgungszug in der Nähe eines Dorfes namens Barden auf, an einer Stelle, wo er aufgrund der schlechten Straßen auseinandergezogen war. Die Wachsamkeit und der Mut der Nachhut sorgten dafür, dass der Feind unter schweren Verlusten zurückgedrängt werden konnte. Ich empfehle Eurer Majestät einen gewissen Leutnant Kerns, der in diesem Kampf besonders großen Mut bewies und sein Leben verlor, wobei er, wie ich hörte, eine Frau und ein kleines Kind hinterlässt.
    Die Kolonnen sind gut aufgestellt. Das Wetter ist schön. Das Heer kann sich frei bewegen, und die Männer sind in bester Stimmung.
    Ich verbleibe der treueste und unwürdigste Diener Eurer Majestät,
    Bremer dan Gorst, königlicher Berichterstatter aus dem Nordkrieg
    Die Kolonne hatte sich völlig aufgelöst. Es goss wie aus Eimern. Das Heer steckte im Morast fest, und die Männer waren völlig demoralisiert. Und keiner in dieser verlausten Rotte ist demoralisierter als ich.
    Bremer dan Gorst drängte sich durch eine schlammbespritzte Gruppe von Soldaten, die wie Maden hin und her wimmelten, während die Brühe an ihren Rüstungen herunterlief und die geschulterten Piken lebensgefährlich in alle Richtungen zuckten. Sie saßen fest wie geronnene Milch in einer Flasche mit engem Hals, dennoch drängten

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