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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gefällt?«, lockte sie und deutete auf einen Stock, an den verschiedene Modelle für Goldtressen geheftet waren.
    Unvermittelt stieg in Gorst ein erstickendes Bedürfnis auf zu weinen, und er lächelte sie traurig an und schüttelte den Kopf. Sie spuckte ihm vor die Füße und verschwand zwischen den Umstehenden. Zwei ältere Damen standen im Eingang eines tropfnassen Zelts und verteilten gedruckte Zettel, auf denen für Mäßigung und Nüchternheit geworben wurde, an Soldaten, die nicht einmal lesen konnten und die Blätter bereits im Umkreis von einer halben Meile in den Dreck getreten hatten. Wohlfeile Lektionen, ausgelöscht vom Regen.
    Noch ein paar Schritte, von denen jeder unermesslich schwer fiel, und er blieb stehen, allein in der großen Menge. Fluchende Soldaten mühten sich an ihm vorbei durch den Dreck, wie er selbst in ihrer kleinen, persönlichen Verzweiflung gefangen, wie er selbst versucht, etwas zu kaufen, das man nicht für Geld bekam. Er hob den Kopf, den Mund geöffnet, und der Regen kitzelte seine Zunge. Vielleicht hoffte er auf ein himmlisches Zeichen, aber die Sterne waren hinter Wolken verborgen. Sie leuchten besseren Menschen den Weg des Glücks. Männern wie Harod dan Brock. Schultern und Ellenbogen stießen gegen ihn. Kann mir nicht jemand helfen?
    Aber wer?

ZWEITER TAG
    »Man kann nicht sagen,
    dass die Zivilisation nicht
voranschreitet, denn in
jedem Krieg wird auf neue
Art und Weise getötet.«
    WILL ROGERS



MORGENGRAUEN
    A ls Kropf sich mühsam von seinem Lager erhob, das kalt und klamm war wie das nasse Grab eines Ertrunkenen, war die Sonne nicht mehr als ein schlammbrauner Fleck inmitten der Schwärze des östlichen Himmels. Mit steifen Fingern schob er das Schwert durch die Halterung an seinem Gürtel und gab sich dann dem morgendlichen Trott hin, unter Strecken, Knacken und Stöhnen herauszufinden, welche Stelle wie stark wehtat. Seinen schmerzenden Kiefer hatte er Hartbrot und seinen Jungs zu verdanken, die schmerzenden Beine dem Dauerlauf über die Felder und die Anhöhe hinauf, gefolgt von einer Nacht im Wind, aber für die höllischen Kopfschmerzen war er ganz allein selbst verantwortlich. Am Abend zuvor hatte er sich einen oder zwei oder vielleicht auch noch ein paar mehr Schluck genehmigt, um den Verlust der Gefallenen etwas weniger zu spüren und um auf das Glück der Lebenden anzustoßen.
    Die meisten seines Dutzends hatten sich bereits um den Stoß feuchten Holzes versammelt, das an einem schöneren Tag ein Feuer abgegeben hätte. Drofd hatte sich über die Äste und Zweige gebeugt und fluchte leise, als es ihm nicht gelang, sie anzuzünden. Also blieb die Küche heute wohl kalt.
    »Ach, wie schön wäre jetzt ein Dach«, raunte Kropf leise, als er zu seinen Leuten hinüberhumpelte.
    »Ich schneide das Brot ganz dünn, siehst du?« Whirrun hatte sich den Vater der Schwerter zwischen die Knie geklemmt und die Klinge eine Handlänge weit aus der Scheide gezogen, und nun bewegte er einen Brotlaib mit geradezu alberner Vorsicht darüber hin und her, wie ein Zimmermann, der eine wichtige Verzahnung bearbeitet.
    »Geschnittenes Brot?« Herrlich wandte sich vom schwarzen Tal ab und sah ihm zu. »Meinst du, dass sich das durchsetzt?«
    Yon spuckte über die Schulter aus. »Ist doch egal, beeil dich mal damit! Ich habe Hunger.«
    Doch Whirrun ließ sich nicht stören. »Wenn ich dann zwei abgeschnitten habe«, erklärte er und ließ eine blasse Scheibe Käse auf das eine Stück Brot fallen, um das zweite darauf zu klatschen, als wollte er eine Fliege fangen, »dann klemme ich den Käse dazwischen, und dann hab ich’s!«
    »Brot und Käse.« Yon wog nun den übrig gebliebenen Laib in einer Hand, den Käse in der anderen. »Genau wie ich.« Nachdem er ein Stück von dem Käse abgebissen hatte, warf er Scorry den Rest zu.
    Whirrun seufzte. »Hat denn keiner von euch einen Blick für die kommenden Möglichkeiten?« Er hielt sein Meisterwerk ins Licht, so weit das zu dieser noch sehr finsteren Stunde möglich war. »Das hier ist ebenso wenig nur Brot und Käse, wie eine Axt nur Holz und Eisen oder ein lebender Mensch nur Fleisch und Haare ist.«
    »Was ist es denn dann?«, fragte Drofd, der sich aus der Hocke aufrichtete und den Feuerstein entnervt neben das nasse Holz warf.
    »Etwas ganz Neues. Eine Verquickung der bescheidenen Bestandteile Brot und Käse zu einem größeren Ganzen. Ich nenne es … eine Käsefalle.« Whirrun knabberte vorsichtig an einer Ecke. »O ja, meine

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