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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Freunde. Das hier schmeckt nach … Fortschritt. Würde sicher auch gut mit Schinken funktionieren. Wahrscheinlich mit allem.«
    »Probier’s doch mal mit einem Kackhaufen«, schlug Herrlich vor.
    Drofd lachte, bis ihm der Rotz aus der Nase lief, aber Whirrun nahm das kaum zur Kenntnis. »So ist das mit dem Krieg. Der zwingt die Leute, aus dem, was sie haben, etwas Neues zu erfinden. Zwingt sie, in neuen Bahnen zu denken. Kein Krieg, kein Fortschritt.« Er lehnte sich auf einem Ellenbogen zurück. »Wisst ihr, der Krieg ist der Pflug, der dafür sorgt, dass die Erde fruchtbar bleibt, wie das Feuer, das Platz für neue Felder schafft, wie …«
    »Scheiße, die Blumen besser wachsen lässt?«, fragte Herrlich.
    »Genau!« Whirrun deutete energisch mit seiner neuen Schöpfung in ihre Richtung, und der Käse fiel heraus und rutschte in den Feuerstapel. Herrlich kippte vor Lachen beinahe um. Yon schnaubte so sehr, dass ihm Brotkrümel aus der Nase kamen. Selbst Scorry hörte mit dem Singen auf, um hell zu kichern. Kropf lachte mit ihnen. Es fühlte sich gut an, aber auch so, als sei das letzte Mal zu lange her. Whirrun betrachtete stirnrunzelnd die zwei auseinanderklaffenden Brotscheiben. »Ich glaube, ich hatte den Käse nicht gut genug festgeklemmt.« Damit schob er sich beide auf einmal in den Mund und suchte zwischen den feuchten Zweigen nach dem Käse.
    »Gibt’s schon Anzeichen dafür, dass sich die Union bewegt?«, fragte Kropf.
    »Wir haben jedenfalls noch nichts gesehen.« Yon sah mit zusammengekniffenen Augen zu den hellen Flecken, die allmählich im Osten aufzogen. »Aber der Morgen graut. Wir werden bald mehr wissen, nehme ich an.«
    »Wir sollten Brack wecken«, erklärte Kropf. »Der mault sonst den ganzen Tag nur rum, wenn er kein Frühstück bekommen hat.«
    »Joh, Häuptling.« Drofd trottete zu der Lagerstatt hinüber, wo der Bergmensch schlief.
    Kropf deutete auf den Vater der Schwerter und das kurze Stück nackter Klinge, das Whirrun gezogen hatte. »Muss sie jetzt nicht mit Blut befleckt werden?«
    »Vielleicht zählen auch Krümel?«, schlug Herrlich vor.
    »Leider nicht.« Whirrun presste den Handballen gegen die Schneide, dann wischte er sie mit dem letzten Stück Brotkruste ab und ließ das Schwert sanft wieder in seine Scheide gleiten. »Fortschritt kann schmerzhaft sein«, brummte er und lutschte an dem frischen Schnitt.
    »Häuptling?« Drofd sah eigentümlich besorgt aus, soweit Kropf das bei dem Dämmerlicht erkennen konnte, während der Wind dem Jungen das Haar ins Gesicht blies. »Ich glaube, Brack will nicht aufstehen.«
    »Das werden wir ja sehen.« Kropf ging nun selbst zu der Stelle hinüber, wo Bracks massige Gestalt eingerollt auf der Seite lag. Schatten sammelten sich in den Falten seiner Decke. »Brack.« Er stupste den alten Kämpen mit der Stiefelspitze an. »Brack?« Die tätowierte Seite seines Gesichts war mit kleinen Tautropfen besetzt. Kropf legte seine Hand darauf. Kalt. Fühlte sich gar nicht wie ein Mensch an. Mehr wie Fleisch und Haare, ganz, wie Whirrun vorhin gesagt hatte.
    »Na los, steh auf, Brack, du fettes Schwein«, raunzte Herrlich. »Bevor Yon dir alles wegfrisst un…«
    »Brack ist tot«, verkündete Kropf.
    Finree hätte nicht sagen können, wie lange sie schon wach war und auf ihrer Reisetruhe am Fenster saß, die Arme auf den kalten Sims gestützt, das Kinn auf die Hände. Lange genug um zuzusehen, wie sich die zerklüfteten Gipfel der Berge im Norden allmählich vor dem Himmel abzeichneten, wie der schnell dahinströmende Fluss schimmernd aus dem Nebel hervortrat, wie die Wälder im Osten nach und nach Konturen bekamen. Wenn sie nun die Augen zusammenkniff, konnte sie sogar die Spitzen der Pfähle erkennen, aus denen die Palisade rund um Osrung bestand, und von einem einzelnen Turm blinkte ein Licht zu ihr herüber. Auf den paar hundert Schritt schwarzen Ackerlands, die sich zwischen ihr und der Stadt erstreckten, markierte eine ausgefranste Kurve flackernder Fackeln die Stellungen der Union.
    Sobald der Himmel etwas heller war und Fin mehr Einzelheiten der Welt um sie herum erkennen konnte, würden Lord Statthalter Meeds Truppen aus ihren Gräben kommen und zur Stadt stürmen. Die starke rechte Faust des Heeres, das ihr Vater befehligte. Sie biss sich auf die Zungenspitze, so heftig, dass es wehtat. Gleichzeitig aufgeregt und ängstlich.
    Sie reckte sich und sah sich über die Schulter hinweg in dem kleinen, spinnwebenverhangenen Zimmer um. Zwar hatte

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