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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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finsterer Blick über Carleon. Über das Labyrinth der kopfsteingepflasterten Gässchen, das Gewirr der steilen Schieferdächer, die hoch aufragenden Stadtmauern, die einst sein Vater hatte errichten lassen, und die der Nieselregen nun schimmernd schwarz färbte. Zu den nebelverhangenen Feldern dahinter, über die Gabelung des grauen Flusses und zu den streifigen Andeutungen der Berge, die das Tal einfassten. Als ob er, wenn er nur lange genug schlecht gelaunt vor sich hin starrte, den Blick noch weiter in die Ferne würde richten können. Über vierzig Meilen unwegsamen Landes bis zum verstreuten Heer des Schwarzen Dow. Dorthin, wo sich das Schicksal des Nordens entschied.
    Ohne ihn.
    »Ich will doch nur, dass alle tun, was ich ihnen sage. Ist denn das zu viel verlangt?«
    Seff glitt hinter ihn, und ihr Bauch drückte gegen seinen Rücken. »Ich würde sagen, das wäre mehr als klug.«
    »Ich weiß doch, was das Beste ist, oder nicht?«
    »Ich weiß es, und ich sage es dir, und von daher … hast du Recht.«
    »Es hat aber den Anschein, als gäbe es ein paar schweinsköpfige Drecksäcke im Norden, die nicht begriffen haben, dass wir die richtigen Antworten kennen.«
    Ihre Hand wanderte seinen Arm hinunter und drückte seine rastlosen Finger gegen den Stein. »Männer lassen nicht gern erkennen, dass sie für den Frieden sind, aber sie werden es schlussendlich doch tun. Du wirst schon sehen.«
    »Und bis das geschieht, werde ich, wie alle Visionäre, abgewiesen. Verspottet. Ins Exil geschickt.«
    »Und solange bist du mit deiner Frau in ein Zimmer gesperrt. Ist das so schlimm?«
    »Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre«, log er.
    »Lügner«, flüsterte sie, und ihre Lippen kitzelten sein Ohr. »Du bist fast ein so guter Lügner, wie man immer von dir behauptet. Du wärst viel lieber da draußen, an der Seite deines Bruders, in voller Rüstung.« Ihre Hände glitten unter seine Achseln und über seine Brust; die Bewegung verursachte ihm einen kitzelnden Schauer. »Und würdest ganzen Wagenladungen von Südländern die Köpfe abschlagen.«
    »Mord ist meine Lieblingsbeschäftigung, das weißt du doch.«
    »Du hast mehr Männer getötet als Skarling.«
    »Und ich würde meine Rüstung auch im Bett tragen, wenn ich könnte.«
    »Nur die Rücksichtnahme auf meine ach so weiche Haut hält dich davon ab.«
    »Aber abgeschlagene Köpfe spritzen so leicht.« Er wand sich in ihrer Umarmung, bis er sich umdrehen konnte, und legte gemächlich eine Fingerspitze gegen ihr Brustbein. »Ein schneller Stich ins Herz ist mir viel lieber.«
    »So wie du auch meins aufgespießt hast. Du bist wahrlich ein großer Schwertfechter.«
    Er stieß einen leisen Aufschrei aus, als er ihre Hand zwischen seinen Beinen spürte, dann rutschte er kichernd an der Mauer entlang, die Arme abwehrend erhoben. »Schon gut, ich gebe es zu! Ich bin im Bett erfolgreicher als im Feld.«
    »Endlich höre ich die Wahrheit. Sieh doch nur, was du mit mir gemacht hast.« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und sah ihn missbilligend an. Als er wieder näher kam, wandelte sich ihre Miene zu einem Lächeln, und er fasste nach ihrer Hand, streckte die Fingerspitzen zwischen die ihren und streichelte ihren geschwollenen Bauch.
    »Es wird ein Junge«, flüsterte sie. »Das spüre ich. Ein Erbe für den Norden. Du wirst König, und da…«
    »Schschsch.« Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Man konnte nie wissen, ob sie belauscht wurden. Und außerdem: »Ich habe einen älteren Bruder, schon vergessen?«
    »Einen älteren Bruder, der ein Holzkopf ist.«
    Calder verzog das Gesicht, bestritt es aber nicht. Seufzend sah er auf ihren seltsamen, wundervollen, furchteinflößenden Bauch. »Mein Vater hat immer gesagt, es gäbe nichts Wichtigeres als die Familie.« Außer Macht. »Außerdem ist es sinnlos, über Dinge zu streiten, die wir nicht haben. Der Schwarze Dow trägt die Kette meines Vaters. Der Schwarze Dow ist es, über den wir uns Gedanken machen müssen.«
    »Der Schwarze Dow ist nichts als ein einohriger Schläger.«
    »Ein Schläger, der den ganzen Norden unter seiner Knute hat und dem die mächtigsten Anführer unseres Landes gehorchen.«
    »Die mächtigsten Anführer.« Sie schnaubte ihm ins Gesicht. »Zwerge, die die Namen großer Männer führen.«
    »Brodd Zehnweg.«
    »Diese verfaulte alte Made? Allein beim Gedanken an ihn wird mir übel.«
    »Cairm Eisenkopf.«
    »Nach dem, was ich gehört habe, hat er einen winzigkleinen Schwanz. Deswegen

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