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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ständig Männer von hinten nach, verstärkten das Gedränge mit ihrer eigenen schlechten Laune, verstopften weiter den schlammigen Pfad, der hier als Straße durchging, und zwangen andere, fluchend zwischen die Bäume auszuweichen. Gorst war bereits spät dran, und es wurde schwerer und schwerer, sich einen Weg durch die immer dichter werdende Menge zu bahnen und die Männer vor sich beiseite zu schieben. Manche wollten aufbegehren, wenn er sich vorbeidrängte und sie auf dem matschigen Boden ausglitten, aber wenn sie sahen, wen sie vor sich hatten, klappten sie den Mund stets schnell wieder zu. Man kannte ihn.
    Der Widersacher, der das Heer Seiner Majestät derart aufhielt, war einer der eigenen Wagen, der aus dem knietiefen Schlamm auf dem Weg in das wesentlich tiefere Moor daneben gerutscht war. Getreu dem universell geltenden Gesetz, dass die hinderlichste Entwicklung unweigerlich eintreten wird, egal, wie unwahrscheinlich sie auch ist, hatte sich das Gefährt auf irgendeine Weise quer gestellt, und die hinteren Räder steckten nun bis zu den Achsen im weichen Boden. Ein fluchender Kutscher trieb seine beiden Pferde zu einer sinnlosen, schäumenden Panik an, während sich ein halbes Dutzend durchnässter Soldaten erfolglos am Heck des Wagens zu schaffen machte. Auf beiden Seiten der Straße kämpften sich Männer durch das feuchte Unterholz an der Stelle vorbei und schimpften, als die Brombeerranken ihre Ausrüstung zerrissen, Piken und Lanzen zwischen Ästen hängen blieben und Zweige in Gesichter schnellten.
    Drei junge Offiziere standen in der Nähe, die Schultern ihrer scharlachroten Uniformen durch den Dauerregen kastanienbraun gefärbt. Zwei stritten miteinander, deuteten immer wieder mit ausgestreckten Zeigefingern auf den Karren, während der andere ihnen zusah, eine Hand locker auf das vergoldete Heft seines Degens gelegt, als stünde er gerade einem Uniformschneider Modell.
    Eine bessere Blockade hätte der Feind selbst mit tausend sorgsam ausgewählten Männern nicht errichten können.
    »Was geht hier vor sich?«, verlangte Gorst zu wissen, wobei er sich – wie immer vergebens – bemühte, seiner Stimme einen autoritären Klang zu verleihen.
    »Herr Oberst, der Versorgungskarren sollte gar nicht auf dieser Straße unterwegs sein!«
    »Das ist Unsinn, Herr Oberst! Die Infanterie sollte eine Weile halten, während wir …«
    Weil es ja immer darauf ankommt, einen Schuldigen zu finden, und nicht etwa eine Lösung. Gorst schob die Offiziere aus dem Weg, trat mit schmatzenden Schritten in den Morast, drängte sich zwischen die dreckverschmierten Soldaten und tastete im Schlamm nach der Hinterachse des Wagens, während seine Stiefel im nassen Grund nach einem halbwegs sicheren Stand suchten. Dann holte er ein paar Mal Luft und machte sich bereit.
    »Los!«, rief er piepsend dem Kutscher zu und vergaß dabei, zumindest versuchsweise eine tiefere Tonlage anzustreben, wie er es sonst immer tat.
    Eine Peitsche knallte. Männer stöhnten. Pferde schnaubten. Der Schlamm saugte sich fest. Gorst spannte von den Zehen bis zum Scheitel jeden Muskel an und zitterte unter dem Kraftakt. Die Welt verblasste, und es gab nur noch ihn und seine Aufgabe. Er schnaufte, dann knurrte er und zischte, und die Wut stieg in ihm auf, als habe er anstelle eines Herzens einen endlosen Tank voller Zorn in sich und müsste nur den Zapfhahn öffnen, um diesen Wagen davonzublasen.
    Die Räder gaben mit einem protestierenden Kreischen nach, dann glitten sie mit einem Satz nach vorn und aus dem Morast. Gorst, der sich nun mit all seiner Kraft gegen nichts mehr stemmte, kam ins Stolpern und fiel vornüber in den Dreck. Einer der Soldaten tat es ihm nach. Er richtete sich wieder auf, während der Karren davonratterte und der Kutscher sich alle Mühe gab, die verschreckten Pferde wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Vielen Dank für die Hilfe, Herr Oberst.« Der schlammverschmierte Soldat streckte eine ungeschickte Pfote aus und schaffte es, den Dreck, der Gorsts Uniform beschmutzte, noch breiter zu verteilen. »Es tut mir leid, Herr Oberst, es tut mir sehr leid.«
    Sorgt gefälligst dafür, dass die Achsen eurer Wagen ordentlich geschmiert sind, ihr hirnlosen Dreckskerle. Haltet eure Wagen auf der Straße, ihr glotzenden Idioten. Tut eure verdammte Arbeit, ihr faulen Strolche. Ist denn das zu viel verlangt? »Gut«, brummte Gorst, schob die Hand des Mannes weg und versuchte vergebens, seine Jacke zu richten. »Ich danke Ihnen.« Er

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